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Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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sie sich umdrehen und ihrer Entrüstung über sein Benehmen Ausdruck verleihen konnte, hatte er ihr die Tür bereits wieder vor der Nase zugeschlagen.

18
    J ulias erster Impuls bestand darin, erneut an Richards Tür zu pochen, aber sie hatte gehört, wie sich drinnen der Schlüssel im Schloss drehte. Er würde nicht wieder öffnen. In einem Punkt hatte er außerdem recht: Sie wollte nicht die Aufmerksamkeit auf ihn lenken, indem sie hier oben Krach schlug. Dafür war er seinem Zuhause viel zu nahe. Wahrscheinlich war er sogar durch die Hintertür hereingeschlichen, nachdem sein Freund ihnen das Zimmer besorgt hatte.
    Außerdem musste sie sich erst einmal beruhigen. Die Art, wie er sie behandelte, brachte sie noch genauso in Rage wie früher. Sie beide hatten es noch nie geschafft, sich wie normale Menschen miteinander zu unterhalten – außer kürzlich, bevor sie einander wiedererkannt hatten. Aber es war zu spät, um an diesen Punkt zurückzukehren. Oder?
    Sie sollte zumindest den Versuch unternehmen, ihm zu beweisen, dass sie nicht mehr das ungezügelte Kind war, das ihm damals sogar ein Ohr abbeißen wollte! Inzwischen war sie eine erwachsene Frau, die ihre Gefühle im Griff hatte – und hoffentlich auch ihr zukünftiges Schicksal.
    Sie marschierte die Treppe also wieder hinunter und schnappte sich im Vorbeigehen wortlos ihr Köfferchen. Richards Freund hatte unten gewartet, den Koffer zu seinen Füßen, als hätte er schon geahnt, dass sie bald wieder auftauchen würde.

    Julia erkundigte sich, ob das zweite Zimmer oben frei wäre, was der Fall war. Wenige Minuten später stand sie hinter ihrer eigenen verschlossenen Tür und starrte mit zusammengekniffenen Augen auf die Wand, die sie von Richard trennte.
    Wäre er vernünftig gewesen, hätten sie zu einer schnellen Einigung gelangen können, und sie, Julia, wäre wahrscheinlich schon wieder auf dem Heimweg. Trotzdem konnte sie noch heute die Rückreise nach London antreten, wenn sie binnen einer Stunde zum Aufbruch bereit war. Sie musste sich nur schnell frisch machen und dann ein weiteres Mal versuchen, mit Richard zu sprechen.
    Als sie ihren schmutzigen Reithut abnahm, stellte sie fest, dass er mit einer derart dicken Staubschicht überzogen war, dass sogar die rosaroten Federn unter dem Gewicht herabhingen. In diesem Moment wurde ihr klar, dass ihr Gesicht bestimmt genauso schlimm aussah. Zum Glück gab es in dem Raum keinen Spiegel, um das zu überprüfen, aber sie zweifelte nicht daran, dass sie recht hatte, und wunderte sich, wieso Richard keine hämische Bemerkung darüber gemacht hatte. Andererseits war seine eigene Aufmachung auch nicht gerade vorbildlich und dem Sohn eines Grafen gewiss nicht angemessen gewesen.
    Er hatte ein bauschiges weißes Hemd getragen, das nicht in der Hose steckte, sondern auf Hüfthöhe von einem breiten, stark verzierten Gürtel zusammengehalten wurde. Dazu hatte er eine weite an den Knien abgeschnittene Hose an, was in Kombination mit seinen kniehohen glänzenden Stiefeln ziemlich exotisch wirkte. Sein extrem langes Haar war im Nacken zusammengebunden und fiel dadurch umso mehr auf. Julia fragte sich, ob das Ganze wohl als Verkleidung diente.
    Allerdings verschwendete sie keinen weiteren Gedanken mehr daran, als endlich ein Krug mit frischem Wasser und mehrere Handtücher eintrafen. Das Zimmermädchen – oder
die Frau des Besitzers – erklärte ihr, dass sich im Erdgeschoss gleich neben der Vorratskammer eine weitere kleine Kammer mit einer Badewanne befände, falls sie ein Bad nehmen wollte. Julia lehnte dankend ab und wusch sich stattdessen ausgiebig mit dem Wasser aus dem Krug, ehe sie in ihr frisches Reitkostüm schlüpfte. Auf die passende lavendelfarbene Jacke verzichtete sie allerdings noch. Diese würde sie erst später brauchen, wenn sie zum Aufbruch bereit war.
    Dieses Mal klopfte sie ganz leise an Richards Tür. Er fiel darauf herein und machte auf, woraufhin Julia schnell ins Zimmer stürmte, ehe er sie davon abhalten konnte. Nachdem sie ihn so erfolgreich ausgetrickst hatte, musste sie sich ein höhnisches Lachen verbeißen, als sie sich ihm zuwandte. Mit wütender Miene schloss er die Tür.
    »Hör mich erst an, bevor du wieder grob wirst!«, sagte sie rasch. »Wenn du nicht hergekommen bist, um nach Hause zurückzukehren, was machst du dann so nahe bei Willow Woods?«
    »Ich bin hier, um meinen Bruder zu sehen.«
    »Nur deswegen?« Als er nickte, erklärte sie in ziemlich geringschätzigem Ton: »Dann

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