Im Taumel der Herzen - Roman
beschränkt, Schläge auszuteilen oder andere dafür zu bezahlen …«
»Genug!«, rief Milton, der mittlerweile rot angelaufen war.
Richard zog eine Braue hoch. »Darf der Herr Richter denn nicht wissen, wie brutal es unter deinem Dach zugegangen ist? Aber du hast völlig recht, Vater. Wir wissen beide, dass es zwischen uns nie zu einer Versöhnung kommen wird. Warum also hast du mich hierher schleppen lassen?«
»Um endlich mit dir abzurechnen. Verfügst du über genug Geld, um die immensen Spielschulden zu bezahlen, die du mir aufgehalst hast und die ich größtenteils immer noch dem Herzog von Chelter schulde? Er hat mir damals nämlich aus der Verlegenheit geholfen … und reibt mir das auch immer wieder gönnerhaft unter die Nase!«
Nun war Richard für einen Moment sprachlos. Diese verdammten Mistkerle hatten sich am Ende also doch an seinen Vater gewandt, um an ihr Geld zu kommen? Warum hatte Milton dann nicht längst alle Brücken zu ihm abgebrochen?
»Du warst ein Narr, wenn du meine Spielschulden bezahlt hast, statt dich einfach von mir loszusagen.«
»Dann war es also tatsächlich Absicht? Ein Versuch, mich dazu zu zwingen, endgültig mit dir zu brechen?«
»Deine grausame Tyrannei ließ mir keine andere Wahl«, entgegnete Richard, »und es ist auch keineswegs zu spät, um dich von mir loszusagen. Du hast sogar einen Zeugen hier. Mach es offiziell!«
Milton schüttelte den Kopf. »Selbst wenn ich das jemals in Betracht gezogen hätte, wäre es damals keine Lösung gewesen. Du warst noch nicht volljährig, sodass man mich so oder so für deine Taten zur Rechenschaft ziehen konnte. Demnach lautet deine Antwort Nein? Du verfügst nicht über die Mittel, um sämtliche Schulden umgehend zu begleichen?«
»Natürlich nicht.«
»Bist du dann bereit, deine Verlobte zu ehelichen, um besagte Schulden begleichen zu können?«
»Teufel, nein!«
»Sehen Sie?«, wandte Milton sich an den Richter. »Es tut ihm nicht einmal leid, dass er absichtlich versucht hat, seine Familie in den Ruin zu treiben. Ebenso wenig ist er willens, auf die einzige Art, die ihm offensteht, Wiedergutmachung zu leisten.« Seufzend fügte Milton hinzu: »Bitte lassen Sie mich einen Augenblick mit meinem Sohn allein! Ich würde meine väterlichen Pflichten sträflich vernachlässigen, wenn ich nicht einen letzten Versuch unternähme, ihn zur Räson zu bringen, ehe ich zu drastischeren Maßnahmen greife.«
Richard fand, dass sich Letzteres gar nicht gut anhörte. Trotzdem ging er noch immer davon aus, dass er nicht lange genug vor Ort bleiben würde, um mitzuerleben, wie diese »drastischeren Maßnahmen« Früchte trugen. Milton war ein Narr, wenn er glaubte, sein Sohn würde eine Zwangsheirat als bindend erachten. Würde sein Vater trotzdem bekommen, was er wollte? Das bereitete Richard Sorgen. Er war schließlich nicht ins Exil gegangen, damit sein Vater am Ende doch noch gewann.
Der Graf hatte sich an seinen Schreibtisch gelehnt und wartete
mit verschränkten Armen, bis die Tür ins Schloss gefallen war. Er wirkte gar nicht wütend, sondern eher perplex.
»Ich habe dich nie verstanden«, begann Milton.
»Du hast es doch gar nie versucht.«
»Als ich vor all den Jahren jenen Vertrag abschloss, der uns seither an die Millers bindet, wollte ich dir etwas Gutes tun. Dir ein Leben in Fülle und Wohlstand sichern.«
»Ohne mich zu fragen«, rief ihm Richard ins Gedächtnis.
»Du warst damals noch viel zu jung, um dir eine eigene Meinung zu bilden. Woher hättest du wissen sollen, was gut für dich ist? Selbst jetzt bist du noch so störrisch, so fest entschlossen, meine Pläne zu vereiteln, dass du gar nicht begreifst, was du da ausschlägst.«
»Du wirst es mir sicher gleich sagen«, meinte Richard in sarkastischem Ton.
»Wie kannst du es wagen, dich auch noch über mich lustig zu machen? Nachdem sich die Umstände während deiner Abwesenheit so grundlegend verändert haben? Gerald Miller hatte vor fünf Jahren einen schweren Unfall und ist seither kaum noch bei Bewusstsein. Es besteht keine Hoffnung auf Besserung. Dadurch verfügt sein einziges Kind, deine Verlobte, nun über das gesamte Miller-Vermögen, und du bist genau rechtzeitig nach Hause gekommen, um diese Situation zu deinen Gunsten zu nutzen. Du brauchst lediglich im Rahmen einer Trauungszeremonie ›Ich will‹ zu sagen, und schon bist du mit einer der reichsten Frauen Englands verheiratet und kannst über ihr riesiges Vermögen verfügen. Was nicht nur das Ansehen
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