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Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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gegeben. Er hatte ihr vorgeworfen, sie hätte damit angefangen, obwohl sie in Wirklichkeit nichts dergleichen getan hatte. Trotzdem war es ein erstaunlicher Kuss gewesen, der sehr leidenschaftliche Gefühle in ihr geweckt hatte. Sie konnte nicht umhin, sich zu fragen, was wohl passiert wäre, wenn er dem Ganzen nicht ein so abruptes Ende gesetzt hätte.
    An diesem Tag legte sie erneut ein verrücktes Tempo vor, weil sie am liebsten noch vor Einbruch der Nacht zu Hause gewesen wäre. Doch das schafften sie nicht. Als sie die Stadt erreichten, in der sie am Morgen davor ihren ersten Halt eingelegt hatten, und dort ein weiteres Mal anhielten, um ihre ursprünglichen Pferde wieder abzuholen, wurde es bereits dunkel. Raymond, der an solch lange Tage ohne ein, zwei Nickerchen nicht gewöhnt war, weigerte sich, weiterzureiten. Julia war ihrerseits ebenfalls müde genug, um nicht darauf zu bestehen. Vom langen Galoppieren fühlte ihr Rücken sich erneut ganz taub an, und sie hatte auch wieder das Gefühl, von einer dicken Staubschicht überzogen zu sein. Sie kümmerte sich also um Räume für eine weitere Übernachtung, doch wie sich herausstellte, konnte sie dieses Mal nicht schlafen. Trotz ihrer Erschöpfung wälzte sie sich den Großteil der Nacht hin und her und durchlebte noch einmal ihre Begegnung mit Richard. Dabei musste sie an all die Dinge denken, die sie hätte
sagen können, aber nicht ausgesprochen hatte, und auch an all die Dinge, die hätten passieren können – aber nicht geschehen waren.
    Bereits am frühen Morgen brachen sie wieder auf und erreichten London wenige Stunden später. Raymond war immer noch verärgert, weil sie ihn so verdammt früh aus den Federn gejagt hatte, wie er es ausdrückte. Deswegen verabschiedete er sich nicht einmal von ihr, als sie ihr Haus erreichten, sondern eilte wortlos seinem eigenen Zuhause entgegen, das nur ein paar Häuserblöcke entfernt lag.
    Auch Julia hatte vor, sich noch einmal hinzulegen, weil sie sich nach dem wenigen Schlaf der letzten Nacht sehr erschöpft fühlte. Sobald sie jedoch das Haus betrat, stürmte ihr einer der Bediensteten ganz aufgeregt entgegen, und sowohl sein Gesichtsausdruck als auch der Klang seiner Stimme weckten sofort all ihre Lebensgeister. »Ihr Vater …«
    Mehr brauchte sie gar nicht zu hören, um Bescheid zu wissen. Eine solche Stimmung herrschte jedes Mal, wenn ihr Vater aufwachte – wirklich aufwachte. Der ganze Haushalt befand sich dann in heller Aufregung. Julia rannte bereits die Treppe hinauf.
    »Ich komme nicht zu spät?«, rief sie, als sie in das Zimmer ihres Vaters stürmte und sofort an seine Seite eilte. Gerald saß aufrecht im Bett, ein paar Kissen im Rücken, und lächelte sie an. »Wie lange bist du denn schon wach? Bitte sag mir, dass es noch nicht lange ist!«
    »Beruhige dich, Julie.« Er forderte sie auf, sich zu setzen, indem er neben sich auf das Bett klopfte. »Ich glaube nicht, dass es eine Frage der Zeit ist …«
    »Doch, natürlich, und das weißt du auch – du weißt es doch, oder? Du erinnerst dich?«
    »Ja, an alles.«
    Vor Nervosität ganz verlegen, holte sie tief Luft und grinste
ihn an. Sie wäre sehr wütend auf sich selbst gewesen, wenn sie dieses Zusammensein mit ihrem Vater verpasst hätte – noch dazu wegen Richard. Erst jetzt registrierte sie das Stück Stoff, oder besser gesagt Säckchen, das neben seinem Kopf auf dem Kissen ruhte, und bemerkte außerdem, dass Arthur nicht im Raum war.
    Sie hatte den Mann kurz nach dem Unfall als Vollzeitpfleger für Gerald eingestellt, weil sie wollte, dass jemand rund um die Uhr für ihn da war – jemand, der ihn fütterte, badete und sogar auf den kleinen Balkon hinaustrug, den sie an den Raum hatte anbauen lassen, damit ihr Vater die Sonne genießen konnte, wann immer das Wetter es zuließ. Arthur schlief sogar bei Gerald im Zimmer. Sie hatten ein Bett in eine Ecke gepfercht, damit er jederzeit parat sein konnte.
    »Wofür ist das?« Sie deutete auf das Säckchen. »Und wo ist Arthur?«
    »Er holt mein Mittagessen«, erklärte Gerald mit einem freudigen Lächeln. »Angeblich schuften sie in der Küche schon den ganzen Vormittag, um all meine Lieblingsspeisen zuzubereiten. Ich bekomme von jeder eine Kostprobe.«
    »Den ganzen Vormittag?« Julia schoss wieder hoch. » Wann bist du aufgewacht?«
    Dass sie solche Angst hatte, nicht genug Zeit mit ihm verbringen zu können, veranlasste ihn zu einem Seufzen. »Julie, es gibt gute Neuigkeiten – falls du es

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