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Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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wirklich dafür verantwortlich sein, wenn dein Vater wieder krank wird? Mir war nicht klar, dass du so eigennützig bist, mein Mädchen.«
    Sie schnappte nach Luft. Unter seiner angeblichen Sorge verbarg sich eine deutliche Drohung. Julia wusste, dass er ein schrecklich gieriger Mann war, aber dass er ihr nun auch noch Schuldgefühle einreden wollte, um sie zu manipulieren …?
    Ihre türkisfarbenen Augen blitzten vor Wut, als sie erwiderte: »Wie kommen Sie überhaupt dazu, von wenigen Monaten zu sprechen?! Ich habe Ihnen doch schon erzählt, dass ich Richard letzte Woche getroffen habe und er mir bei dieser Gelegenheit ins Gesicht gesagt hat, dass er mich auf keinen Fall heiraten wird! Was hätten Sie ihm sagen können, um ihn umzustimmen? Wenn Sie mir das nicht auf der Stelle erklären, mein Herr, dann haben wir beide nichts mehr miteinander zu bereden!«
    Auch Julia versuchte es nun mit einem Bluff. Denn im Grunde hatte er sie bereits überzeugt. Der unselige Vertrag würde für immer und ewig bestehen bleiben, denn auf keinen Fall wollte sie deswegen die Gesundheit ihres Vaters aufs Spiel setzen.
    Doch dieses Mal gab ihr der Graf tatsächlich eine Antwort: »Bloße Worte hätten bei Richard nichts bewirkt. Ich musste ihm zeigen, dass sein Verhalten falsch war. Er hatte eine Strafe verdient, nachdem er mir absichtlich Schulden hinterließ
und etliche Dinge stahl, ehe er damals verschwand. Diese Strafe hätte sehr gering ausfallen können, er hätte sozusagen nur einen Klaps auf die Finger bekommen, wenn er einsichtig gewesen wäre, doch wie üblich war er das nicht. Stattdessen wird er nun die härteste Bestrafung erdulden müssen, die man sich vorstellen kann.«
    Ihr war nicht bekannt gewesen, dass Richard irgendwelche Verbrechen begangen hatte, wie geringfügig sie auch gewesen sein mochten, sodass sie ins Blaue hinein mutmaßte: »Mein Gott, Sie haben Ihren eigenen Sohn ins Gefängnis werfen lassen? «
    »Ins Gefängnis?« Der Graf bedachte sie mit einem hochnäsigen Blick. »Unsere Gefängnisse würden ihm wie ein Ferienparadies vorkommen, verglichen mit den australischen Strafkolonien, in die er gerade transportiert wird. Freut dich das nicht? Wo du ihn doch so hasst?«
    Der Graf lächelte seinerseits eher freudlos, während er sie eindringlich musterte. Julia gab sich große Mühe, ihre Bestürzung nicht zu zeigen und weiterhin möglichst entrüstet dreinzublicken.
    »Man hat mir versichert, dass er binnen weniger Wochen darum betteln wird, nach Hause zurückzudürfen«, fuhr er kopfschüttelnd fort. »In solchen Gefangenenlagern herrschen raue Sitten. Also bereite dich auf deine Hochzeit vor, mein Mädchen! Bald wird Richard nur allzu gern bereit sein, seinen Verpflichtungen nachzukommen und dich zu heiraten. Sobald die Bedingungen für seine Freilassung erfüllt sind, werde ich ihm gestatten, heimzukehren.«

26
    E inen Großteil der Rückreise nach London stand Julia unter Schock. Als sie schließlich wieder klar denken konnte, begriff sie, dass Lord Allen rechtlich nicht befugt war, eine britische Strafkolonie auf die von ihm beschriebene Weise für seine Zwecke zu missbrauchen. Niemand durfte dorthin geschickt werden, ohne vorher von einem Gericht dazu verurteilt worden zu sein. Demnach hatte der Graf, um einen Prozess zu umgehen, seine Beziehungen spielen lassen. Das konnte sie auch. Allerdings waren die einzigen Lords in ihrem Bekanntenkreis, die für so etwas genug Einfluss besaßen, Carols Vater und James Malory – wobei Julia von Carol wusste, dass deren Vater diesen Monat im Ausland weilte.
    Deswegen fuhr sie gar nicht erst nach Hause, sondern beschloss, sofort bei den Malorys vorzusprechen. Den schlimmsten Schrecken hatte sie inzwischen zwar abgeschüttelt, empfand aber immer noch ein Gefühl von Panik. Wenn Richard tatsächlich festgenommen worden war, nachdem sie ihn vor mehr als einer Woche zum letzten Mal gesehen hatte, dann galt es jetzt keine Zeit zu verlieren. Immerhin war der Graf davon ausgegangen, dass das Gefangenenschiff sich bereits auf hoher See befand. Julia wollte, dass es aufgehalten und Richard von dort heruntergeholt wurde, ehe zu viel Schaden entstand – ehe ihm zu viel Schaden entstand. Falls das Schiff schon bald nach Richards Ergreifung losgesegelt
war, hatte es unter Umständen schon fast eine Woche Vorsprung!
    Sie hoffte, die Malorys allein anzutreffen, damit sie ihr Anliegen vorbringen konnte, doch als der Butler sie zum Salon führte, hörte sie bereits von draußen

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