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Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Stelle würde es tun!«
    Gabrielle starrte ihm hinterher. Ihr lieber Freund lebte schon sein halbes Leben in der Karibik – zumindest die Hälfte, von der sie wusste – und spürte offenbar dieselbe Kälte in der Luft wie sie. Er trug sogar einen Überzieher! Wo zum Teufel
hatte er ein derart englisch aussehendes Kleidungsstück aufgetrieben?
    Richard war ein hochgewachsener, äußerst gut aussehender, wagemutiger junger Mann – vielleicht eine Spur zu wagemutig – , dabei aber von so charmantem Wesen … dass es an ein Wunder grenzte, dass Gabrielle sich nie körperlich zu ihm hingezogen gefühlt hatte und sie beide stattdessen enge Freunde geworden waren. Er trug sein schwarzes Haar so lang, dass er es im Nacken zurückbinden musste. Ein schmaler Schnurrbart verlieh ihm ein verwegenes Aussehen, und in seinen grünen Augen funkelte meist der Schalk.
    Richard war um einiges schlanker gewesen, als sie ihn vier Jahre zuvor kennengelernt hatte. Inzwischen, mit seinen nunmehr sechsundzwanzig Jahren, hatte er ein wenig zugelegt und war muskulöser geworden. Er achtete penibel auf seine Körperpflege. Allein schon durch sein Haar, aber auch durch die Art, wie er sich kleidete – bis hinunter zu seinen blitzblank polierten hohen Stiefeln –, war er unter den anderen Piraten stets aufgefallen.
    Bald nach seinem Eintreffen in der Karibik hatte er sich der Piratenmannschaft ihres Vaters angeschlossen. Wo er ursprünglich hergekommen war, wusste niemand. Die meisten Piraten gaben niemals preis, woher sie stammten, und benutzten in der Regel auch falsche Namen, die sie oft wechselten. Richard nannte sich damals meist Jean Paul. Lange Zeit hatte er an einem dazu passenden französischen Akzent gefeilt und sich dabei immer so lustig angehört! Es hatte ewig gedauert, bis er den Akzent perfekt beherrschte, doch als es schließlich so weit war, hatte er ihn umgehend abgelegt – und damit auch den französischen Namen. Er hatte nur nicht klein beigeben wollen, ehe er es richtig konnte, das Ganze dann aber zufrieden als gemeisterte Herausforderung ad acta gelegt.

    Gabrielles Vater war allerdings kein typischer Pirat gewesen. Er hatte sich mehr oder weniger zu einem Mittelsmann entwickelt, der von anderen Piraten Geiseln übernahm und gegen Lösegeld zurück an ihre Familien verkaufte. Diejenigen Geiseln, deren Familien sich das Lösegeld nicht leisten konnten, ließ er einfach laufen. Zwischendrin war er immer wieder auf Schatzsuche gegangen.
    Nachdem er im Vorjahr jedoch mehrere Monate im Verlies eines richtigen Piraten verbracht hatte, wollte Nathan mit seinen alten Kameraden nichts mehr zu tun haben. Die Tatsache, dass Gabrielle mittlerweile in eine ehrenwerte Reeder-Familie eingeheiratet hatte, welche Piraten als ihre Feinde betrachtete, mochte ebenfalls zu dieser Entscheidung beigetragen haben. Auf Schatzsuche ging er aber nach wie vor, und gelegentlich segelte er auch als Frachterkapitän für Skylark, die Schifffahrtslinie, die Drews Familie gehörte – wenn das Ziel der Fracht ihn zufällig in die Richtung führte, in die er ohnehin gerade wollte, um irgendeinem Hinweis auf einen Schatz hinterherzujagen.
    Tief in Gedanken versunken, hatte Gabrielle gar nicht bemerkt, wie Richard an die Reling des unteren Decks getreten war. Nun aber sah sie ihn dort stehen und in Richtung England starren. Nachdem er damals seinen albernen französischen Akzent abgelegt hatte, war klar gewesen, dass er aus England stammte. Wobei sie schon lange diesen Verdacht gehegt hatte, weil ihm so oft Ausdrücke entwischten, die einfach typisch englisch waren.
    Doch obwohl er sich inzwischen wie ein richtiger Engländer anhörte, hatte er niemals zugegeben, einer zu sein, und sie hatte ihn nie direkt danach gefragt – aus gutem Grund. Männer, die Piraten wurden, versteckten sich in der Regel vor irgendetwas aus ihrer Vergangenheit, manchmal auch vor dem Gesetz, und Richard hatte sie im Vorjahr nur höchst ungern
nach England begleitet. Zwar hatte er gute Miene zum bösen Spiel gemacht und sich wie üblich unbekümmert und schelmisch gegeben, aber wenn er sich von ihr unbeobachtet fühlte, spürte sie oft seine … was? Unruhe? Furcht? Hatte er Angst, wegen vergangener Taten in das nächste Gefängnis geworfen zu werden? Sie hatte keine Ahnung. Dann war er Georgina Malory begegnet, und ab diesem Zeitpunkt war es an Gabrielle gewesen, sich Sorgen zu machen.
    Während sie ihn nun betrachtete, konnte sie nicht umhin, seinen Stimmungsumschwung zu

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