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Im Taumel der Sehnsucht

Im Taumel der Sehnsucht

Titel: Im Taumel der Sehnsucht
Autoren: Julie Garwood
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Haus wieder präsentabel zu machen. Bradford war sehr zuversichtlich gewesen, als er ihr gesagt hatte, sie würde nach einer Woche zurückkehren. Nun verstand sie auch, warum.
    »Wollen Sie wieder zurückfahren?« fragte Mary Margaret hoffnungsvoll.
    Caroline schüttelte den Kopf. »Wir fangen mit den Schlafzimmern an. Das heißt, wenn wir uns nicht schon bei dem Versuch, die Treppe hinaufzukommen, umbringen.«
    Der zweite Mann der Wache, ein Riese namens Tom, hörte ihre Bemerkung und machte sich augenblicklich daran, die Haltbarkeit der Konstruktion zu überprüfen. »Noch genau so stabil wie am Tag, an dem sie gebaut wurde«, verkündete er schließlich zufrieden. »Das Geländer kann ein paar Nägel gebrauchen, aber das war es dann schon.«
    Caroline hatte eine plötzliche Eingebung. »Wir machen dieses Haus im Handumdrehen wieder ansehnlich«, prophezeite sie mit einem Anflug von Begeisterung.
    Mary Margaret verdrehte die Augen. »Wir werden allein eine Woche brauchen, um ein einziges Zimmer zu reinigen.«
    »Nicht, wenn wir Hilfe haben. Hör zu, Mary Margaret. Du fährst in das Dorf, an dem wir auf der Hinfahrt vorbeigekommen sind. Dort suchst du uns Handwerker, Frauen, die putzen, Leute, die anpacken können«, erklärte Caroline. »Und eine Köchin! Wir brauchen eine Köchin.«
    Caroline machte eine Liste und schickte ihre Zofe mit der Kutsche los.
    Die Prophezeiung, daß das Haus im Handumdrehen wieder sauber war, erwies sich als nicht zutreffend. Sie brauchten die ganze Woche dazu, wobei sie von Tagesanbruch bis zur Abenddämmerung schufteten.
    Nach dieser einen Woche jedoch war Bradford Place fast nicht mehr wiederzuerkennen. Die Wände waren nun nicht mehr schmutzigbraun, sondern strahlten in reinem Weiß. Die Holzböden im Eßzimmer und im Salon waren blankpoliert worden. Auf dem Speicher hatten sie Möbel gefunden, und der karge Empfangsraum wirkte nun warm und einladend. Caroline hatte einen hübschen Kanonenofen erstanden und in eine Ecke des Salons stellen lassen, so daß das Zimmer nun mollig warm war, wenn die Türen zur Eingangshalle geschlossen waren.
    Doch als die Woche verstrichen war, wurde Caroline immer unruhiger. Sie hatte erwartet, daß Bradford auf der Türschwelle auftauchen würde, sobald die Frist vorbei war, doch er kam nicht. Und so wartete sie. Eine weitere Woche verstrich, bevor sie sich den Tatsachen stellte.
    Caroline weinte sich jede Nacht in den Schlaf, während sie sich selbst, ihren Mann und die Ungerechtigkeit dieser Welt im allgemeinen verfluchte. Dann, endlich, entschloß sie sich, aufzugeben. Sie teilte Mary Margaret mit, daß sie am nächsten Tag nach Bradford Hills zurückfahren würden.
    Caroline stand vor dem Kamin im Empfangszimmer und überlegte, was sie Bradford sagen sollte. Sie hatte keinerlei Absicht, ihn um Vergebung zu bitten, aber wahrscheinlich würde er ihre Rückkehr als Sieg betrachten. Sie mußte sich etwas ausdenken, um ihm deutlich zu machen, was sie tief in ihrem Herzen empfand.
    Selbstverständlich würde er die falschen Schlüsse ziehen, dachte sie kopfschüttelnd. Er würde glauben, sie sei zurückgekehrt, weil sie sich schließlich doch nach dem Luxus sehnte, den er ihr zu bieten hatte. Dieses Wissen ärgerte sie gewaltig, denn es traf sie in ihrem Stolz, ihn in seiner irrigen Meinung auch noch zu bestätigen. Aber was nützten ihr all ihre Ideale und Prinzipien, wenn sie allein war? Was war Stolz schon wert? Sie hatte sich gebrüstet, sich nicht mit der Hälfte zufriedenzugeben, aber nun mußte sie sich eingestehen, daß die Hälfte auf jeden Fall besser war als gar nichts.
    Mary Margaret öffnete die Tür und meldete, daß der Earl of Milfordhurst zu Besuch gekommen sei. Ein erfreutes und überraschtes Lächeln erschien auf Carolines Gesicht. »Führ ihn herein«, bat sie ihre Zofe.
    Milford tauchte im Türrahmen auf und grinste breit. Mary Margaret half ihm aus dem schweren Wintermantel und schloß die Tür im Hinausgehen.
    Caroline eilte zu ihm hinüber und nahm seine beiden Hände in ihre. »Sie sind mein erster Gast«, sagte sie und stellte sich impulsiv auf Zehenspitzen, um ihn auf die Wange zu küssen. »Oje, Sie sind ja eiskalt«, stellte sie fest. »Gehen Sie zum Feuer und wärmen Sie sich. Was führt Sie hierher?«
    »Ich wollte nur einmal guten Tag sagen«, sagte Milford.
    »Sie sind den ganzen Weg von London hergekommen, um mir guten Tag zu sagen?«
    Milford grinste verlegen. Er nahm ihre Hand, führte sie zum Sofa und setzte sich
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