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Im Taumel der Sehnsucht

Im Taumel der Sehnsucht

Titel: Im Taumel der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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gerade einsteigen, als sie sich noch einmal umdrehte. »Allerdings ist es dazu nötig, mir zu vertrauen, daß ich es auch halte!«
    Grinsend ließ sie sich im Wagen nieder. Der verdatterte Ausdruck auf dem Gesicht ihres Mannes war wirklich zu schön gewesen.
    Ihre Zufriedenheit wich mit jeder Meile, die sie sich von Bradford Hills entfernte. Es dauerte fast vier Stunden, bis sie die alte Festung erreichten. Das ausgedehnte Land, das ihrem Mann gehörte, war mit Hügelketten durchzogen; sie zählte drei auf dem Weg zu ihrem vorübergehenden Zuhause.
    Caroline konnte nur beten, daß Bradford sie vermissen würde. Vielleicht war der Schmerz der Trennung es wert. Vielleicht würde sie ihm so sehr fehlen, daß er erkannte, wie sehr er sie liebte.
    Und vielleicht fiel Weihnachten und Ostern auf denselben Tag, dachte sie voller Ironie, als das monströse Bauwerk schließlich in Sicht kam. Es stand oben auf einem absolut kahlen Hügel und wirkte abweisend und deprimierend. Um den Fuß des Berges wand sich ein Bach, über den sich eine baufällige Brücke spannte, und ihre beiden Leibwächter bestanden darauf, daß sie sie zu Fuß überquerte, für den Fall, daß das morsche Holz das Gewicht der Kutsche nicht tragen würde.
    Als sie näher kamen und die Festung genauer betrachten konnten, wurden Carolines schlimmste Befürchtungen bestätigt. Der zweistöckige Klotz war ganz aus gewaltigen, massiven Steinen gebaut, wahrscheinlich der einzige Grund, warum er noch nicht zerfallen war.
    »Meine Güte. Fehlt nur noch ein Wassergraben und Moos und Schimmel an den Wänden«, murmelte Caroline.
    Mary Margaret wanderte schweigend neben ihrer Herrin. »Du brauchst nicht hierzubleiben«, sagte Caroline zu ihr. »Ich kann verstehen, wenn du nach Bradford Hills zurückfahren möchtest.«
    »Jeder hat sein Päckchen zu tragen«, erwiderte Mary Margaret mit einem Grinsen. »Ich weiß zwar nicht, warum Sie in die Verbannung gehen, Milady, aber ich bin sowohl Ihnen als auch Ihrem Gatten treu ergeben. Und ich habe ihm versprochen, auf Sie aufzupassen.«
    »Nun, dann sehen wir mal, wie grauenvoll es drinnen aussieht«, sagte Caroline seufzend.
    Die Tür war verschlossen, doch Huggins, eine der Wachen, brauchte nicht lange, um sie zu öffnen. Das von Wind und Wetter verzogene Holz gab knirschend und ächzend nach, und Caroline hätte sich nicht gewundert, wenn die Tür gleich aus den Angeln gebrochen wäre.
    Die Eingangshalle war karg und roch moderig. Der Steinboden und die Mauern waren braun von Schmutz. Eine Treppe führte ins erste Stockwerk hinauf, doch das Geländer sah so brüchig aus, als würde es sofort auseinanderfallen, wenn man es berührte.
    Zur Rechten lag der Speisesaal. Caroline trat an den Tisch, der in der Mitte des dunklen Zimmers stand, und fuhr mit einem Finger über die dicke Staubschicht auf der Oberfläche. Sie blickte zum Fenster hinüber. Ehemals burgunderrote Vorhänge, nun gräulich verblichen, hingen bis auf den Boden herab.
    Caroline wanderte langsam in die Eingangshalle zurück. Der Hauptraum lag dem Eßzimmer gegenüber. Das entsprach in etwa dem Grundriß des Stadthauses ihres Vaters, aber damit hörten die Ähnlichkeiten auch schon auf.
    Der Eingang zum Salon war durch zwei Glastüren verschlossen, die jemand ein paar Jahrhunderte nach dem Errichten des Hauses hinzugefügt haben mußte. Caroline stieß sie auf und ging drei Stufen hinab.
    »Ich versuche gerade, mir vorzustellen, wie es hier aussieht, wenn es sauber und aufgeräumt ist«, sagte sie zu ihrer Zofe, die ihr langsam folgte.
    Der Raum war sehr geräumig. An der Wand zur Rechten war ein gewaltiger Kamin eingebaut, zur Linken befanden sich zwei große Fenster, und direkt gegenüber vom Eingang führten Türen hinaus in den Garten ... oder was auch immer dort sein mochte.
    Caroline ging zu den Türen, konnte jedoch nicht durch die Fenster sehen. Sie öffnete sie also und entdeckte einen gepflasterten Weg. »Im Frühling könnte es hier sehr schön sein«, bemerkte sie geistesabwesend. »Wenn man draußen etwas anpflanzen würde und -«
    »Sie haben doch nicht etwa vor, so lange hierzubleiben?« fragte Margaret besorgt.
    Caroline gab keine Antwort. Der Wind, der durch die offenen Türen hereinwehte, war kalt, und sie fröstelte. Schnell schloß sie die Türflügel wieder und wanderte durch den aufwirbelnden Staub zurück zu den drei Stufen.
    Dort setzte sie sich nieder und ließ den Kopf hängen. Sie war besiegt. Himmel, es würde Monate dauern, dieses

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