Im Taumel der Sehnsucht
vielen Jahre zurückgezogen wie ein Eremit und wird als etwas exzentrisch angesehen. Sie können mit Pistolen umgehen, obwohl Ihnen früher richtiggehend schlecht geworden ist, wenn Sie eine Waffe nur berührt haben. Sie hielten das für eine lächerliche Kleinmädchen-Antipathie und arbeiteten an sich, bis sie es überwunden hatten. Reicht Ihnen das? Sind Sie nun überzeugt, daß ich alles über Sie weiß, oder soll ich fortfahren?«
Caroline starrte ihn mit offenem Mund an. »Woher wissen Sie das alles?«
»Das ist unbedeutend«, antwortete Bradford.
»Aber warum haben Sie -?«
»Weil Sie mich interessieren«, unterbrach er sie ruhig. Er war ernst, und Caroline stellte fest, daß sie schon wieder nervös wurde.
»Caroline, ich bekomme immer, was ich will. Wenn Sie mich erst einmal besser kennen, dann werden Sie es einsehen.«
»Ich will nichts davon hören«, stieß sie heftig hervor. »Sie benehmen sich wie ein kleiner Junge, dem man zuviel hat durchgehen lassen!«
Bradford zuckte nur mit den breiten Schultern. »Nun, ich denke, Sie müssen sich erst an mich gewöhnen. Früher oder später werden Sie ohnehin nachgeben. Ich lasse mich nicht abweisen, Caroline. Höchstens noch eine Weile auf Distanz halten.«
»Ich habe gehört, daß sich viele verheiratete Frauen in England Liebhaber halten«, sagte Caroline verächtlich. »Ist das der Grund, warum Sie mir vorschlagen, ich sollte Ihre Mätresse werden?«
»Fangen Sie schon wieder damit an? Ich habe niemals etwas Derartiges vorgeschlagen«, entgegnete Bradford. »Sie ziehen die falschen Schlüsse, Caroline. Aber wenn Sie es schon erwähnen - ja, es gibt einige Ladies, die, obwohl verheiratet, andere Männer mit ins Bett nehmen.«
»Dann sind sie wirklich zu bedauern«, stellte Caroline fest. »Sie betrügen nicht nur ihre Ehemänner, sondern spotten auch dem Ehegelöbnis, das sie geleistet haben.«
Die Bemerkung gefiel Bradford, aber er hütete sich, sie das merken zu lassen. Statt dessen ließ er sie fortfahren.
»Sie behaupten, mich gut zu kennen, und doch beleidigen Sie mich, indem Sie andeuten, ich wäre wie diese englischen Ladies. Sie sind doch derjenige, der die falschen Schlüsse zieht.«
Bradford hatte einige Schwierigkeiten, ihrer Argumentation zu folgen, und als Caroline seine Verwirrung sah, seufzte sie ärgerlich. »Ich warte auf eine Entschuldigung.«
Als Antwort beugte Bradford sich vor und drückte ihr einen Kuß auf den Scheitel. »Ich warne Sie, Caroline. Wie ich schon sagte - ich lasse mich nicht abweisen! Ich kriege Sie!«
Caroline öffnete den Mund, um neue Argumente vorzubringen, schloß ihn dann jedoch wieder. Was hatte es schon für einen Sinn? Der Mann hatte sich etwas in den Kopf gesetzt, und sie wußte, sie würde ihn nicht davon abbringen können. »So, wie Sie es sagen, hört es sich an wie ein anstrengender Wettstreit.«
»Tja, das ist es ja auch.«
»Aha. Und wenn es sich um einen Wettstreit handelt«, sagte Caroline, »dann bin ich also Ihr Gegner. Und ich warne Sie, Mylord. Ich lasse mich niemals auf Spiele ein, die ich nicht gewinnen kann.«
»Caroline, wissen Sie, was ich glaube?« Er flüsterte nun, und es klang so zärtlich, daß es direkt in ihr Herz drang. »Ich glaube, wir werden beide als Sieger hervorgehen.« Und dann schnitt er ihre Antwort mit einem langen, wunderbaren Kuß ab.
»Lynnie! Was tust du da?!« Charitys Stimme ließ die beiden auseinanderfahren. »Oh, Sie sind das, Mylord. Ich wußte ja, daß Sie meiner Cousine nachstellen würden, aber Sie dürfen sich wirklich nicht allein mit ihr hier draußen aufhalten. Ich denke nicht, daß sich das schickt!«
Charity lächelte Bradford an, als dieser Caroline widerstrebend losließ. »Na, habe ich dir nicht gesagt, daß er sich in dich verguckt hat, Caroline?«
Bradford grinste, und Caroline stöhnte auf. Charity hatte sie in einer höchst verfänglichen Situation ertappt, und Caroline wußte genau, daß sie keine Chance haben würde, ihre Cousine zu überzeugen, daß sie diesen Mann nicht freiwillig geküßt hatte. Du lieber Himmel, sie hatte sich schließlich an Bradfords Schultern geklammert!
»Hören Sie auf zu grinsen, und erklären Sie es meiner Cousine«, fauchte sie Bradford an und rüttelte an seinem Arm.
»Selbstverständlich«, antwortete Bradford. »Aber erlauben Sie mir, mich erst vorzustellen.« Caroline sah das vergnügte Blitzen seiner Augen und beschloß, die Sache zu beschleunigen. »Charity, das ist Bradford. Er ist ein Duke«,
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