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Im Taumel der Sehnsucht

Im Taumel der Sehnsucht

Titel: Im Taumel der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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muß es einfach wissen. Für Charity.«
    Bradford schüttelte den Kopf. »Sie haben mir nicht zugehört. Paul läßt niemanden mehr zu sich. Nicht einmal ich darf ihn besuchen, und wir kennen uns schon seit der Kindheit. Eine Gesichtshälfte ist verbrannt, und sein linkes Auge quillt förmlich aus seiner Höhle. Er bietet keinen schönen Anblick mehr.«
    »Charity hat ihn niemals wegen seines Aussehens geliebt«, sagte Caroline fest. »Wir Richmonds sind nicht so oberflächlich, Bradford. Das habe ich Ihnen eben schon zu erklären versucht. Jemanden zu begehren, nur weil er oder sie attraktiv ist, ist nicht unsere Art. Charitys Wesen ist tiefgründiger, als Sie glauben.«
    Ohne es wirklich zu merken, hatte sie Bradfords Hand genommen. Diese Geste der Vertrautheit überraschte ihn und wärmte sein Herz. Auch wenn er wußte, daß sie nur über das nachdachte, was er ihr gerade gesagt hatte, und sich der Geste wahrscheinlich nicht bewußt war, kam es ihm wie ein kleiner Sieg vor. Vor allem war es ein Anfang.
    »In unsere Familie hat Charity einen Spitznamen«, unterbrach Caroline seine Gedanken. »Wir nennen sie Schmetterling. Tatsächlich scheint sie immer um einen herumzuflattern, und sie ist mindestens genau so hübsch wie einer.« Sie überlegte einen Moment. »Aber sie ist auch sehr stark. Sie liebt Paul Bleachley, und ich kann mir nicht vorstellen, daß seine Narben dies ändern werden.«
    »Dann wollen Sie es ihr also erzählen?« fragte Bradford besorgt. »Paul ist mein Freund, und ich will nicht dazu beitragen, daß er noch mehr leiden muß. Der Mann hat genug durchmachen müssen.«
    Caroline nickte. Sie verstand seine Sorge. Sie hätte wahrscheinlich genauso gehandelt, wenn sie sich in seiner Lage befände. »Bitte vertrauen Sie mir einfach. Ich denke, ich weiß, was zu tun ist.«
    Es wäre leichter gewesen, wenn sie ihn gebeten hätte, ihr sein Vermögen zu geben - oder auch seinen rechten Arm, was das anging! Vertrauen! Unmöglich. Bradfords Miene verwandelte sich wieder in die harte, zynische Maske. Caroline bemerkte den plötzlichen Stimmungsumschwung daran, wie sein Mund sich verhärtete, wie seine Kieferknochen leicht hervortraten. Doch derselbe Mund hatte sie eben noch zärtlich und leidenschaftlich geküßt, und sie erkannte mit einem Mal, daß seine emotionslose Maske nur eine Fassade war. Ein Schutz, hinter dem er seine wahren Gefühle verbergen wollte. »Aus Ihrem Blick schließe ich, daß Ihnen meine Bitte nicht gefällt«, stellte Caroline fest. »Sie wollen mir also nicht vertrauen?«
    Er gab keine Antwort. Verwirrt wartete Caroline eine Weile und beschloß dann, das Thema erst einmal fallenzulassen. Gleichzeitig ließ sie seine Hand los. »Ich danke Ihnen, daß Sie mir anvertraut haben, was mit Bleachley geschehen ist«, sagte sie. Und bevor er sie aufhalten konnte, eilte sie bereits auf den Eingang des Ballsaals zu. Im Türrahmen blieb sie stehen und wandte sich zu ihm um. »Und vielen Dank für die Entschuldigung. Ich weiß, wie schwer es Ihnen gefallen ist.«
    Im ersten Moment war Bradford verärgert, daß sie ihn so beiläufig entließ, doch dann mußte er plötzlich grinsen. Er war der Duke of Bradford, und Caroline Richmond aus den Kolonien war von dieser Tatsache nicht im mindesten beeindruckt! Er holte sie ein und hielt sie am Ellenbogen fest. »Ich habe mich gar nicht entschuldigt.«
    »Oh, aber das hätten Sie, wenn ich Ihnen nur etwas mehr Zeit gegeben hätte«, sagte sie mit einem lieblichen Lächeln. Mit diesen Worten wandte sie sich der Menge im Saal zu, und zeigte ihm damit unmißverständlich, daß sie das Gespräch für beendet betrachtete.
    Bradford konnte nicht mehr - er mußte einfach lachen. Er hatte so viele Jahre kaum noch gelächelt, geschweige denn laut gelacht! Zudem wußte er, daß sie recht hatte. Vermutlich hätte er sich entschuldigt, wenn Sie ihm genug Zeit gelassen hätte. Sie hatte ihn durchschaut, und nicht nur in dieser Hinsicht. Auch was die Form ihrer Beziehung betraf, hatte sie recht gehabt: Er hatte durchaus geplant, sie zu seiner Mätresse zu machen, wenn sie denn nur willig gewesen wäre. Doch im Glauben, daß sie wie die meisten Frauen war, die er kannte, war er viel zu unvorsichtig, viel zu hastig vorgegangen. Nun war ihm klar, daß er sich etwas anderes einfallen lassen mußte. Sie war nicht, wie die meisten Frauen. Wenn er sie haben wollte, mußte er es anders angehen.
    Caroline Richmond verwirrte ihn. Sie tat, als würde sie auf seinen Titel und auf

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