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Im Taumel der Sehnsucht

Im Taumel der Sehnsucht

Titel: Im Taumel der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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wir alle taten so, als wäre es das Normalste auf der Welt, einen verwundeten Schwarzen in der Küche sitzen zu haben. Dann trat Mama ein, warf nur einen einzigen Blick auf ihn und verkündete, daß sie sich um seine Verletzungen kümmern würde. Der arme Ben hatte einfach keine Chance. Sie verband ihn, drängte ihm etwas zu essen auf und packte ihn ins Bett, bevor er noch einmal protestieren konnte. Wenn ich mich recht entsinne, hat er sein Messer keinen Augenblick aus der Hand gelegt. Ich glaube, er hat anfangs sogar damit geschlafen.«
    Caroline lächelte. »Mama hatte unendliches Mitleid mit ihm, aber sie hat es ihm nicht gezeigt. Und genau das ist der Punkt. Wenn du Paul gegenüber auch nur ein winziges bißchen Mitgefühl zeigst, nun, dann ist der ganze Plan gescheitert.« Sie fuhr mit ihrer Erklärung fort, und als sie zu Ende geredet hatte, war sie zuversichtlich, daß es tatsächlich funktionieren würde.
    Auch Charity sah glücklicher aus. Caroline verkündete, daß sie nun schlafen gehen würde.
    »Aber wir haben doch noch gar nicht über deine Eindrücke gesprochen. Du glaubst gar nicht, was für Komplimente man dir gemacht hat. Du hast wirklich für Aufruhr gesorgt. Alle Ladies haben dich beneidet. Und wußtest du, daß jeder Mann bei deinem Vater vorgesprochen hat, um dir vorgestellt zu werden? Oh, es gibt noch soviel zu erzählen. Hast du zum Beispiel gewußt, daß dein Onkel Franklin auch auf dem Ball war? Oh, ja, ich weiß es genau«, sagte sie hastig, als sie Carolines Stirnrunzeln entdeckte. »Dein anderer Onkel, der Marquis ach, was für ein lieber, alter Mann! -, nun, er zeigte mir Franklin und winkte ihm dann, aber Franklin hat sich einfach umgedreht und ist weggegangen.«
    »Vielleicht hat er euch nicht gesehen.«
    »Also, ich habe zwar meine Brille nicht aufgehabt, aber seine finstere Miene konnte ich trotzdem erkennen. Er war nicht weit weg. Ich fand sein Verhalten ziemlich seltsam, aber du hast ja schon oft gesagt, daß die Engländer sowieso ein merkwürdiges Völkchen sind. Ich gehe davon aus, daß dies der Grund für sein unhöfliches Benehmen ist.«
    »Du hast recht, es ist wirklich seltsam«, sagte Caroline. »Ich habe ihn nicht kennengelernt. Man sollte meinen .. .«
    »Hab* ich dir schon erzählt, daß Bradford nie auf gesellschaftliche Ereignisse geht? Ich glaube, er ist heute nur gekommen, weil er wußte, daß du da sein würdest. Jetzt schüttele nicht so heftig den Kopf«, schimpfte Charity. »Ich habe dir doch schon von vornherein gesagt, daß er dir den Hof machen wird. Vorhin hast du gesagt, du wolltest von nun an meinen Instinkten trauen, weißt du noch? Eben. Und nun gib endlich zu, daß du ihn auch attraktiv findest. Um Himmels willen, Caroline, ich habe euch beide beim Küssen ertappt! Außerdem habe ich auch mitbekommen, was für Blicke du ihm zugeworfen hast, wenn du dich unbeobachtet gefühlt hast.«
    »War das so deutlich?« fragte Caroline peinlich berührt.
    »Für mich ja, aber ich kenne dich ja auch so gut.«
    »Also gut«, gab Caroline zu. »Ich finde ihn attraktiv. Aber er macht mich so furchtbar nervös.«
    Charity lächelte und tätschelte mütterlich Carolines Hand.
    »Charity, kannst du dir vorstellen, daß ich überhaupt nicht mehr weiß, was ich denken soll? Seit wir in England angekommen sind, muß ich ständig meine Pläne und Überzeugungen umstoßen. Ich fühle mich, als hätte man mein Innerstes nach außen gekehrt. Ich habe fest daran geglaubt, daß ich nach Boston zurückkehren würde - du weißt bestimmt noch, wie laut ich getönt habe -, und nun akzeptiere ich einfach die Tatsache, daß meine Zukunft in England liegt. Und als ich Bradford kennenlernte, habe ich ihn sofort als arrogant und unerträglich eingestuft. Nun muß ich gestehen, daß ich ihn tatsächlich mag. Was ist denn bloß mit mir los?«
    »Meiner Meinung nach lernst du gerade, Kompromisse zu schließen, Schwesterherz. Das ist alles. Bisher warst du stur und eigenwillig. Doch manchmal ist es besser, sich in sein Schicksal zu fügen, und das gehört zum Erwachsenwerden.«
    Caroline warf ihr einen frostigen Blick zu, und Charity lachte auf. »Ich weiß, wie altklug ich mich anhöre, aber ich glaube, daß du dich gerade verliebst, Lynnie.
    Doch, im Ernst. Nun schau mich nicht so entgeistert an. Das ist ja nicht der Untergang der Welt!«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher«, erwiderte Caroline bissig. Sie stand auf und streckte sich. »Schlaf gut, Charity.«
    Es war schon nach drei Uhr

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