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Im Taumel der Sehnsucht

Im Taumel der Sehnsucht

Titel: Im Taumel der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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hatte. »Ich dachte, ich würde mit unserem Gastgeber plaudern, doch er muß weggegangen sein, während ich redete, und ich selbst war damit beschäftigt, mir die Leute um uns herum anzusehen. Erst als Bradford plötzlich an meiner Seite auftauchte, bemerkte ich es. Meine Güte, ich war in eine angeregte Unterhaltung mit einer Topfpflanze versunken!«
    Caroline verschluckte sich an ihrem Champagner und versuchte verzweifelt, nicht loszuprusten. Sie wußte, daß Charity beleidigt reagieren würde; schon jetzt wirkte ihre Cousine so, als wäre sie am liebsten im Boden versunken.
    »Und was hat er gesagt?« fragte sie, als sie ihre Stimme einigermaßen unter Kontrolle hatte.
    »Kein einziges Wort«, flüsterte Charity. »Er nahm nur meinen Arm und führte mich an diesen Tisch. Er ist ein echter Gentleman«, fügte sie mit einem Seufzen hinzu.
    Caroline nickte. Sie drehte sich zu ihrem Vater um und bat um Charitys Brille. Anschließend reichte sie sie ihrer Cousine und schlug vor, daß diese sie zur Abwechslung mal wieder aufsetzen sollte.
    »Sag mal, hast du gehört, was die Leute über deinen Bradford klatschen?« fragte Charity so leise, daß sie das Gespräch zwischen ihrem Onkel und dem Marquis nicht störte.
    »Er ist nicht mein Bradford«, erwiderte Caroline gereizt. Doch sie konnte sich nicht zurückhalten. »Was für Klatsch denn?«
    »Der Mann kommt sonst nie zu irgendeinem Ball. Als er hier auftauchte, war das offenbar die Überraschung des Abends. Und er scheint sich bestens zu amüsieren. Unser Gastgeber ist höchst zufrieden. Caroline! Hast du gewußt, daß dein Vater sich seit Jahren nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt hat? Daß er heute hier ist, scheint auch ein großes Wunder zu sein. Und jeder hier ist der Meinung, daß du der Grund für beide Überraschungen bist.«
    Caroline mußte daran denken, was Milford gesagt hatte - daß er ihr etwas schuldig war, weil sie ihrem Freund das Lachen zurückgegeben hatte.
    »Er hat doch nur vergessen, wie es geht«, flüsterte Caroline.
    Sie blickte auf und entdeckte Bradford inmitten einer Gruppe sehr hübscher Ladies, die alle kokett kicherten. Caroline fand es ausgesprochen peinlich und ärgerlich, wie sie um ihn herumscharwenzelten. Dabei hätte sie doch nur erleichtert sein sollen - so war sie ihn wenigstens los! Aber nein, es versetzte ihr einen heftigen Stich, und dieses Gefühl ärgerte sie nur noch mehr.
    Doch ihr blieb kaum Zeit, darüber zu grübeln, und sie war froh darum. Nach dem Dinner lernte sie unzählige Freunde und Bekannte ihres Vaters und ihres Onkels kennen. Einige waren adelig, einige nicht. Aus Furcht, daß sie eine wichtige Person falsch ansprechen könnte und dadurch ihre Unwissenheit verraten könnte, sagte Caroline so wenig wie möglich.
    Bald schon kam sie sich ganz wie das naive Mädchen vom Land vor, das sie ja im Grunde auch war. Wieder und wieder knickste sie vor Londons Oberschicht und fühlte sich dabei vollkommen fehl am Platz.
    Irgendwann stellte man ihr Lady Tillman, eine alte Freundin ihres Vaters, vor, und der Marquis flüsterte Caroline ins Ohr, daß diese Frau früher einmal versucht hatte, sich den Earl of Braxton zu angeln.
    Lady Tillman wirkte auf Caroline nicht viel anders als die anderen Frauen, die sich auf diesem Ball amüsierten, abgesehen davon, daß sie etwas älter und etwas rundlicher war. Caroline war überzeugt, daß die Frau ihr Mienenspiel vor dem Spiegel eingeübt haben mußte, denn sie veränderte ihren Gesichtsausdruck stets ganz langsam und konzentriert, ob sie nun Freude, Interesse oder Entzücken vermitteln wollte. Caroline stufte sie nach kurzer Zeit als langweilig und oberflächlich ein, und als sie sah, daß ihr Vater von dieser Frau wirklich eingenommen zu sein schien, konnte sie nicht anders, als Enttäuschung zu empfinden.
    Doch als sie daran dachte, wie einsam ihr Vater gewesen war, packte sie augenblicklich das schlechte Gewissen. Also gab sie sich um seinetwillen alle Mühe, die grauhaarige, braunäugige Frau zu mögen, mußte jedoch nach kurzer Zeit feststellen, daß es ihr nicht gelingen wollte. Und als Lady Tillman über eine Bemerkung, die nicht einmal im entferntesten Sinne komisch war, in kontrollierte Kichersalven ausbrach, gab Caroline es ganz auf.
    Lady Tillmans Tochter war eine jüngere Ausgabe ihrer Mutter; sie glich ihr sowohl im Aussehen als auch in Gestik und Mimik. Caroline konnte sie nicht leiden.
    Lady Tillman verkündete stolz, daß Rachel verlobt war, und schickte den

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