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Im Taumel der Sehnsucht

Im Taumel der Sehnsucht

Titel: Im Taumel der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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jedoch ein Mann. Clarence hatte sie immer an ein Hengstfohlen von ihrer Farm erinnert -ungelenk und schrecklich unsicher, wann immer sie in seiner Nähe war. Bradford dagegen war wie ihr Lieblingshengst: lebhaft, kraftstotzend, vital! Seine ganze Haltung drückte Selbstvertrauen und Kraft aus. Unwillkürlich fragte sie sich, ob Bradford auch, wie ihr Hengst, Ausdauer besaß. Ob es stimmte, daß er sich nicht abweisen ließ? Würde er ihr beharrlich nachstellen? Was für ein alberner Vergleich, tadelte sie sich. Es konnte nur an ihrer Erschöpfung liegen, daß sie derart dummen Gedanken nachhing.

 
KAPITEL 6
     
    Caroline hatte beschlossen, daß sie am nächsten Morgen mit Charity über Paul Bleachley reden würde. Ihre Cousine konnte ein paar Stunden Schlaf nach der Aufregung des Balls gebrauchen.
    Doch als sie Charitys Schlafzimmer betrat, um ihr gute Nacht zu wünschen, fand sie ihre Cousine weinend im Bett. Sie hielt eines der dicken Gänsefederkissen an ihre Brust gepreßt und hatte ihr Gesicht darin vergraben.
    »Du hast ja so recht gehabt«, preßte sie zwischen Schluchzern hervor, als Caroline sich neben sie auf der Bettkante niederließ. »Er war überhaupt kein ehrbarer Mann. Inzwischen hege ich wirklich die unanständigsten Gedanken. Ich wünschte, wir beide würden ihn aufstöbern, damit du ihn erschießen kannst.«
    Caroline mußte lächeln. »Das ist wirklich ein unanständiger Gedanke«, sagte sie leise. »Aber ich bin diejenige, die sich in Bleachley getäuscht hat, Charity, nicht du. Von nun an werde ich auf dich hören, wenn es sich um das Thema Männer dreht. Du hattest den richtigen Instinkt.«
    »Du machst dich über mich lustig«, sagte Charity schniefend und tupfte sich die Augen mit einem Kissenzipfel ab. »Oder weißt du etwas? Dann sag's schon.«
    »Bleachley wurde bei der Explosion im Bostoner Hafen verwundet. Kannst du dich noch an die Nacht erinnern, Charity? Der ganze Hafen stand in Flammen. Wir konnten das orangefarbene Leuchten sogar noch bei uns sehen!«
    »Ja, natürlich kann ich mich daran erinnern. Oh, Gott, sag mir, was ihm zugestoßen ist!«
    Charitys Pein war nicht gespielt, und Caroline beeilte sich, ihr die restliche Geschichte zu erzählen.
    »Was soll ich nur tun?« fragte Charity, als Caroline geendet hatte. »Bradford meint also, er will nicht einmal seine Freunde sehen? Oh, mein armer Paul! Er muß sich furchtbar quälen!« Sie begann wieder zu weinen, und Caroline fühlte sich vollkommen hilflos.
    Charitys Tränen wollten nicht versiegen. Caroline saß stumm daneben, bis sie es fast nicht mehr ertragen konnte. Fast panisch versuchte sie, sich einen Plan auszudenken, doch die Ideen, die ihr kamen, waren so absurd, daß sie eine nach der anderen verwarf. Wenn Charity nur nicht so herzzerreißend geschluchzt hätte. Und vor allem nicht so laut.
    Dann fiel ihr etwas ein, das möglicherweise funktionieren konnte. Sie zwang sich zu einem Lächeln und sagte: »Schau, Charity, hör auf zu weinen. Ich glaube, ich weiß, was wir tun können. Ich werde zwar Bradford um einen Gefallen bitten müssen, aber das läßt sich nicht ändern.«
    »Was hast du vor?« Charity ergriff mit beiden Händen Carolines Rechte und drückte sie fest. Vor Schmerz verzog Caroline das Gesicht. Mochte ihre Cousine auch zart und klein sein - wenn es darauf ankam, besaß sie Bärenkräfte.
    »Es geht doch darum, daß du Paul alleine treffen kannst, um ihn zu überzeugen, daß du ihn wirklich liebst, richtig?«
    Charity nickte so heftig, daß sich ihr Haar aus dem Knoten auf ihrem Kopf löste.
    »Bradford wird uns Zutritt zu Bleachleys Haus verschaffen«, verkündete Caroline, die sich für ihren Plan zu erwärmen begann. »Dafür sorge ich schon. Der Rest hängt von dir ab, Charity. Mein Plan macht es erforderlich, daß du eine schwierige Rolle spielen mußt. Du darfst nicht nett sein. Das würde alles verderben.«
    »Ich ... ich verstehe nicht«, gab Charity stirnrunzelnd zu.
    »Erinnerst du dich noch an den Morgen, an dem ich Benjamin zu uns gebracht habe?«
    »Ja. Ich bekam einen riesigen Schreck, als ich in die Küche kam und ihn mit einem Messer in der Hand am Tisch sitzen sah.«
    »Du hattest Angst, aber du hast es ihm nicht gezeigt. Und deine Brüder auch nicht. Weißt du noch, wie Caimen sich vorstellte und darauf bestand, Benjamin die Hand zu schütteln?«
    »Ja, sicher, aber was hat das mit Paul zu tun?«
    »Warte ab«, sagte Caroline. »Benjamin war uns gegenüber entsetzlich mißtrauisch, aber

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