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Im Taumel der Sehnsucht

Im Taumel der Sehnsucht

Titel: Im Taumel der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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schottete sich gegen seinen Kummer ab. »Oh, Gott, bist du eitel! Das ist es also, was du vorhast! Du willst mir einreden, daß ein paar kleine Fehler der Grund sind, warum du mich einfach hast fallenlassen, ja? Ha! Ich bin doch nicht dumm, Paul. Da mußt du dir schon etwas Besseres einfallen lassen! Bist du meiner überdrüssig geworden? Hast du dich in eine andere verliebt? Was ist es? Komm, sag es mir, vielleicht kann ich dir ja dann verzeihen!«
    »Ich habe mich nicht in eine andere verliebt«, brüllte Paul, als sein Zorn neu aufflammte. »Ich sehe nur noch auf einem Auge, Charity. Siehst du, wie das andere heraustritt? Findest du das schön?«
    Charity war gezwungen, sich ein sehr stilvolles Blumenarrangement in einer zierlichen Vase zu greifen und es in seine Richtung zu werfen. »Dann trag doch eine Augenklappe, wenn es dich so stört.«
    »Und die Narben, Charity. Was soll ich damit machen?«
    »Um Himmels willen, Paul, laß dir einen Bart wachsen. Und hör auf, ständig das Thema zu wechseln! Wir reden hier darüber, daß du dein Versprechen, mich zu heiraten, nicht einhalten willst. Eitelkeit ist nicht das Thema, verstehst du?«
    Charity lockerte mit einer Hand ihr Haar auf, während sie versuchte, wieder zu Atem zu kommen, dann wandte sie sich um und räumte ihre Sachen wieder in die Tasche ein. Sie ließ sich Zeit damit, denn sie wußte, daß Paul jede ihrer Bewegungen beobachtete. »Ich habe eine neue Frisur, und du hast es noch nicht einmal bemerkt«, sagte sie, während sie resolut das Band ihrer Tasche zuzog. »Du kannst anscheinend nur an dich denken. Nun, ich bin nur froh, daß ich vor unserer Heirat herausgefunden habe, wie entsetzlich eitel du bist. Ich werde dich wohl oder übel umerziehen müssen. Hast du das verstanden, Paul? Oder bist du vielleicht nicht nur eingebildet, sondern auch schwer von Begriff?«
    »Umerziehen? Mich?«
    Charity konnte sein Flüstern gerade noch verstehen. Sie sah ihn an und entdeckte einen Hoffnungsschimmer in seinen Augen. Und in dem Moment wußte sie, daß sie gewonnen hatte. »So. Und bevor ich gehe, stelle ich dir ein Ultimatum«, sagte sie in einem barschen Ton, mit dem sie so zufrieden war, daß sie beinahe gegrinst hätte. Mit übertriebener Sorgfalt streifte sie sich ihre Handschuhe über, dann begann sie, vor seinem Schreibtisch auf und ab zu gehen. »Entweder du wirst innerhalb von zwei Wochen bei meinem Onkel vorsprechen und um meine Hand anhalten, oder ich gehe davon aus, daß du mich nicht mehr liebst.«
    »Ich habe niemals aufgehört, dich zu lieben, Charity. Aber -«
    »Und ich habe niemals aufgehört, dich zu lieben«, unterbrach sie ihn. Ihre Miene war ernst und feierlich, als sie um den Tisch herumging und neben ihm stehenblieb. Paul drehte sich zu ihr, und sie legte ihm sanft die Hände an die Wangen. Dann stellte sie sich auf Zehenspitzen und begann, kleine Küsse auf seine vernarbte Wange zu plazieren. »Bitte mißversteh mich nicht, Paul. Es tut mir entsetzlich leid, daß du verwundet worden bist. Aber was geschehen ist, ist geschehen, und wir müssen nach vorne schauen.«
    Einen langen, befriedigenden Kuß gestand sie ihm zu, dann machte sie sich von ihm los. Ihre Haltung wurde plötzlich wieder kühl. »Und wag es ja nicht, mir noch einmal davonzulaufen. Ich werde dich finden, wo auch immer du dich verstecken magst. Und wenn ich dir nicht bald im Haus meines Onkels begegne, dann, davon bin ich überzeugt, kann ich sehr, sehr gewalttätig werden. Aber das hast du dann ganz allein selbst zu verantworten, Paul Bleachley.«
    Und mit diesen drohenden Worten straffte Charity ihre Schultern, wirbelte herum und öffnete die Tür. Ohne auf die schuldbewußten, verdutzten Blicke von Caroline und Bradford zu achten, die hastig auseinanderfuhren, marschierte sie an ihnen vorbei, durch das Foyer, durch die Eingangstür und hinaus ins Freie.
    Caroline war durch die Küsse aufgewühlter, als sie sich selbst einzugestehen wagte. Sie errötete, raffte ihren Rock und stob ihrer Cousine hinterher, wobei sie murmelte, daß sie sicher gewesen wäre, sie hätte Bradford gesagt, er dürfe sich keine Freiheiten mehr herausnehmen.
    Bradford stand mit offenem Mund da und starrte der leise schimpfenden Caroline hinterher. Er wandte sich um, als er Paul hinter sich hörte, und war wie vom Donner gerührt, als dieser ihn angrinste. Er mußte etwas verpaßt haben! Fassungslos sah er seinem Freund nach, der nun die Treppe zum ersten Stock hinaufging.
    »Wo gehst du hin?«

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