Im Taumel der Sehnsucht
Antwort. Dafür drehten sich beide zu ihr um und starrten sie an. Charity rückte auf ihrem Sitz zurück bis an die Kutschenwand. Was hatte sie bloß getan? Und ausnahmsweise kam sie zu dem Schluß, daß es weiser war, einmal ihre Gedanken für sich zu behalten.
KAPITEL 8
Die folgenden Wochen waren ausgefüllt mit Dinner-Partys und Bällen, die Tage verstrichen mit Besuchen oder Empfängen. Der alte Marquis bestand darauf, daß Caroline ihn oft besuchte, und es dauerte nicht lange, bis sie ihren Onkel Milo ins Herz geschlossen hatte. Onkel Franklin, der fast zehn Jahre jüngere Bruder des Marquis', war meistens ebenfalls anwesend. Er ähnelte dem älteren sehr, doch er strahlte nicht dieselbe Herzlichkeit aus. Zudem war er weit zurückhaltender. Caroline spürte eine Spannung zwischen den beiden Brüdern, hätte aber selbst nicht sagen können, wie sie diese hätte definieren sollen. Sie gingen durchaus höflich miteinander um, blieben aber stets auf Distanz.
Franklin war ein attraktiver Mann mit dunkelbraunem Haar und ebensolchen Augen, doch die Kälte darin machte Caroline ein wenig nervös. Seine Frau Loretta kam selten zu Besuch, und Franklin erklärte jedesmal, daß sie sehr viele gesellschaftliche Verpflichtungen hätte. Laut Franklin war Loretta in den Kreisen der Oberschicht heißbegehrt. Caroline konnte nicht umhin, sich zu wundern, denn sie hatte Loretta auf noch keinem gesellschaftlichen Ereignis getroffen, so daß die Frage nahelag, wer um alles in der Welt sie denn so heiß begehrte . . . wer sie überhaupt einlud.
Der Earl of Braxton begleitete Lady Tillman nun gelegentlich zu einigen kleineren, familiäreren. Zusammenkünften, und Caroline freute sich darüber, auch wenn sie Lady Tillman nicht besonders gut leiden mochte.
Hauptsache war jedoch, daß ihr Vater sich wieder ein wenig amüsierte. Er hatte es verdient, glücklich zu sein, und wenn Lady Tillman diejenige war, die er gerne um sich hatte, dann sollte es so sein. Caroline würde sich gewiß nicht einmischen.
Im Laufe der Zeit verblaßte der Vorfall im Haus der Claymeres in ihrer Erinnerung. Caroline war inzwischen froh, daß sie niemandem von ihrem Verdacht, jemand könnte sie gestoßen haben, erzählt hatte. Mittlerweile war sie davon überzeugt, daß ihre Phantasie ein wenig mit ihr durchgegangen war. In Wirklichkeit war sie nur so erschöpft gewesen, daß sie nicht richtig aufgepaßt hatte.
Doch während sie sich nicht länger in Gefahr wähnte, von einem Unbekannten angegriffen zu werden, fühlte sie sich mehr und mehr durch den Duke of Bradford bedroht. Der Mann trieb sie an den Rand der Verzweiflung.
Er brachte sie ständig aus dem Gleichgewicht. Bradford begleitete sie zu allen Ereignissen, wich niemals von ihrer Seite und machte es jedem, der auch nur in Rufweite kam, überaus deutlich, daß sie ihm gehörte. Sie nahm ihm seine Besitzansprüche nicht weiter übel, auch nicht seine anmaßende Angewohnheit, sie in Ecken zu zerren und zu küssen, bis sie vor Verlangen wie betäubt war. Was sie vollkommen verstörte und ärgerte, war ihre immer intensivere Reaktion auf ihn. Körperlich schien sie ihm ganz und gar ausgeliefert. Dieser Kerl mußte sie nur ansehen, und schon wurden ihre Knie weich.
Bradford hatte behauptet, daß er sie haben wollte, und sie hatte ihn mehr als einmal zurückgewiesen. Doch je mehr Zeit sie mit ihm verbrachte, desto klarer erkannte sie, daß auch sie ihn haben wollte. Wenn er nicht in ihrer Nähe war, fühlte sie sich elend und leer, und diese Tatsache brachte sie zur Weißglut. Was war nur aus ihrer Selbstbeherrschung, aus ihrer Unabhängigkeit geworden?
Nun, wenigstens hatte sie sich selbst gegenüber zugegeben, daß sie ihn liebte. Er dagegen hatte immer noch kein einziges Mal das Wort >Liebe< erwähnt. Und ihr körperliches Verlangen nach ihm war nur ein kleiner Teil des Grundes, warum er ihr fehlte, wenn er nicht bei ihr war. Dieser Mann hatte ganz gewiß seine Fehler, aber auch seine guten Seiten. Er ging normalerweise freundlich mit anderen um, war fast schon zu großzügig und besaß dazu eine Charakterstärke, die ihn auszeichnete.
Aber er war auch ein wahrer Schuft! Oh, sie wußte sehr gut, was er vorhatte, wie er sich sein >Spiel< vorstellte. Jedes Mal, wenn er sie küßte, sah sie den Triumph in seinen Augen. Sie schmolz in seinen Armen dahin und war überzeugt, daß er sich in Gedanken die Hände rieb. Worauf wartete er? Wollte er, daß sie zugab, ihn auch zu begehren?
Allein über
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