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Im Taumel der Sehnsucht

Im Taumel der Sehnsucht

Titel: Im Taumel der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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näherrückte, zog sie ein mintfarbenes Kleid an und wies Mary Margaret an, ihr Haar in Löckchen zu legen, durch das ein Band gewunden wurde. Der Schlafmangel der letzten Nächte hatte Caroline in reizbare Stimmung versetzt, und bei jedem Piken einer Nadel hätte sie am liebsten laut geschrien. Plötzlich hatte sie genug!
    »Mary Margaret, wir haben noch über eine Stunde, bis Milford mich abholt«, begann Caroline in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. »Ich habe gesehen, wie du Charitys Haar gekürzt hast, und ich will, daß du meins auch abschneidest. Jetzt.«
    Noch während sie sprach, wand sich Caroline aus ihrem Kleid und zog sich die Nadeln aus den Haaren. »Beeil dich, Mary Margaret. Ich bin fest entschlossen. Ich habe es satt, dieses Gewicht auf dem Kopf mit mir herumzuschleppen.«
    Mary Margaret raffte die Röcke und rauschte, Verwünschungen murmelnd, aus dem Zimmer. Caroline ignorierte den Protest der Zofe und betrachtete sich eine Weile im Spiegel. Plötzlich drückte sie die Schultern zurück und bedachte ihr Spiegelbild mit einem zornigen Blick. »Du hast lange genug über dich selbst gejammert, Caroline Richmond.«
    Charity, die gerade hereinkam, hatte die Bemerkung gehört. »Was machst du denn da?« fragte ihre Cousine.
    »Ich nehme mein Leben wieder in die Hand«, verkündete Caroline. »Hast du mir nicht gesagt, ich bin nicht eine, die nur herumgluckt und abwartet?«
    Charity nickte grinsend. »Und jetzt rückst du Bradford auf den Pelz?«
    »Nein. Aber ich habe ein paar andere Dinge beschlossen«, antwortete Caroline ausweichend. »Ich werde es dir nächste Woche erklären. Vertrau mir einfach. Ich habe meinen Verstand nicht verloren.«
    Charity war mehr als verwirrt über Carolines Beteuerungen. Wieso sollte sie, Charity, denn auf den Gedanken kommen, ihre Cousine hätte den Verstand verloren? Bevor sie fragen konnte, kehrte Mary Margaret zurück. Caroline schickte Charity hinaus. »Mary Margaret und ich haben zu tun. Ich komme gleich runter.«
    Die Zofe weigerte sich stur, mehr als drei Zentimeter von Carolines Haar abzuschneiden, und wäre auch dabei geblieben, wenn Caroline ihr nicht die Schere aus der Hand gerissen und selbst an den Strähnen herumzuschnippeln begonnen hätte.
    Die Zofe schnappte nach Luft, kam zu dem Schluß, daß es besser war, wenn sie größeren Schaden verhinderte, und tat endlich, was Caroline von ihr wollte. Als sie fertig war und ihr Werk begutachtete, lächelte sie verlegen und gab zu, daß Caroline umwerfend aussah. Fort waren die schweren Haarmassen - statt dessen ringelten sich weiche, kleine Locken, die unterhalb der Ohren aufhörten, um Carolines Kopf. Als Caroline den Kopf bewegte, fühlte sie sich so befreit, daß sie auflachte.
    »Das ist ein wundervolles Gefühl«, sagte sie glücklich.
    »Sie sehen auch wundervoll aus«, erwiderte die Zofe. »Ihre Augen wirken jetzt doppelt so groß, und Sie sehen viel weiblicher aus, Milady. Sie werden mal wieder für einen gewaltigen Aufruhr sorgen!«
    Das Haareschneiden hatte Carolines Laune beträchtlich gehoben. »Wenn ich diesen Abend überstehe, dann - davon bin ich überzeugt - kann ich alles erreichen!«
    Mary Margaret verstand die Bemerkung nicht und runzelte die Stirn, aber Caroline gab ihr keine Erklärung. Milford kam recht früh, und als Caroline sich endlich fertig angezogen und sich in die Wangen gekniffen hatte, um etwas Farbe hineinzubringen, wartete er schon eine ganze Weile.
    Milford stand mitten in der Eingangshalle und sah Caroline entgegen, die nun die Treppe herunterkam. Augenblicklich brach er in einen Schwall Komplimente über ihre neue Frisur aus. Er fand tatsächlich, daß sie noch nie schöner ausgesehen hatte als jetzt. .. aber auch nie erschöpfter. Sie schien in letzter Zeit nicht genug Schlaf zu bekommen.
    Als sie in seiner Kutsche saßen und auf dem Weg zum Drury Lane Theatre waren, grinste er sie an. »Und? Geht es Ihnen gut?« Sein sorgenvoller Ton strafte seine heitere Miene Lügen, und Caroline sträubten sich sofort die Nackenhaare. Hatte er etwa Mitleid mit ihr? Allein der Gedanke daran brachte sie zur Weißglut.
    »Niemand ist gestorben, Milford. Sie brauchen mich nicht so beunruhigt anzuschauen. Mir geht es sehr gut, danke.«
    »Bradford schläft in letzter Zeit auch ziemlich schlecht«, bemerkte Milford wie beiläufig.
    »Erwähnen Sie den Namen ja nicht noch einmal!« fauchte sie. Als sie merkte, wie laut sie geworden war, brach sie hastig ab und fuhr etwas leiser

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