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Im Taumel der Sehnsucht

Im Taumel der Sehnsucht

Titel: Im Taumel der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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riß sie sich zusammen. Sie mußte etwas unternehmen. Es hatte keinen Sinn, in Panik zu verfallen!
    Caroline machte sich auf die Suche nach Deighton und fragte ihn, wer den Brief abgegeben hatte.
    Deighton wußte nichts von einer Nachricht, genauso wenig der Rest der Dienerschaft. So gut es ging verbarg Caroline ihr Entsetzen und erzählte nur, daß sie den Brief auf dem Tisch im Foyer gefunden hatte und nun neugierig war, wer ihn ihr geschickt hatte. Zur Erklärung setzte sie hinzu, daß die Botschaft nicht unterzeichnet gewesen war.
    Deighton war erschüttert. Es war seine Aufgabe, die Vordertür zu öffnen - nur er hatte das Recht, Briefe zu empfangen oder Besucher einzulassen. Doch nun war offenbar jemand in sein Hoheitsgebiet eingedrungen! Er versicherte mehrmals, daß die Tür stets verriegelt war und daß nur eine der Zofen es gewagt haben konnte, sie ohne Erlaubnis zu öffnen. Da die Dienerschaft durch den Hinterausgang zu gehen hatte, traute sich die Schuldige offenbar nicht, ihre Tat zuzugeben.
    Caroline ließ den tobenden Deighton stehen und ging zurück in ihr Zimmer. »Ich wette, Marie hat den Brief angenommen«, murmelte Mary Margaret. »Sie stromert ständig durchs Haus. Im Prinzip hat sie doch noch keine richtige Arbeit gemacht. Und jetzt, wo Benjamin weg ist, schmeckt das Essen auch wieder schauderhaft. Die dumme Frau hat überhaupt nichts gelernt! Ich finde, Deighton sollte sie rauswerfen.«
    »Sei nicht so unbarmherzig«, schimpfte Caroline. Sie dachte an Maries Familie, an Toby und Kirby und daran, wie dringend die Frau den Lohn brauchte. Gewiß tat sie, was sie konnte. »Hab ein bißchen mehr Geduld, Mary Margaret. Marie braucht die Arbeit.« Als sie sah, daß ihre Kammerzofe noch etwas einwenden wollte, wehrte sie ab. »Ich werde mich bald noch einmal mit ihr unterhalten.«
    Am liebsten hätte Caroline sich die Haare gerauft oder wäre einfach zusammengebrochen. Jemand hatte es auf sie abgesehen, wollte sie töten, und sie hatte nicht die geringste Ahnung, wer. Oder warum! Und doch schien der Alltag mit seiner Haushaltsführung Vorrang zu haben.
    Sie beschloß, ihrem Vater noch nichts von dem Brief zu sagen. Wenn er wußte, daß sie in Gefahr schwebte, konnte er durchaus beschließen, ihr eine Schiffspassage zu buchen und sie nach Boston zurückzuschicken. Und obwohl diese Aussicht einen gewissen Reiz hatte, mochte Caroline nicht einfach so davonlaufen. Zudem würde das bedeuten, daß sie Bradford niemals wiedersehen konnte. Nun, allerdings war das nicht wirklich von Bedeutung, sagte sie sich. Bradford hatte ja schließlich aller Welt gezeigt, daß er kein Interesse mehr an ihr hatte.
    Es gab niemanden, mit dem sie hätte reden können. Es Charity zu sagen, stand außer Diskussion, denn sie würde es jedem weitererzählen, der gewillt war, ihr zuzuhören. Außerdem würde sie genau wie Carolines Vater Angst bekommen. Der Earl hatte ein paar vage Andeutungen gemacht, warum er sie vor vierzehn Jahren zu seinem Bruder in die Kolonien geschickt hatte, und diese Andeutungen betrafen alle ihre Sicherheit. Caroline nahm an, daß ihr Vater damals aus irgendeinem Grund befürchtet hatte, man könne seine kleine Tochter als Druckmittel benutzen, und wahrscheinlich war Politik im Spiel gewesen. Hatte Bradford ihr nicht gesagt, daß ihr Vater damals als Radikaler gegolten hatte? Es war mehr als wahrscheinlich, daß er sich mit seiner politischen Einstellung viele mächtige und skrupellose Feinde gemacht hatte. Ihr Vater hatte sie kurzerhand aus dem Land geschafft, und das würde er gewiß wieder tun, wenn er um ihr Leben bangen müßte.
    Eine ganze Woche lang behielt Caroline ihre Ängste für sich. Sie schlief immer schlechter und wurde stiller und zurückhaltender. Die meisten Einladungen, die sie bekam, lehnte sie ab. Das kleinste Geräusch ließ sie hochfahren, und die einzigen Gelegenheiten, zu denen sie das Haus verließ, waren ihre Besuche bei Onkel Milo.
    Der Earl wunderte sich über Carolines merkwürdiges Verhalten. Als Milford Caroline eine Einladung zum Theater schickte, nahm er in ihrem Namen an. Caroline sträubte sich, aber Braxton stritt sich so lange mit ihr, bis seine starrköpfige Tochter schließlich um des lieben Friedens willen ja sagte.
    Einerseits freute Caroline sich darauf, Milford wiederzusehen, doch andererseits machte es sie auch traurig. Sie mochte Milford und seinen Spitzbuben-Humor, doch jedesmal, wenn sie an ihn dachte, wurde sie auch an Bradford erinnert.
    Als der Abend

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