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Im Taxi - unterwegs in Kairo

Im Taxi - unterwegs in Kairo

Titel: Im Taxi - unterwegs in Kairo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chalid al-Chamissi
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keine Marken? Sie wollen, dass ich extra nach Maâdi fahre?‹Der Kerl meinte bloss: ›Halten Sie hier nicht den Betrieb auf! Verschwinden Sie! Der Nächste, bitte.‹
    Ich fuhr also mit dem Taxi zur Polizeiwache in Maâdi und wieder zurück und bezahlte dafür zwölf Pfund, nur um eine Polizeimarke für drei Pfund zu kaufen. Als ich zurückkam, musste ich mich natürlich wieder ganz hinten anstellen. Eine wahre Folter! Es war Donnerstag 75 , und man sagte mir, dass ich das Führungszeugnis am Samstag abholen kann.
    Am Samstag ging ich früh los, um gleich dranzukommen, aber das entpuppte sich als Wunschtraum. Ich musste draussen warten, während die Paschas frühstückten. Dann war das Dokument immer noch nicht da. Jedenfalls bekam ich es schliesslich doch noch, aber zum Verkehrsamt konnte ich am selben Tag nicht mehr fahren. Das war wirklich ein Problem, denn der Besitzer des Taxis drohte damit, sich einen anderen Fahrer zu suchen.
    Am nächsten Morgen fuhr ich von Dar al-Salâm zum Verkehrsamt nach Madînat al-Salâm. Nach all den Kämpfen fühlte ich mich mit den Papieren in der Tasche nun gestärkt. Doch sie sagten bloss: ›Zum Gesundheitsamt!‹ Also ging ich dorthin. Davor standen Leute, die Arztzeugnisse verkauften. ›Wer braucht ein Zeugnis? Wer braucht ein Zeugnis?‹, rief einer. Richtige Schwarzhändler! Ich nahm mir ein Zeugnis von dem Typen und fragte ihn, was es kostet. Er verlangte zwei Pfund. Zufällig kam ein anderer Fahrer vorbei und sagte: ›Da oben kriegst du es für umsonst.‹Die Schwarzhändler warfen ihm böse Blicke zu. Der Mann, der mir das Zeugnis verkauft hatte, kam noch mal zu mir und sagte: ›Wenn mein Zeugnis nicht akzeptiert wird, bring es zurück, und ich gebe dir das Geld wieder.‹
    Ich ging nach oben zum Schalter, und der Beamte löste mein Foto von dem Dokument ab, das ich für zwei Pfund gekauft hatte. Ich fragte ihn: ›Wollen Sie das Zeugnis nicht?‹ Als er verneinte, sagte ich: ›Dann geben Sie es mir bitte wieder.‹ Ich ging zurück zu dem Mann, der sie verkaufte, und fragte ihn: ›Hältst du dein Wort?‹ Er hielt Wort, und ich bekam die zwei Pfund zurück.
    Das Nächste war der Termin für den Gesundheitstest. Ich wollte ihn auf Samstag legen, aber sie sagten mir, ich solle schon am Dienstag kommen. Dann dachte ich mir, ich nutze die Gelegenheit und hole mir gleich meinen Auszug aus der Verkehrssünderkartei, denn der wird bei jeder Gelegenheit verlangt. Dort traf ich auf alle möglichen Tagediebe. Einer sprach mich sogleich an: ›Zu Ihren Diensten, Bey, dürfen wir die Bescheinigung für Sie besorgen?‹ Ich fragte ihn, was das kosten soll. ›Zehn Pfund. Fünf Pfund für den Auszug und fünf Pfund für unseren Lebensunterhalt.‹ – ›Was soll das heissen, euer Lebensunterhalt?‹ – ›Der Gotteslohn für unsere Mühe‹, sagte er. ›Dann sag mir Bescheid, wenn du mal irgendwo Gotteslohn herumliegen siehst. Den können wir nämlich alle gebrauchen‹, gab ich zurück. ›Wenn Sie sich selbst in die Schlange stellen, machen Sie dieHölle durch. Mit den Leuten da drin werden Sie nie fertig‹, warnte er mich. Doch ich erwiderte: ›Ich habe nichts Besseres zu tun, der Tag ist sowieso im Eimer. Ich warte noch auf den Gesundheitstest.‹
    Ich liess ihn stehen und stellte mich in die Schlange. Natürlich dauerte es eine Ewigkeit. Schliesslich kaufte ich die Bescheinigung für fünf Pfund und legte sie im Verkehrsamt vor. Die nahmen weitere fünf Pfund von mir, obwohl ich gar keine Verkehrsverstösse begangen hatte. Aber die müssen einfach immer Geld nehmen, sie nennen es Winterhilfe oder Sommerhilfe oder was weiss ich. Dann wartete ich rund zwei Stunden. Natürlich gab es keinen Sonnenschirm oder so was in der Art, und wir wurden förmlich geröstet. Endlich riefen sie uns über Lautsprecher. Ich nahm den Auszug und ging. Das war ein anstrengender Tag.
    Schlafen Sie etwa, mein Herr? Ich rede ja bloss. Stellen Sie sich vor, was Ihnen passiert wäre, wenn Sie mit mir dort gewesen wären. Gut, ich erzähle weiter, denn meine Stimme hat ja anscheinend eine beruhigende Wirkung auf Sie.
    Ich wartete bis Dienstag. Sie haben keine Ahnung, wie voll es dort war. Die Schlangen zogen sich um den ganzen Wohnblock! Ich wartete in einer dieser

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