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Im Taxi - unterwegs in Kairo

Im Taxi - unterwegs in Kairo

Titel: Im Taxi - unterwegs in Kairo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chalid al-Chamissi
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dann wieder zu mir!‹ Ich ging zur Kasse, vor der eine unglaublich lange Schlange stand. Ich bezahlte vierhundertvierundzwanzig Pfund für die drei Jahre und ging zu dem Beamten zurück. Der stellte mir eine Quittung aus und schickte mich nach oben, um Unterschrift und Stempel zu holen. Dann sollte ich wieder zu ihm kommen. Also ging ich die Treppe hoch zu einer Frau und sagte zu ihr: ›Ich möchte gern eine Unterschrift und einen Stempel.‹ Doch sie sagte mir, ich solle zu Frau Soundso gehen. Frau Soundso schickte mich zu Frau Sowieso. Ich machte eine ganze Runde, bevor eine Beamtin endlich unterschrieb und mir sagte, den Stempel müsse ich mir aber im Büro der Direktorin im anderen Flügel holen. Ich ging zur Direktorin, doch die war gerade auf der Toilette. Ich wartete darauf, dass sie zurückkam, aber umsonst. Ich überlegte, ob sie wohl gerade entbunden wurde. Nach einer geschlagenen Stunde kam sie dann doch zurück und stempelte die Papiere. Ich ging wieder hinunter zum ersten Beamten, musste aber eine halbe Stunde auf ihn warten. Er schaute sich die Unterlagen an und sagte: ›In Ordnung, Sie können gehen.‹ Hätte er mir das nicht vorher sagen können? Dann hätte ich nicht noch auf ihn warten müssen. Immerhin war ich wieder draussen.
    Am selben Tag auch noch zur Gewerkschaft zu fahren war natürlich nicht möglich, denn die ist in Abduh Pascha in Abbassîja. Von Maâdi nach Abbassîja ist es eine Weltreise.
    Am nächsten Tag fuhr ich also zur Gewerkschaft nach Abduh Pascha. ›Guten Morgen, guten Morgen.‹ Ich gab dem Funktionär meinen alten Mitgliedsausweis, und er verlangte einhundertfünf Pfund von mir. Ich fragte ihn: ›Warum einhundertfünf?‹ Er sagte: ›Es ist teurer geworden, wussten Sie das nicht?‹ Ich antwortete: ›Nein, das hat mir keiner gesagt. Man verheimlicht mir solche Dinge, da ich herzkrank bin.‹ Er meinte: ›Wie dem auch sei, es steht alles dort am Schwarzen Brett. Schauen Sie selbst nach.‹ Ich sagte: ›In Ordnung‹, schaute mir den Anschlag an, rechnete die Beiträge nach und kam auf eine Summe von dreiundachtzig Pfund. Ich ging zu ihm zurück und beschwerte mich: ›Es sind nur dreiundachtzig Pfund, wieso sagen Sie dann einhundertfünf?‹ Er antwortete: ›Der neue Beitragssatz wurde rückwirkend eingeführt. Sie müssen die Differenz für die letzten drei Jahre nachzahlen.‹ Darauf fragte ich ihn: ›Sie meinen die drei Jahre, die ich schon vor drei Jahren bezahlt habe?‹ Er nickte, und ich hakte nach: ›Und so einen rückwirkenden Erlass gibt es wirklich?‹ Er winkte ab. ›So funktioniert das System. Zahlen Sie nun, oder zahlen Sie nicht?‹
    Da ich keine Wahl hatte, zahlte ich natürlich. Aber etwas beschäftigte mich noch, und ich bat ihn: ›Darf ich Sie noch was fragen?‹ – ›Nur zu.‹ – ›Welchen Nutzenhaben wir eigentlich von dem ganzen Geld, das wir hier bezahlen?‹ – ›Gar keinen‹, antwortete er. ›Und Sie sagen mir das offen ins Gesicht‹, erwiderte ich, ›Gott schütze Sie.‹
    Da fiel mir ein anderer Typ auf, der gerade seine Beiträge bezahlte und nach diesem und jenem fragte. Die sagten ihm, es wäre für die Solidaritätskasse. Darauf meinte er: ›Ich will bloss den Gewerkschaftsbeitrag bezahlen, ich brauche niemanden, der zu meiner Beerdigung kommt. Das ist nicht eure Angelegenheit, und ich will nicht in die Solidaritätskasse einzahlen.‹ Als ich ging, diskutierten sie immer noch. Wie das Ganze ausging, weiss ich nicht.
    Hoffentlich langweile ich Sie nicht. Aber Sie sehen ja noch recht wach aus, also erzähle ich mal weiter.
    Am nächsten Tag ging ich zur Polizeiwache in Bassatîn, um mir mein Führungszeugnis zu holen. Das war eine Tortur. Ich werde Ihnen sagen, warum.
    Nachdem ich lange in der Schlange gewartet hatte, verlangte ein Polizist, ich solle mir eine Polizeimarke 74 besorgen. Ich ging hinein, um sie zu kaufen, doch die sagten mir: ›Nein, gehen Sie zur Wache in Maâdi oder in al-Chalîfa.‹ Ich fragte: ›Warum? Sind die Marken dort schöner?‹ – ›Nein, du Komiker‹, erhielt ich zur Antwort, ›die Polizeimarken werden dort verkauft, hier nicht.‹ – ›Aber wieso denn das? Ist das hier etwa keine Polizeiwache? Warum haben Sie dann

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