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Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Titel: Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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der dicht neben der Tür gesessen hatte, sprang auf. Er hatte die ganze Zeit in den Regen gestarrt, als könnte er noch immer nicht akzeptieren, dass sie die Nacht hier verbringen mussten. Er hielt die Schultern nach vorn gebeugt, als würde er jeden Moment einen Knall erwarten. Er machte den Mund auf, als wollte er etwas sagen, brachte aber nichts heraus.
    Hutch kam sich blöde dabei vor, aber er musste vor Angst laut gähnen.
    Phil versuchte, etwas zu rufen, stieß aber nur jämmerliche Bruchstücke hervor. »Da … ist was …« Er schluckte. »Da oben!«

    Hutch schaute zur Decke. Er senkte die Stimme und sagte flüsternd. »Das soll doch ein Scherz sein, oder?«
    »Lasst uns abhauen«, sagte Dom.
    Hutch hob die Hand. »Pst.«
    Dom und Phil, die in der Nähe des Tischs waren, griffen hastig nach ihren Stiefeln. Als ihre Köpfe sich einander näherten, flüsterte Dom Phil etwas zu. Phil drehte sich zu ihm um und sagte: »Ich weiß nicht! Ich hab’s gesehen. Im Bett.« Das war eine ziemlich groteske Aussage, aber niemand lachte, alle hatten einen Kloß im Hals. Der Gedanke, dass es an diesem Ort ein richtiges Bett gab, hätte die Spannung vielleicht auflösen können, aber aus irgendeinem Grund machte das alles nur noch schlimmer.
    Hutch hob abwehrend die Hände. Sie waren total schmutzig. »Leise! Bleibt ruhig. Ganz ruhig. Da oben kann überhaupt niemand sein. Schaut doch, wie staubig es hier ist. Es gab keine Fußspuren, als wir reingekommen sind. Es ist einfach unmöglich.«
    Mit bleichem, fahlem Gesicht und immer noch zitternd versuchte Phil zu sprechen. »Es ist … da drin. Dort … oben.«
    »Was denn?«, fragte Dom.
    »Ein Tier?«, wollte Luke wissen.
    Hutch sah Luke an. »Hol dein Ding raus.«
    Luke blickte ihn verwirrt an.
    »Das Messer«, sagte Hutch und hielt sein eigenes hoch.
    Dom hatte einen Stiefel an und schob seine nackten Zehen in den anderen nassen Schuh, der über den Fußboden rutschte. »Das ist doch total bescheuert. Absoluter Blödsinn.«
    Hutch reckte den Hals. »Ein Tier kann es nicht sein. Hört mal.«
    Dom zog sich den zweiten Stiefel über den Fuß und zuckte vor Schmerz zusammen. »Verdammt noch mal, mir reicht’s jetzt aber.«
    »Dom, sei still! Hör doch.« Hutch ging ganz langsam zum Fuß der Treppe.

    Luke trat von der Tür weg, um Phil und Dom nach draußen zu lassen. »Vorsicht, Hutch. Es könnte auch ein Bär sein.«
    Hutch schüttelte den Kopf. »Der wäre doch längst hier unten bei uns.« Er schaute Phil und Dom an, die nebeneinander auf der Veranda standen und hereinstarrten. Ein Windstoß fegte feuchte Luft in die Hütte, und der Geruch des modrigen Waldes breitete sich im Zimmer aus, als wollte er sie verdrängen. »Phil. Hast du da oben ein Loch oder so was gesehen?«
    »Hä?«
    »Ein Loch, im Dach. Ein kaputtes Fenster? War es ein Tier?«
    Phil musste schlucken. »Es saß einfach da und hat mich angeglotzt. «
    »Was?«, fragte Dom.
    »Ich weiß es nicht. Ich hab nur diese Augen im Schein der Taschenlampe gesehen. Und irgendwas Schwarzes. Ziemlich groß. Aber es hat sich nicht bewegt. Es saß einfach nur da und hat mich angeglotzt.«
    Dom warf den Kopf zurück. »Mein Gott. Ich kann’s einfach nicht glauben.«
    Hutch sah ihn finster an. »Dom, jetzt beruhige dich mal. Etwas Lebendiges hätten wir doch schon längst bemerkt. Man kann die Mäuse unter dem Fußboden hören, und die sind bloß so groß wie dein Daumen.«
    Hutch warf Luke einen um Zustimmung heischenden Blick zu. Aber Lukes Gesichtsausdruck sprach Bände. Auch er war nicht dazu in der Lage, die anderen davon zu überzeugen, dass es im Obergeschoss bestimmt nichts Lebendiges gab. Um sie herum vernahmen sie das Geräusch des Regens, der gegen die Wände prasselte. Es klang, als würde es hageln, und war so laut, dass es beinahe ihre Schritte übertönte.
    Hutch sah zur Decke. »Wir können nicht einfach wieder weggehen. In einer Stunde wird es da draußen richtig kalt. Und wir sind schon völlig durchnässt. Wir würden erbärmlich frieren.«
Einige Sekunden lang sagte niemand ein Wort, sie tauschten nur Blicke aus.
    Schließlich grinste Luke Hutch an und sagte: »Du gehst zuerst. «

9
    Es war unmöglich, die Treppenstufen lautlos hinaufzusteigen, so wie sie es gern getan hätten. Die Holzbretter wackelten unter ihren Füßen. Sie knackten und knarrten, egal, wie zögernd und vorsichtig sie die Füße darauf setzten. Hutch ging voran, in der einen Hand die Taschenlampe, in der anderen das Messer. Luke

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