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Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Titel: Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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Haus.
    Es war ein düsteres verfallenes Gebäude, an das auf der Rückseite eine Wiese grenzte. Der Boden war kniehoch bedeckt mit Brennnesseln und klatschnassem Gebüsch. Das Gelände wurde an allen Seiten von der undurchdringlichen Wand des Waldes eingerahmt, in dem sie sich verlaufen hatten.
    »Es ist leer. Lasst uns reingehen«, sagte Phil mit keuchender Stimme.

5
    »Wir können doch nicht einfach einbrechen«, sagte Luke.
    Phil gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter, als er an ihm vorbeiging. »Du kannst gern das Zelt nehmen, Kumpel. Ich für meinen Teil werde die Nacht da drinnen verbringen.«
    Aber Phil trat nicht weiter als ein paar Schritte auf den Platz vor dem Haus. Welcher Instinkt es auch war, die anderen drei folgten ihm nur zögernd, und Phil blieb schließlich seufzend stehen.
    Als sie von Mora Richtung Norden nach Gällivare gefahren waren, hatten sie vom Zug aus Hunderte von diesen stugor gesehen, und später wieder in der Gegend von Jokkmokk. Außerhalb der Städte und Dörfer im nördlichen Schweden gab es Zigtausende solcher einfachen Holzhäuser. Darin hatte ursprünglich die Landbevölkerung gelebt, bevor die Menschen im letzten Jahrhundert in die Städte gezogen waren. Luke wusste, dass sie den schwedischen Familien heute als Feriensitze dienten, im Sommer, wenn sie auszogen, um ihre Verbundenheit mit dem Land aufzufrischen. Es waren Zweitwohnungen. Das fritidshus , eine nationale Tradition. Doch dieses war anders.
    Ihm fehlten die strahlenden Farben, die roten, gelben, weißen oder pastellfarbenen Wände der idyllischen Märchenhäuser, die
man überall sah. Hier gab es keinen weißen Zaun und keinen kurzgemähten Rasen. Nichts Nettes oder Malerisches oder Gemütliches war vorhanden. Keine scharfen rechten Winkel oder hübsch gestrichenen Fenster waren an der zweistöckigen Fassade zu sehen. Da, wo einmal Symmetrie gewesen war, war das Haus eingesackt. Dachziegel hatten sich gelöst und waren abgerutscht. Die ausgebeulten Wände waren geschwärzt, als ob es einmal ein Feuer gegeben und sich seither niemand mehr um das Gebäude gekümmert hätte. Holzlatten lösten sich knapp über dem Fundament. Die Fenster waren verriegelt wie zur Winterzeit, und das wohl schon seit Jahren. Nichts konnte das durch die Lichtung einfallende Licht reflektieren, und Luke schien es, als müsste es im Inneren genauso feucht und kalt sein wie in dem düsteren Wald.
    »Was nun, Hutch?« Dom sah ihn unter seiner glänzend feuchten, orangefarbenen Kapuze angespannt und irritiert an, seine Augen blinzelten nervös. »Fällt dir noch was Schlaues ein?«
    Hutch kniff die Augen zusammen. Sie waren blassgrün, und seine langen dunklen Wimpern waren für einen Mann beinahe zu perfekt. Er atmete tief ein, schaute Dom aber nicht an. Dann sprach er, als hätte er die Bemerkung seines Freundes überhört: »Es hat einen Kamin und sieht ziemlich solide aus. Wir können ein Feuer anmachen. Wird nicht lange dauern, und wir haben es warm und gemütlich.« Hutch trat an die kleine Veranda, die gerade mal den Platz vor der Tür einnahm, einer Tür, die so schwarz war, dass man ihre Konturen innerhalb der Vorderfront des Hauses kaum erkennen konnte.
    »Hutch, ich weiß nicht. Lassen wir das lieber«, meldete sich Luke zu Wort. Das war alles nicht richtig. Weder das Haus noch das Einbrechen. »Lass uns weitergehen. Vor acht Uhr wird es nicht dunkel. Wir haben noch eine Stunde Zeit, und dann sind wir vielleicht schon aus dem Wald raus.«
    Luke spürte, wie die Spannung um ihn herum wuchs. Dom
und Phil wirkten so unbeweglich, dass auch er das Gefühl hatte, festgenagelt zu sein. Phil drehte seinen massigen Körper herum, und der Gore-Tex-Stoff raschelte laut. Sein teigiges Gesicht war dunkelrot. »Was ist denn los mit dir, Luke? Willst du wieder dahin zurück? Sei doch nicht so ein dummes Arschloch.«
    Dom schloss sich ihm an. Als er redete, spritzte ein Speicheltropfen aus seinem Mund auf Lukes Wange. »Ich kann keinen Schritt mehr weiter. Dir ist das vielleicht egal, dein Knie ist ja nicht so dick geschwollen wie ein Rugbyball. Du bist genauso schlimm wie dieser Yorkshire-Scheißer, der uns hier reingeritten hat.«
    Luke war jetzt schwummrig und heiß zumute. Sie waren gezwungen, eine Nacht hier zu verbringen, weil Phil so fett war, dass er sich durch das bisschen Wandern die Füße kaputt gemacht hatte. Gleich am Morgen des ersten Tages hatte er sie sich ruiniert. Und sofort fing er an, sie alle deswegen anzumachen.

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