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Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Titel: Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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Sogar in London fuhr er überall mit dem Auto hin. Er lebte dort jetzt seit fünfzehn Jahren und war noch nie mit der U-Bahn gefahren. Wie konnte das bloß sein? Dom war auch nicht besser. Er sah aus, als wäre er schon fünfzig und nicht erst vierunddreißig. Und jedes Mal, wenn er fluchte, musste Luke die Zähne zusammenbeißen. Dom war Marketingleiter bei einer großen Bank und redete wie ein Hooligan. Was war da schiefgelaufen? Er war ein großartiger Kricket-Werfer gewesen, der es bis in die Regionalliga geschafft hatte, er hatte Südafrika bereist und war einer von den Kumpels gewesen, mit denen man Joints rauchen und die Nächte durchmachen konnte. Und jetzt war er einer dieser verheirateten Männer mit Kindern und einer fetten Wampe, der sich von Kopf bis Fuß mit Freizeitklamotten von Officers Club einkleidete. Ein Spießer, der den Kopf schüttelte und kicherte und ihm nicht glauben wollte, wenn er von einer neuen Freundin oder einer angesagten Bar erzählte, in der er in London gewesen war.
    Er erinnerte sich an den Schock, den er bekommen hatte, als
er bei ihrem Wiedersehen in London, einen Tag vor dem Abflug, verzweifelt versucht hatte, ein Gespräch mit Dom oder Phil aufrechtzuerhalten. Sie hatten sich in seiner Wohnung in Finsbury Park getroffen, und die beiden hatten bald schon so vertraut mit Hutch herumgealbert, als hätten sie sich in den letzten fünfzehn Jahren jede Woche zu dritt getroffen. Vielleicht hatten sie das ja sogar. Von Anfang an hatte er sich ausgeschlossen gefühlt. Er spürte einen dicken Kloß im Hals.
    Hutch schien seinen Gesichtsausdruck bemerkt zu haben. »He, Häuptling«, sagte er und zwinkerte Luke verschwörerisch zu wie ein Erwachsener, der auf den Spielplatz kommt, um einem kleinen Jungen zu helfen, der gerade von anderen gepiesackt wird. Lukes Gesicht wurde noch röter, aber seine Wut wandte sich nun gegen sich selbst und seine vergifteten Gedanken.
    Hutch lächelte ihn warmherzig an. »Ich glaube, wir haben keine andere Wahl, Kumpel. Wir müssen unsere Sachen trocknen. Im Zelt wird da nichts draus. Wir sind den ganzen Tag lang durch dieses Pisswetter gestiefelt.«
    »Hallo, mach die Tür auf«, rief Phil laut und trat zu Hutch vor den Eingang mit wesentlich mehr Elan, als er den ganzen Tag über gezeigt hatte, als er stolpernd und stöhnend durch das Unterholz gestapft war. Mit einem Mal konnte Luke sich nicht mehr zusammenreißen. Wütend starrte er Phils rundliche Schultern an, sein oberschlaues, von der blauen Kapuze eingerahmtes Gesicht. Er hasste diesen Anblick, und das war der Auslöser für eine grundsätzliche Entscheidung, die er jetzt traf: Wenn er wieder zurück in London war, würde er nicht einmal mehr an ihren jährlich stattfindenden Saufabenden teilnehmen.
    »Du kannst ja draußen bleiben, zusammen mit dem Wolf, der den Elch so hübsch ausgeweidet hat«, sagte Dom mit einem unterdrückten Grinsen.
    Luke vermied es, ihm in die Augen zu sehen, fand aber seine Stimme wieder. Er schlug einen angestrengt klingenden, aggressiv
sarkastischen Ton an, der ihn sogar selbst ein wenig erschrak, als er ihn hörte. Aber es war ihm egal, was er jetzt sagte, er wollte den anderen einfach nur seine Empfindungen mitteilen. »Oder wir könnten dich und dein dämliches Knie an ihn verfüttern. Und während er sich über dich hermacht, gehen wir weiter Richtung Skaite.«
    Dom, der Hutch und Phil folgen wollte, hielt inne. Überraschung und Enttäuschung waren in seinem Gesicht zu erkennen, aber dann verhärtete es sich vor lauter Zorn: »Typisches dummes Geschwätz eines geistig Zurückgebliebenen. Bleib doch draußen, du blödes Arschloch, und frier dich zu Tode. Wer wird dich schon vermissen, höchstens irgendeine dumme Nutte. Das hier ist die harte Wirklichkeit, falls du das noch nicht bemerkt hast. Ich würde gerne heil wieder nach Hause kommen. Ich bin nämlich für eine Menge Leute verantwortlich.«
    Hutch wandte sich erneut von der Tür ab, als er merkte, dass die Verärgerung bei den anderen in offene Aggression umgeschlagen war. »Ruhe bitte, meine Herren. Wenn ihr euch jetzt nicht zusammenreißt, hol ich mir einen langen Ast und versohle euch den Hintern.«
    Phil brach in sein dreckiges Lachen aus, das vor diesem Haus unangebracht wirkte, aber er wandte sich nicht um. Er schlug gegen die Tür und versuchte, sie aufzuschieben.
    Luke war viel zu wütend, um sich zu bewegen oder durchatmen zu können, er starrte vor sich hin und vermied, die anderen anzuschauen. Als

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