Im Tod vereint - Divided in Death (18)
nicht auseinandersetzen. Er weiß, dass ich mich damit jetzt nicht auseinandersetzen kann.«
»Es gibt nie einen passenden Zeitpunkt für Beziehungsstress.«
»Verdammt, auf wessen Seite stehen Sie eigentlich?«
»Nun, da ich neben Ihnen sitze und Sie einen wirklich harten Schlag besitzen, bin ich natürlich auf Ihrer Seite. Da können Sie ganz sicher sein.«
»Ich darf nicht mehr daran denken.« Auch wenn sie die Befürchtung hatte, dass das Gefühl der Übelkeit
während der nächsten Stunden bliebe, griff sie nach dem Autotelefon und machte den nächsten Schritt.
»Nadine Furst.«
»Ich kann leider nicht zum Mittagessen kommen. Wir müssen den Termin verschieben. Aber wir holen es so bald wie möglich nach.«
»Kein Problem.« Ohne auch nur mit einer ihrer sorgfältig geschminkten langen Wimpern zu zucken, erwiderte die Journalistin: »Ich werde in meinen Terminkalender gucken und rufe Sie dann wieder an.«
»Prima.«
»Was zum Teufel hat das alles zu bedeuten?«, fragte Peabody nach Ende des seltsamen Gesprächs verblüfft.
»Nicht nur Geheimagenten wissen sich zu tarnen. Auf diese Weise habe ich Nadine erklärt, dass sie die Story, dass Blair Bissel bei der HSO war, einschließlich einiger ausgewählter Einzelheiten in ihrer nächsten Sendung bringen kann. Wollen wir doch mal sehen, wer am Ende dieses Tages die meisten Wunden leckt.«
»Dann werden neben Roarke noch eine ganze Reihe anderer Leute ziemlich sauer auf Sie sein.«
»Danke.« Eve verzog den Mund zu einem schwachen Lächeln. »Jetzt fühle ich mich deutlich besser.«
Morris hatte genau nach Anweisung gehandelt. Daraus, dass es volle zehn Minuten dauerte, bis sie und Peabody das Leichenschauhaus betreten durften, schloss Eve, dass er mehr als nur leicht verärgert war. Er nahm sie persönlich in Empfang und führte sie durch den kalten weißen Tunnel in Richtung des Arbeitsbereichs.
»Wann sind Sie heute Morgen hier angekommen?«, fragte sie seinen kerzengeraden Rücken.
»Gegen sieben. Ziemlich früh, weil ich einem bestimmten Cop einen Gefallen tun wollte, indem ich noch vor Schichtbeginn nachgucke, ob Bissel in letzter Zeit bei einem Gesichtschirurgen war. Ich habe mir einen Kaffee geholt und meine bisherigen Notizen zu dem Fall durchgesehen, und dann kam ich gegen Viertel nach sieben hier herein.«
Er benutzte seinen Pass und seinen Stimmcode zum Öffnen der gesicherten Tür des Raums, in dem die Leichen lagen.
»War die Tür auch heute Morgen abgeschlossen?«
»Ja.«
»Ich bitte die Spurensicherung zu prüfen, ob jemand das Schloss manipuliert hat«, sagte Peabody.
»Bissels Fach war leer«, fuhr Morris fort, als er vor die Wand mit den stählernen Kühlschubfächern trat. Er zog eine der Laden heraus, und mit einem leisen Zischen schlug ihm eine Wolke kalten weißen Nebels ins Gesicht. »Erst war ich nur verärgert, weil ich dachte, dass er ins falsche Fach geschoben worden ist, aber dann habe ich den letzten Eintrag kontrolliert, und dort stand, dass er hier in diesem Schubfach liegt. Also habe ich Marlie Drew, meine Assistentin, angerufen, die gestern Nachtschicht hatte und nie vor acht nach Hause geht. Sie hat nicht gemerkt, dass irgendjemand hier hereingekommen oder mit einer Leiche herausgegangen ist.«
»Trotzdem muss ich mit ihr sprechen.«
»Sie wartet in ihrem Büro. Wir haben sofort eine Suche eingeleitet. Seine Akte ist noch da, die Leiche aber nicht.«
»Wie viele Leichen haben Sie im Augenblick?«
»Sechsundzwanzig. Vier kamen gestern Abend um zweiundzwanzig Uhr. Schwerer Autounfall.«
»Sie haben alle Schubfächer durchgesehen?«
Er verzog beleidigt das Gesicht. »Dallas, dies ist nicht mein erster Tag in diesem Job. Wenn ich sage, dass eine Leiche nicht mehr da ist, ist sie nicht mehr da.«
»Okay. Dann hatten Sie also vor Eintreffen der neuen Leichen dreiundzwanzig Leichen hier?«
»Nein, wir hatten fünfundzwanzig. Zwei sollten auf Kosten der Stadt entsorgt werden. Zwei Obdachlose, die niemand haben wollte.«
»Entsorgt.«
Vor neuerlichem Ärger bekam seine Stimme einen kalten Klang. »Verdammt noch mal, Sie wissen doch, wie diese Dinge laufen. Wenn niemand die Leichen haben will, werden sie nach achtundvierzig Stunden auf Kosten der Stadt verbrannt. Wir schicken sie immer nachts ins Krematorium.«
»Wer begleitet sie?«
»Ein Fahrer und ein Sanitäter.« Da er wusste, worauf sie hinauswollte, biss er die Zähne aufeinander und stieß knurrend aus: »Sie haben Bissel ganz bestimmt nicht aus
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