Im Tod vereint - Divided in Death (18)
und ein wenig Asche in der wie ein üppiger nackter Frauenleib geformten Schale auf dem Tisch neben dem Bett.
Auch das hatte es dem Mörder leicht gemacht. Er war berauscht gewesen, war neben der Musik für alles andere taub gewesen und hatte sicher keine sechzig Kilo auf die Waage gebracht. Wahrscheinlich hatte er noch
nicht einmal gespürt, wie der dünne Laserstrahl in seine Halsschlagader eingedrungen war.
Das war ein kleiner Segen.
Gegenüber seinem Bett hatte er ein lebensgroßes Poster von Mavis Freestone aufgehängt. Sie hatte die Arme ausgebreitet, machte grinsend einen Luftsprung und trug nicht viel mehr als etwas strategisch günstig platzierten Glitter auf ihrer nackten Haut.
MAVIS!
MEGACOOL!
Der Anblick des Bildes ihrer Freundin an der trüben beigefarbenen Wand, die lachend auf den Toten heruntersah, weckte ein Gefühl der Trauer und der Übelkeit in Eve.
Da sie nicht alleine war, und da sie wusste, dass sie sich beherrschen musste, hielt sie sich zurück und überließ es Morris, sich den Toten aus der Nähe anzusehen.
»Ein einziger aufgesetzter Schuss«, erklärte er. »Das Brandmal von der Waffe ist deutlich zu erkennen. Andere äußerliche Verletzungen hat er anscheinend nicht. Es gibt keine Spuren eines Kampfes oder Zeichen dafür, dass er sich gewehrt hat. Sein Nervensystem muss sofort zusammengebrochen sein. Er war auf der Stelle tot.«
»Ich muss wissen, ob das Powell ist, Morris. Wenn Sie wollen, kann ich -«
Er wirbelte zu ihr herum. »Ich kenne die Routine. Ich weiß, was zum Teufel ich jetzt machen muss, und brauche es bestimmt nicht, dass Sie mir …« Er hob beide
Hände in die Luft und atmete unsicher ein und aus. »Das war nicht erforderlich. Es tut mir leid.«
»Schon gut. Ich weiß, dass das nicht einfach für Sie ist.«
»Das betrifft mich direkt. Das betrifft mich beinahe persönlich. Jemand ist hier hereingekommen und hat diesen … Jungen so lässig umgebracht wie eine Fliege. Er hat es getan, ohne ihn zu kennen, ohne irgendetwas für ihn zu empfinden. Hat ihn einfach umgebracht, damit er sich problemlos Zugang zu meinem Haus verschaffen kann. Dieser Mord hat ihm nicht mehr bedeutet, als wenn er Schuhe anzieht, damit er sich beim Laufen nicht die Zehen stößt. Das Opfer ist eindeutig Joseph Powell. Ich muss eine kurze Pause machen, Dallas. Ich muss wieder zu Besinnung kommen, damit ich ihm und Ihnen helfen kann.«
Sie wartete, bis er den Raum verlassen hatte. »Peabody, ich muss die Sache Ihnen überlassen. Nehmen Sie den Tatort auf, rufen Sie die Spurensicherung, hören sich bei den Nachbarn um. Ich muss zu meiner Besprechung mit Tibble und dem Typen von der HSO.«
»Ich komme mit.«
»Sie haben mich bestellt, nicht Sie.«
Peabody presste die Lippen aufeinander. »Ich bin Ihre Partnerin, und wenn sie Ihren Hals für die Schlinge vermessen wollen, vermessen sie meinen am besten gleich mit.«
»Ich weiß Ihre Solidarität zu schätzen, auch wenn die Metapher vielleicht ein bisschen drastisch ist, aber es ist wichtiger, dass meine Partnerin hier tut, was sie tun kann. Er braucht Sie«, meinte sie mit einem Blick auf Powell. »Sie müssen etwas für ihn tun, und Sie müssen
Morris helfen. Und wenn Sie meinen Hals für die Schlinge vermessen, Peabody, müssen Sie dafür sorgen, dass die Ermittlungen trotz allem weitergehen. Dann müssen Sie die Führung übernehmen und dafür sorgen, dass alle weitermachen wie bisher. Ich schütze Sie nicht, sondern zähle einfach darauf, dass ich mich auf Sie verlassen kann.«
»Okay. Das können Sie.« Peabody trat neben Eve und blickte auf den toten jungen Mann. »Ich werde mich um ihn kümmern.«
»Sehen Sie, was hier passiert ist?«, fragte Eve. »Erzählen Sie es mir?«
»Sein Mörder ist durch die Tür hereingekommen. Scheint gewusst zu haben, wie man die Schutzvorrichtungen in diesem Haus umgeht, auch wenn das bestimmt nicht weiter schwierig war. Es gibt hier weder Überwachungskameras noch einen Portier. Er hat Powell und nicht Sibresky ausgewählt, weil Powell allein gelebt hat und weil er als Sanitäter wahrscheinlich meistens den Papierkram macht. Es ging ihm einzig darum, ihn aus dem Verkehr zu ziehen, und das hat er ohne Verzögerung gemacht. Powell hat im Bett gelegen, entweder war er high oder bereits eingeschlafen, vielleicht sogar beides. Der Täter hat sich einfach über ihn gebeugt, ihm die Waffe an den Hals gehalten und dann abgedrückt. Hm …«
Eilig sah sie sich im Zimmer um. »Hier liegt nirgendwo ein
Weitere Kostenlose Bücher