Im Tod vereint - Divided in Death (18)
anscheinend auch gebraucht. Überall sah man Haufen von Metall, in Form von langen oder kurzen Stangen, Würfeln oder Kugeln. Der Boden und die Wände waren mit einem feuerfesten, reflektierenden Material bedeckt, das zwei Aufgaben gleichzeitig erfüllte und geisterhafte Spiegelbilder der Geräte und der angefangenen Werke warf.
Werkzeuge, die aussahen wie mittelalterliche Folterinstrumente, lagen auf einem langen Tisch. Sie waren, wie Eve annahm, zum Schneiden, Knipsen oder Biegen der Metalle da. Außerdem waren drei große Tanks auf Rollen in dem großen Raum verteilt. Die diversen Hebel und Schläuche, die daran befestigt waren, legten die Vermutung nahe, dass sie Flüssiggas enthielten und für die Hitze sorgten, die zum Löten oder Schmelzen oder für jeden anderen mit Feuer verbundenen Vorgang bei der Formung seltsamer Metallgebilde nötig war.
Eine der hohen Wände war mit Skizzen übersät.
Einige von ihnen sahen aus, als wären sie von Hand gezeichnet worden, andere waren am Computer ausgedruckt. Da eins der Bilder zu den seltsamen Windungen und Spitzen eines der Stücke in dem Studio passte, kam sie zu dem Ergebnis, dass sie Ideen oder Blaupausen zu seinen Werken waren.
Er hatte seine Arbeit anscheinend wirklich ernst genommen, auch wenn er in seiner Freizeit ein Geck und Frauenheld gewesen war.
Sie ging um die Skulptur herum, die mitten im Zimmer stand, und erst nach einer Weile wurde ihr bewusst, dass sie eine riesengroße Hand darstellen sollte, die verzweifelt versuchte nach etwas zu greifen, was offenkundig unerreichbar war.
Sie blickte auf die Skizze und las die Worte, die darunter standen:
FLUCHT AUS DER HÖLLE
»Wer kauft bloß solches Zeug?«, fragte sie sich laut.
»Sammler«, antwortete Roarke, der gerade eine große, offensichtlich weibliche Gestalt beäugte, die ein Wesen zu gebären schien, das nicht ganz menschlich war. »Oder irgendwelche Unternehmen, die gern als Kunstmäzene angesehen werden.«
»Du willst mir doch wohl nicht erzählen, dass du solche Dinger irgendwo rumstehen hast?«
»Nein, habe ich nicht. Seine Werke … sprechen mich nicht an.«
»Das ist wenigstens ein kleiner Trost.« Sie wandte der Skulptur den Rücken zu und trat vor den Computer, der am Ende des Raumes stand.
Von dort warf sie noch einmal einen Blick auf die meterlangen Stangen. »Wie kriegt er dieses Zeug überhaupt ins Studio und wieder raus? In den Fahrstuhl passt es nicht.«
»Es gibt noch einen Fahrstuhl Richtung Dach. Da drüben.« Er zeigte auf die östliche Wand. »Er hat ihn auf eigene Kosten einbauen lassen. Das Ding ist dreimal so groß wie ein normaler Lastenaufzug, und auf dem Dach gibt es einen Hubschrauberlandeplatz, mit dem er all die Sachen auf dem Luftweg transportieren lassen hat.«
Eve sah Roarke reglos an. »Sag nicht, dass dir das Haus gehört.«
»Nur zum Teil«, erklärte er geistesabwesend, während er durchs Studio lief und die Metallskulpturen argwöhnisch beäugte. »Ich habe es mit ein paar anderen Leuten zusammen gekauft.«
»Langsam wird es peinlich.«
Er bedachte sie mit einem unschuldigen Blick. »Wirklich? Ich wüsste nicht, warum.«
»Das kann ich mir denken. Und da wir gerade dabei sind, fällt mir noch etwas anderes ein.« Sie schob ihren Jackenärmel ein Stück weit zurück und streckte ihren Arm mit dem glitzernden Schmuckstück aus.
»Nimm mir das Ding ab, ja? Ich hatte es vollkommen vergessen, als ich mit dir losgefahren bin, und seit Peabody es gesehen hat, starrt sie ständig unauffällig in Richtung meines Arms. Das macht mich total kribbelig, aber wenn ich das Teil in meine Jackentasche stecke, verliere ich es nur.«
»Weißt du«, meinte er, als er das Armband öffnete. »Die meisten Menschen tragen Schmuck, damit er anderen
auffällt. Damit andere ihn bewundern und vielleicht sogar ein bisschen neidisch sind.«
»Weshalb Leute, die sich mit Schmuck behängen, öfter überfallen werden als das normale Volk.«
»Das ist natürlich ein Nachteil«, stimmte er ihr zu, während er das Armband in seine Jackentasche schob. »Aber das Leben ist nun mal gefährlich. Tja, zumindest kann ich dadurch, dass ich das Armband für dich aufbewahre, vielleicht einen armen Straßenräuber davor bewahren, dass du ihn mit Stiefeln trittst.«
»Das sagt gerade der Richtige«, murmelte sie leise und zauberte mit diesem Spruch ein Grinsen auf sein Gesicht.
Ihr Bemühen, den Computer einzuschalten, führte zu demselben nichtigen Ergebnis wie der Versuch an Bissels
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