Im Tod vereint - Divided in Death (18)
umgebracht. Und falls dieser Doppelmord wirklich als Verbrechen aus Leidenschaft durchgegangen wäre, hätten wir uns die Computer vielleicht überhaupt nicht angeguckt.«
Sie wartete einen Moment, um Reva die Gelegenheit zu geben, diese neuen Informationen zu verdauen. »Selbst wenn wir sie uns flüchtig angesehen hätten, hätten wir wahrscheinlich angenommen, Sie als Computerfachfrau mit einem ziemlich aufbrausenden Temperament hätten die Geräte aus Zorn über die Untreue Ihres Ehemanns zerstört. Und die Änderung des Passworts zu seinem Privatlift hätten wir als technischen Fehler abgetan.«
»Ich kann - ich kann das einfach nicht glauben.«
»Sie müssen selbst entscheiden, was Sie glauben oder nicht. Aber wenn Sie sich die Sache etwas genauer ansehen, wenn Sie anfangen, die Fäden zu entwirren, werden Sie erkennen, dass es um weit mehr geht als um einen Doppelmord und eine Verdächtige, die der Polizei auf einem Silbertablett serviert worden ist.«
Wieder stand Reva auf, trat an das breite Fenster und
blickte hinunter auf den Fluss. »Ich kann nicht … Sie wollen, dass ich Ihre These glaube, dass ich sie akzeptiere, aber das würde bedeuten, dass alles eine Lüge war. Dass er mich von Anfang an belogen hat. Dass er mich nie geliebt hat. Oder zumindest nicht genug, um sich nicht von dem verführen zu lassen, was ihm von diesen Leuten angeboten worden ist. Geld, Macht oder einfach Aufregung, weil er plötzlich echte Industriespionage betreiben konnte statt wie vorher immer nur als Spiel. Sie wollen, dass ich glaube, er hätte mich benutzt, hätte alles, wofür ich mich abgerackert habe, das Vertrauen und den Respekt, den man mir im Labor entgegenbringt, schamlos ausgenutzt.«
»Wenn Sie es genau betrachten, läuft alles darauf hinaus, dass es um ihn gegangen ist und nicht um Sie.«
Reva starrte weiter reglos aus dem Fenster. »Ich habe ihn geliebt, Lieutenant. Vielleicht ist das aus Ihrer Sicht eine Schwäche oder vielleicht sogar reine Dummheit, aber so wie ihn habe ich nie jemand anderen geliebt. Wenn ich akzeptierte, was Sie sagen, muss ich unter diese Liebe und alles, was sie mir bedeutet hat, einen endgültigen Schlussstrich ziehen. Ich bin mir nicht sicher, ob Gefängnis wirklich schlimmer ist.«
»Sie brauchen nichts zu glauben und nichts zu akzeptieren. Die Entscheidung darüber liegt allein bei Ihnen. Aber wenn Sie nicht am eigenen Leib erfahren wollen, ob das Gefängnis vielleicht doch schlimmer ist, sollten Sie mit uns kooperieren. Dann sollten Sie sich nicht nur morgen früh um acht einer umfänglichen psychologischen Begutachtung unterziehen, sondern obendrein Ihre Anwälte anweisen, uns Einsicht in Ihre und die Akten Ihres Mannes zu gewähren. Und falls es irgendwelche
versiegelten Unterlagen gibt, sollten Sie uns die Erlaubnis geben, auch diese einzusehen.«
»Es gibt keine versiegelten Akten über mich«, antwortete Reva leise.
»Sie waren beim Geheimdienst. Natürlich gibt es versiegelte Akten über Sie.«
Reva wandte sich ihr wieder zu. Ihre Augen waren trübe, als durchlebe sie gerade einen Traum. »Sie haben Recht. Entschuldigung. Ich gebe Ihnen die Erlaubnis, auch diese Akten einzusehen.«
»Auch Sie werden wir überprüfen müssen«, sagte Eve zu Caro.
»Warum meine Mutter?« Plötzlich war der Streit vergessen und Reva setzte zu Caros Verteidigung an. »Sie hat mit dieser Sache nichts zu tun.«
»Sie hat mit Ihnen, dem Opfer und dem Projekt zu tun.«
»Falls Sie glauben, dass sie in Gefahr ist, sollten Sie sie schützen.«
»Dafür habe ich bereits gesorgt, Reva«, erklärte Roarke und handelte sich dadurch einen schnellen, überraschten Blick von seiner Assistentin ein.
»Sie hätten es mir wenigstens sagen können«, murmelte sie leise, stieß dann aber einen Seufzer aus. »Aber ich habe ganz sicher nichts dagegen. Und natürlich haben Sie meine Erlaubnis, meine Akten einzusehen.«
»Gut. Außerdem sollten Sie beide überlegen, ob Sie nicht vielleicht doch irgendwann einmal mit einem der beiden Opfer oder irgendjemand anderem über die Arbeit und besonders das betreffende Projekt gesprochen haben. So, jetzt muss ich zurück auf das Revier, ich werde mich wieder bei Ihnen melden.«
Eve marschierte los, Roarke aber blieb noch einen Augenblick bei den beiden anderen Frauen stehen. »Sie sollten sich erst mal ein bisschen ausruhen. Wenn nötig, nehmen Sie sich morgen frei, aber übermorgen erwarte ich Sie beide wieder an Ihren Arbeitsplätzen.« Er blickte auf Eve.
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