Im Tod vereint - Divided in Death (18)
in der Art?«
Das hier ist nicht mein Terrain, dachte sie verzweifelt. Das ist eine völlig fremde Welt. Weshalb zum Teufel hatte sie nur Peabody nach Jamaica fliegen lassen?
»Was soll mir das schon nützen?« Vollkommen erschöpft warf sich Mavis rücklings auf das Sofa und ruhte ihren Kopf auf einem dicken Kissen aus. »Dabei geht es schließlich immer nur darum, wie man ein Baby füttert oder wickelt oder auf den Arm nimmt, damit
man ihm nichts bricht. Darum, wie man irgendwelche Sachen macht. Sie können einem nicht erklären, wie man Sachen weiß oder was man empfinden soll. Sie können einem nicht beibringen, eine gute Mom zu sein. Ich habe keine Ahnung, wie man eine gute Mutter ist.«
»Vielleicht weiß man das ja einfach instinktiv. Du weißt schon, vielleicht kommt dir die Erkenntnis, wenn es geboren wird. Vielleicht brauchst du es nur zu sehen, und schon ist alles klar.«
»Ich habe fürchterliche Angst davor, alles zu vermasseln. Dass ich es nicht schaffe, alles so zu machen, wie man es machen soll. Leonardo ist entsetzlich aufgeregt und total glücklich. Er wünscht sich dieses Kind so sehr.«
»Mavis, wenn du nicht -«
»Oh doch. Ich will dieses Baby mehr als alles andere auf der Welt. Genau das macht mir ja solche Angst. Dallas, ich glaube, wenn das Baby erst mal auf der Welt ist, würde ich es nicht ertragen, nicht die Dinge zu empfinden, die ich empfinden sollte, und nicht zu wissen, was es braucht - ich meine, was es wirklich braucht, abgesehen von Brei und blöden Windeln. Woher soll ich wissen, wie ich es lieben soll, nachdem ich selber nie geliebt worden bin?«
»Ich liebe dich, Mavis.«
Wieder füllten Mavis’ Augen sich mit Tränen. »Ich weiß. Und Leonardo liebt mich auch. Aber das ist nicht dasselbe. Das …« Sie legte eine Hand auf ihren Bauch. »… das hier soll eine andere Form von Liebe sein. Ich weiß, dass es das ist, ich weiß nur nicht, wie es geht. Ich schätze, ich bin einfach in Panik ausgebrochen«,
stellte sie mit einem langgezogenen Seufzer fest. »Mit Leonardo konnte ich nicht drüber reden. Dafür habe ich dich gebraucht.«
Sie ergriff Eves Hand. »Es gibt Dinge, über die man nur mit seiner besten Freundin reden kann. Jetzt geht es mir besser. Wahrscheinlich bringt mich einfach der Hormonwechsel ein bisschen aus dem Gleichgewicht.«
»Du warst die erste echte Freundin, die ich jemals hatte«, erklärte Eve ihr langsam. »Du hattest dir in den Kopf gesetzt, dich mit mir anzufreunden, und hast dich nicht abschütteln lassen, egal wie ekelhaft ich zu dir war. Ehe ich mich’s versah, warst du meine Freundin, und inzwischen haben wir schon jede Menge Dinge miteinander durchgemacht.«
»Allerdings.« Mavis schniefte, und zum ersten Mal huschte der Schatten eines Lächelns über ihr Gesicht. »Das haben wir.«
»Und weil du meine erste echte Freundin warst, würde ich dir sagen, wenn du dumm wärst oder wenn ich dächte, dass du keine gute Mutter wärst und es deshalb ein Fehler ist, wenn du ein Kind bekommst.«
»Das würdest du wirklich tun?« Immer noch hielt Mavis ihre Hand umklammerst und starrte sie mit großen Augen an. »Schwörst du das?«
»Ich schwöre.«
»Jetzt geht es mir viel besser. Wirklich.« Sie atmete erleichtert auf. »Oh Junge, jetzt geht es mir wirklich schon viel besser. Könnte ich vielleicht noch etwas bleiben? Vielleicht könnte ich ja sogar Leonardo anrufen und ihm sagen, dass er - oh Gott, oh Gott.«
Als Mavis’ Augen groß wie Untertassen wurden, sie sich aufsetzte und eine Hand auf ihren Nabel presste,
sprang Eve erschrocken auf. »Was? Musst du brechen oder so?«
»Es hat sich bewegt. Es hat sich zum ersten Mal bewegt.«
»Was hat sich bewegt?«
»Das Baby.« Sie blickte auf Eve und jetzt glühte ihr Gesicht, als hätte jemand unter ihrer Haut eine Lampe eingeschaltet. »Mein Baby hat sich bewegt. Als … als ob es mit winzig kleinen Flügeln schlagen würde oder so.«
Eve spürte, wie sie selbst erbleichte. »Und das ist normal?«
»Uh-huh. Mein Baby hat sich bewegt, Dallas. In mir. Es ist also wirklich echt.«
»Vielleicht versucht es dir zu sagen, dass du dir nicht so viele Gedanken machen sollst.«
»Ja.« Mavis wischte sich die frischen Tränen fort und sah Eve mit einem glückseligen Lächeln an. »Es wird alles gut. Nein, es wird alles bestens. Ich bin froh, dass du dabei gewesen bist, als es sich zum ersten Mal bewegt hat. Als ich es zum ersten Mal gespürt habe. Ich bin wirklich froh, dass wir drei - du, ich und
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