Im Tod vereint - Divided in Death (18)
verpassen?«
»Halt die Klappe. Halt um Himmels willen deinen Mund.«
»Das hier«, meinte McNab, während er die milde Luft der Tropen tief in seine Lungen sog, »ist das wahre Leben.«
»Wir sind nicht zum Leben, sondern unserer Arbeit wegen hier. Es wird erst wieder ein Leben für uns geben, wenn der arbeitstechnische Teil der Reise erfolgreich abgeschlossen ist.«
Er legte den Kopf ein wenig auf die Seite und sah sie durch seine fuchsienrote Sonnenbrille hindurch forschend an.
»Du klingst genau wie Dallas. Was eigenartig erregend für mich ist.«
Wenn auch ohne allzu großen Schwung, rammte sie ihm aus Gewohnheit ihren Ellenbogen in die Seite und bedachte ihn mit einem strengen Blick. »Am besten fahren wir schnurstracks ins Waves und sprechen dort mit Diesel Moore. Dann fahren wir zu Bissels Haus und fragen Nachbarn und Bekannte, ob ihnen irgendetwas aufgefallen ist.«
»Jetzt klingst du wie der Big Boss.« Er tätschelte ihr liebevoll den in eine dünne Sommerhose gehüllten, wohlgeformten Po. »Das ist ebenfalls nicht schlecht.«
»Auch wenn du mir rangmäßig noch ein bisschen überlegen bist, bin ich von der Mordkommission.« Junge, sie liebte dieses Wort. »Und deshalb bin ich bei dieser Dienstreise tatsächlich der Boss. Und ich sage, erst machen wir unsere Arbeit und dann … holen wir das Leben nach.«
»Kein Problem. Aber wir brauchen noch ein Transportmittel.«
Er blickte auf die Reihe von Motorrollern, die vor einer Hütte neben dem Hotel angekettet waren. Sie leuchteten
in allen Farben, so lockten sie die Touristen wahrscheinlich am besten an.
Peabody verzog den Mund zu einem Grinsen. »Okay.«
Das Waves war kaum mehr als ein in die Wand einer billigen Bretterbude gebohrtes Loch in einer der weniger einladenden Straßen von Jamaicas Hauptstadt Kingston. Sie hatten sich zweimal verfahren, doch hatte ihnen der kurze Umweg durch die engen, verwinkelten Gassen, währenddessen sie sich die milde Inselbrise um die bleichen Städternasen hatten wehen lassen, nichts weiter ausgemacht. Nach einer kurzen, aber hitzigen Debatte hatten sie sich darauf geeinigt, dass er auf dem Hin- und sie auf dem Rückweg fahren würde, doch Peabody kam zu dem Schluss, dass es genauso amüsant war, hinter ihm zu sitzen und ihm die Arme um den Bauch zu schlingen, als wenn sie selber fuhr.
Als sie jedoch in die ärmeren und weniger einladenden Bezirke Kingstons kamen, war sie froh, dass unter ihrer dünnen Sommerjacke ihr Stunnerhalfter lag.
In einem Umkreis von zwei Blocks bemerkte sie drei Drogendeals, entdeckte zwei Junkies auf Entzug, die zitternd vor einer Haustür hockten, und als ein blitzender offener Geländewagen dicht an ihr vorbeifuhr, dessen Fahrer sie mit einem unheilvollen Blick aus seinen dunklen Augen maß, hätte sie sich fast gewünscht, sie trüge ihre Uniform.
Stattdessen blickte sie reglos zurück, legte ihre Hand deutlich sichtbar auf den Griff von ihrer Waffe und flüstere McNab, als der Wagen in eine Seitenstraße bog,
ins Ohr: »Unangenehme Atmosphäre, findest du nicht auch?«
»Allerdings. Die Strafen für Drogenhandel und -besitz sind hier härter als der Schwanz von einem Teenager, aber das interessiert in dieser Gegend offenbar kein Schwein.«
Es gab Sexläden und -clubs, und jede Menge Frauen boten direkt auf der Straße ihre Dienste feil. Nur sah keine der Gestalten allzu verführerisch aus. Dröhnende Musik schallte aus den offenen Türen, doch die gelangweilten Gesichter der Prostituierten und der Türsteher vor den Lokalen hatten nicht den geringsten Charme.
Vielleicht kamen durchaus gelegentlich Touristen in die Gegend, aber wenn sie nicht auf Sex, Drogen oder ein Messer im Rücken versessen waren, machten sie wahrscheinlich eilends wieder kehrt.
Sie parkten vor der widerlichen kleinen Beize, und während McNab den bunten Roller mit einer dicken Eisenkette an einem Laternenmast festband, sah Peabody sich um.
»Ich werde mal was ausprobieren«, sagte sie zu Ian. »Vielleicht musst du mir dabei Rückendeckung geben.«
Sie wählte zwei junge Männer aus - einen Schwarzen, einen Weißen -, die vor einer Haustür saßen und Gott weiß was aus einer schwarzen Pfeife rauchten, straffte ihre Schultern, setzte ihre kälteste Bullenmiene auf und marschierte, ohne auf McNabs warnendes Zischen zu reagieren, lässig auf die beiden zu.
»Seht ihr den Roller da?«
Grinsend nahm der Schwarze einen Zug aus seiner Pfeife. »Schließlich habe ich Augen im Kopf, Fotze.«
»Sieht
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