Im Tod vereint - Divided in Death (18)
Aber falls Sie denken, dass er mit ihr zusammen abgehauen ist, liegen Sie garantiert verkehrt. Nie im Leben hätte diese Tussi mehr als ein paar schnelle Ficks von ihm gewollt.«
»Gab es noch andere Geschäfte oder andere Frauen, derentwegen er vielleicht verschwunden ist?«
»Darüber habe ich doch schon mit den Bullen hier gesprochen. Er hat jede Frau genommen, die er kriegen konnte. Aber lange gedauert haben diese Sachen nie. Und falls er noch irgendwelche anderen Geschäfte laufen hatte, hat er mir nichts davon erzählt. Trotzdem hätte ich bestimmt was davon mitbekommen, denn dies ist eine kleine Insel und hier bleibt nichts lange geheim.«
»Es ist eine kleine Insel«, wiederholte Peabody, nachdem sie die Befragung Moores beendet hatten. »Es gibt also sicher nicht allzu viele Orte, an denen man sich verstecken kann.«
»Und es gibt auch nicht viele Möglichkeiten, um von hier zu verschwinden. Entweder nimmt man einen Flieger, oder man nimmt ein Boot.«
Sie trat wieder auf die Straße und sah zu ihrer großen Freude, dass der Roller noch an seiner alten Stelle stand und offenbar auch unversehrt war. »Gib den beiden Typen ihren Zehner.«
»Warum muss ich das machen?«
»Weil ich sie schon zusammengeschissen habe, warum sonst?«
Murrend zog McNab einen Zehner aus der Tasche, warf ihn den beiden Kerlen hin und schloss die dicke Kette wieder auf.
»Das eben mit der Spende hast du wirklich super hingekriegt.« Am liebsten hätte sie ihm anerkennend in den Allerwertesten gekniffen, kam dann aber zu dem Ergebnis, dass es nicht besonders professionell erscheinen würde, und nahm stattdessen einfach ihren Platz
hinter dem Lenker ein. »Trotzdem bin ich froh, dass wir von hier verschwinden, bevor es dunkel wird.«
»Das bin ich auch, She-Body.« Anscheinend war es ihm egal, ob es unprofessionell erschien, denn als er sich hinter ihr auf den Roller schwang, kniff er sie unbekümmert in den Po. »Na, dann los. Gib Gas.«
Carter Bissel lebte in einer erbärmlichen Zwei-Zimmer-Bude, die nicht viel mehr war als ein auf einer Mischung aus Sand und zerdrückten Muscheln errichtetes Zelt. Die direkte Strandnähe verlieh der Bleibe einen minimalen Reiz, machte sie jedoch gleichzeitig zu einem leichten Ziel für jeden Tropensturm.
Die Wände waren mehrfach notdürftig geflickt, und die abgenutzte Hängematte machte deutlich, dass der gute Carter seine freie Zeit lieber mit Schaukeln zu verbringen schien als mit mühseliger Hausarbeit.
Kleine Büschel Strandhafer ragten aus dem Sand und ein alter, von Rost zerfressener Motorroller war mit einer Kette an einer toten Palme festgemacht.
»Das ist wirklich etwas völlig anderes als das Haus in Queens«, meinte McNab, während er eine zerbrochene Flasche an die Seite trat. »Vielleicht hat er einen besseren Ausblick als sein Bruder, aber was die übrigen Lebensbedingungen betrifft, fällt er hinter Blair deutlich zurück.«
»Wenn man das hier sieht, kann man sich durchaus vorstellen, dass er einfach abgehauen ist.« Peabody zog den Schlüssel aus der Tasche, den ihr die einheimischen Kollegen überlassen hatten, und steckte ihn ins Schloss. »Das alles zeugt davon, dass er ein echter Loser ist.«
»Was in aller Welt hat jemand wie Felicity mit einem Kerl in einem solchen Loch gewollt?«
»Darüber habe ich inzwischen gründlich nachgedacht. Vielleicht war es einfach ein ideales Versteck. Das hier ist ganz bestimmt kein Ort, an dem man eine Zweigstelle der HSO oder einer terroristischen Vereinigung vermuten würde. Und genau darum könnte es ihr gegangen sein.«
Mit einem leisen Quietschen ging die Tür der Hütte auf, in der es heiß und stickig war. Peabody sah einen riesengroßen Käfer, der eilig in der Dunkelheit verschwand, und musste ein Kreischen unterdrücken. Dinge, die krabbelten oder sich wanden, hatte sie noch nie gemocht.
Sie versuchte Licht zu machen, und als ihr Versuch erfolglos blieb, schalteten sie beide ihre kleinen Taschenlampen ein.
»Ich habe eine bessere Idee. Warte einen Augenblick.«
Sie gab sich die größte Mühe, Haltung zu bewahren, als er sie alleine ließ. Beinahe meinte sie zu hören, wie die Spinnen ihre Netze woben, und mit Hilfe ihrer Taschenlampe sah sie sich eilig um.
In dem kleinen Wohnzimmer gab es eine altersschwache Couch mit einem großen Loch, aus dem die graue Masse des Füllmaterials herausgequollen war. Es gab keine Teppiche und keine Bilder, und auf einer umgedrehten Kiste, die als Tisch fungierte, stand
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