Im Todesnebel
Verschwinden von Schiffen im Pazifik aufstellen zu können.
Schließlich konnte Pitt das Schweigen nicht länger ertragen.
»Aber was soll’s auch«, begann er, »siebenunddreißig Schiffe werden also nie wieder in ihrem Heimathafen auftauchen. Bleibt immer noch das achtunddreißigste, die
Starbuck.
Aus den Aufzeichnungen in der Nachrichtenboje kennt die Navy die exakte Position des U-Bootes. Worauf warten die Herren dann noch? Wenn das Wrack erst geortet ist, wird es für die Bergungsschiffe kein unlösbares Problem sein, die
Starbuck
aus zehn Faden Tiefe zu heben.«
»Ganz so einfach wird es auch nicht sein.«
»Warum nicht? Die Navy hat das U-Boot F-4 sogar aus sechzig Faden Tiefe geborgen, hier vor der Insel, aus der Hafeneinfahrt von Pearl Harbor. Und das bereits im Jahre 1915.«
»Aber die Admirale im Pentagon, die sich ihre Rangabzeichen ersessen haben und Computer für sich denken lassen, sind überhaupt noch nicht überzeugt, daß die Nachricht, die Sie gefunden haben, auch echt ist. Zumindest werden sie daran so lange zweifeln, wie die Handschrift noch nicht genau analysiert ist.«
Pitt seufzte hörbar. »Sie haben also den Verdacht, daß ihnen ein Dummkopf, der die Nachrichtenkapsel überbracht hat, vielleicht eine Fälschung unterschieben will.«
»Etwas in der Art werden sie sich wohl zusammengereimt haben.«
Pitt unterdrückte mühsam ein Lachen. »Das erklärt dann wenigstens auch halbwegs, warum man mich einer neuen Dienststelle zuteilt. Hunter will mich im Auge behalten.«
»Sie haben eben den Fehler gemacht, die Schriftstücke, die sich in der Boje befanden, auch noch zu lesen. Schon das hat aus dem unschuldigen Zeugen Dirk Pitt einen Geheimnisträger ersten Ranges gemacht. Außerdem möchte die 101.
Bergungsflotte unseren Langstreckenhelikopter FXH ausleihen, und von den Navy-Piloten ist bisher keiner auf ihm ausgebildet worden. Aber Sie sind es. Und falls sich schließlich drittens eine uns weniger freundlich gesonnene Nation in den Kopf gesetzt haben sollte, Uncle Sams neuestes und modernstes Atom-U-Boot zu finden und zu bergen, dann wären Sie für die Geheimagenten ein goldener Quell, den man nur in seine Gewalt bringen und ein wenig bearbeiten müßte, um die letzte Position der
Starbuck
zu erfahren.«
»Es ist doch immer wieder schön, zu hören, wie sehr man geschätzt wird«, erwiderte Pitt. »Aber Sie vergessen eines: ich bin nicht der einzige Zeuge, der die letzte Ruhestätte der
Starbuck
kennt.«
»Aber an Sie ist am leichtesten heranzukommen. Hunter und sein Stab sitzen sicher vor jedem Zugriff in Pearl Harbor. Und der Admiral und seine Männer arbeiten rund um die Uhr, um Licht in dieses dunkle Geheimnis zu bringen.« Sandecker schwieg einen Augenblick. Dann steckte er sich eine lange Zigarre in den Mund, zündete sie an und rauchte, in Gedanken versunken, ein paar Züge. »Und wenn irgendein Agent Sie so gut kennen würde wie ich, mein Lieber, dann wüßte er, daß man Sie nicht einmal mit roher Muskelkraft bearbeiten müßte. Es genügte schon, die verführerischste Mata Hari in die nächstgelegene Bar zu schicken, dann würden Sie sich von ganz alleine an sie heranmachen.«
Sandecker bemerkte, daß auf Pitts Gesicht plötzlich ein schmerzvoller Ausdruck gezogen war, doch redete er unbeirrt davon weiter.
»Zu Ihrer Information sollte ich vielleicht noch hinzufügen, daß die 101. Bergungsflotte eine der effizientesten Geheimabteilungen unseres Landes ist.«
»Geheim?«
»Mit Ihnen wird jedes Gespräch zur Sisyphusarbeit«, antwortete Sandecker mit geduldiger Stimme. »Admiral Hunters Leute haben, zwanzig Kilometer von der kubanischen Küste entfernt, einen britischen Bomber aus dem Meer geborgen, sozusagen direkt vor Castros Nase. Sie haben die
New Century
vor Libyen gehoben, die
Southwind
im Schwarzen Meer und die
Tari Maru
im Licht der Küstenfeuer von China. In jedem der Fälle hatte die 101. Flotte das Schiff geborgen, bevor die Nation, in deren Gewässern sie operierte, überhaupt nur ahnte, worum es ging. Unterschätzen Sie Hunter und seine Schrottsucher nicht, in ihrem Gewerbe kann ihnen niemand das Wasser reichen.«
»Aber wozu diese Geheimniskrämerei im Falle der
Starbuck?«
fragte Pitt.
»Aus einem guten Grund: Die letzte, von Dupree angegebene Position des Schiffes kann nicht stimmen. Wäre die
Starbuck
wirklich dort, wo sie laut seiner Mitteilung an Admiral Hunter liegen soll, dann müßte das U-Boot geflogen sein. Und dieses Wunder haben unsere
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