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Im Todesnebel

Im Todesnebel

Titel: Im Todesnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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verdanken, die die Nässe hinter die Riffs und weiter auf den Ozean hinaustrieben. Der schmale Strand, der sich vom Diamond Head bis zum Reef Hotel hinzog, war noch leer, aber schon entströmten den gläsernen Hotelbauten die ersten Touristenschwärme, um ihre Besichtigungs- und Einkaufsausflüge für diesen Tag in Angriff zu nehmen.
    Pitt hatte sich quer über die verschwitzten Laken seines Bettes gelegt, um auf seinem Balkon den erbitterten Kampf zweier Mynah-Männchen verfolgen zu können, die sich scheinbar um ein Weibchen rauften, das wahrscheinlich in einer nahe gelegenen Palme gelassen auf den Ausgang dieser Liebesschlacht wartete. Wieder und wieder flogen schwarze Federn in die Luft, wenn die beiden Vögel mit lautem Gekreische aufeinander losstürzten. Ihr Lärm mußte noch unten auf der Straße zu hören sein. Der wütend ausgetragene Zank näherte sich gerade seinem Höhepunkt, als die Glocke an Pitts Zimmertür läutete. Müde schlüpfte er in seinen Bademantel und ging gähnend öffnen.
    »Guten Morgen, Dirk.« Im Flur stand ein kleiner Mann mit feuerrotem Haar und fülligen Wangen. »Ich hoffe, ich störe Sie nicht bei einem kleinen Urlaubsabenteuer.«
    Pitt streckte dem Mann die Hand entgegen. »Nein, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, ich bin allein.«
    Der kleine Mann betrat das Apartment und ließ seinen Blick langsam durch den Raum wandern. Dann trat er hinaus auf den nun wieder still daliegenden Balkon und genoß die einzigartige Aussicht. Der Mann trug einen frisch aufgebügelten hellbraunen Anzug, aus dessen Westentasche eine schwere Uhrkette hing.
    Doch auffallender noch war sein sauber geschnittener roter Schnauzbart, der ihn wie einen verwegenen Walfänger aussehen ließ. Zu beiden Seiten des Mundes lief der Bart in zwei weißen Haarstreifen aus, die das ungewöhnlich lange Kinn des Mannes noch betonten. Sein oliv schimmerndes Gesicht war bedeckt von Schweißperlen, die ihm die feuchtheiße Luft auf die Haut getrieben hatte.
    Während die meisten Männer ihren beruflichen Werdegang nach dem Prinzip des geringsten Widerstandes zu betreiben versuchen, ließ sich von Admiral James Sandecker, dem Direktor des Nationalen Unterwasser- und Marineamtes, nur sagen, daß er furchtlos und ohne persönliche Rücksichtnahme jedes Hindernis .aus dem Weg räumte, das ihm auf dem kürzesten Weg von Entscheidungspunkt A zum Zielpunkt B in die Quere kam.
    »Wollen Sie sich nicht setzen?«
    Der Admiral trat zurück ins Zimmer, und Pitt wies auf die Sitzecke, die um einen kleinen Tisch gruppiert war. »Machen Sie es sich bequem, Admiral, ich koche uns rasch einen Kaffee.«
    »Das mit dem Kaffee lassen Sie lieber. Vor neun Stunden war ich noch in Washington. Durch die Zeitverschiebung hier ist mein Körper ganz durcheinandergeraten. Ich hätte lieber einen Drink.«
    Pitt holte aus einem Wandschränkchen eine Flasche Scotch und zwei Gläser und schenkte ein.
    Er sah zu Sandecker hinüber, doch dessen blaue Augen verrieten nichts. Warum war der Admiral gekommen? Der Direktor einer der bedeutendsten Regierungsbehörden des Landes war bestimmt keine Zwölftausend Kilometer geflogen, um die schöne Aussicht vom Hotelbalkon seines Abteilungsleiters für Sonderaufgaben zu genießen. Pitt reichte Sandecker ein Glas und fragte: »Was hat Sie aus Washington hierhergeführt, Admiral? Ich dachte, Sie seien mit den Plänen für die neue Expedition zur Untersuchung von Wasserströmungen in der Tiefsee beschäftigt?«
    »Sie wollen tatsächlich so tun, als ob Sie nicht wüßten, weshalb ich hier bin ?« Er hatte diese Bemerkung in einem ruhigen, aber vor Zynismus triefenden Ton gesagt, der Pitt, obwohl er ihn längst kannte, noch jedesmal unfreiwillig zusammenzucken ließ. »Da Sie sich wieder einmal in Angelegenheiten gemischt haben, die Sie eigentlich nichts angehen, mußte ich diese Reise unternehmen, um Ihnen ein paar Schwierigkeiten vom Halse zu schaffen. Leider werde ich Ihnen dafür andere machen müssen.«
    »Ich kann Ihnen leider nicht folgen.«
    »Das tun Sie in der Tat viel zu selten.« Auf dem Gesicht des Admirals zeigte sich auch nicht die geringste Andeutung eines spöttischen Lächelns. »Es scheint, als hätten Sie damit, daß Sie die Nachrichtenboje der
Starbuck
aus dem Wasser gefischt haben, einen ganzen Bienenschwarm toll gemacht. Ihr Fund hat im Pentagon ein Erdbeben ausgelöst, das noch in Kalifornien zu spüren war. Außerdem hat er Sie für die Navy zu einem überaus interessanten Mann gemacht.

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