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Im Todesnebel

Im Todesnebel

Titel: Im Todesnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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gekleidet, die entfernt an den Arbeitsanzug eines Marinesoldaten erinnerten; aber es waren keine Rangabzeichen mehr auf dem alten Fetzen.
    Die Augen des Mannes waren ohne Glanz, sein Körper dünn und ausgemergelt. Pitt entschloß sich, alles auf eine Karte zu setzen. »Sind Sie Commander Dupree?«
    »Dupree?« wiederholte der Mann. »Nein, ich bin Farris, Seaman Farris.«
    »Wo sind die anderen, Farris? Commander Dupree, die Offiziere, Ihre Kameraden?«
    »Ich weiß nicht. Sie haben gesagt, sie töten sie, wenn ich den Funkraum betrete.«
    »Ist außer Ihnen noch jemand an Bord?«
    »Sie lassen immer zwei Wachen zurück!«
    »Wo?«
    »Sie können überall sein.«
    »O mein Gott!« rief Pitt, sein Körper war plötzlich straff gespannt wie eine Bogensehne.
    »March!« Er sprang auf und zog Farris auf den Stuhl des Funkers. »Warten Sie hier! Haben Sie mich verstanden, Farris? Rühren Sie sich nicht von diesem Platz.«
    Farris nickte dumpf. »Ja, Sir.«
    Den Haikiller abwehrbereit vorgestreckt, eilte Pitt von Raum zu Raum. Alle paar Sekunden blieb er stehen und lauschte in die Stille. Vo n Lieutenant March war keine Spur zu sehen, und das einzige, was er hörte, war das Summen der Ventilatoren. Er betrat den nächsten Raum, es war das Schiffslazarett. Sein Blick wanderte über den Operationstisch, über Schränke, die mit säuberlich beschrifteten Flaschen gefüllt waren, über Operationsinstrumente; ein Röntgengerät und sogar einen Zahnarztstuhl sah er. Und dann entdeckte er noch eine zusammengekrümmte Form, die unter den Krankenbetten vor der hinteren Schiffswand lag.
    Pitt beugte sich herunter, obwohl er längst wußte, wer der Tote war.
    March lag auf der Seite, seine Arme und Beine waren unmenschlich verrenkt. Der Oberkörper lag in einem See von allmählich gerinnendem Blut, der aus zwei kleinen Einschußlöchern in der Brust und den Austrittswunden im Rücken gespeist wurde. Der junge Lieutenant lag auf dem kalten stählernen Boden, seine aufgerissenen Augen starrten mit leerem Blick auf den Blutsee, in den sein Leben ausgeflossen war. Getrieben von einem Instinkt, der so alt ist wie die Menschheit selbst, streckte Pitt die Hand aus und schloß dem Toten die Augen.
    Ein Schatten schob sich langsam über den Boden und dann die Eisenwand hinter den Krankenbetten hinauf. Pitt warf sich herum, versenkte die Spitze seines Haikillers in der Magengrube des Mannes, der sich in das Lazarett geschlichen hatte, und drückte ab. Die Konturen seines Gegners, die sich scharf gegen das Weiß des Raumes abhoben, hatten ihm gerade noch verraten, daß der Mann eine Waffe oder einen Totschläger in der Hand halten mußte. Hätte Pitt auch nur den Bruchteil einer Sekunde später reagiert, wäre ihm der Tod ebenso sicher gewesen wie March. Ihm war gerade noch die Zeit geblieben zu erkennen, daß der Fremde von großer Statur war und nur mit einer knappen Badehose bekleidet war. Sein Gesicht war klug, die Züge fast schön, der Mann hatte blaue Augen und volles blondes Haar.
    Doch schon im nächsten Moment war dieser Eindruck ausgelöscht, und bis an sein Lebensende würde Pitt den Anblick nicht vergessen, den er statt dessen sah.
    Laut zischend schoß das Kohlendioxyd mit ungeheurem Druck in das weiche Fleisch von Pitts Gegner. Sofort wurde der Körper des Mannes zu einer schreckenerregenden Monstrosität aufgeblasen, der Magen trat hervor, und die Haut zwischen den Rippen blähte sich wie bei einem Ballon. In der nächsten Sekunde verlor auch das Gesicht alle menschlichen Züge. Aus Nase und Ohren schoß ein graugrüner Körpersaft, der wie ein Regen auf die Umgebung des Verunstalteten niederging, und dann quollen aus einer riesenhaft vergrößerten Mundöffnung die schleimigen blutgetränkten Reste der zerfetzten inneren Organe.
    Die Augen des Mannes platzten aus ihren Höhlen und hingen an Nerven- und Muskelsträngen auf die Wangen herab.
    Langsam sank der grauenhaft verformte Körper auf den Stahlboden und schrumpfte wieder zu seiner ursprünglichen Größe zusammen, als das Gas aus ihm entwich.
    Mit einem gallebitteren Geschmack im Mund wandte sich Pitt von dem widerwärtigen Anblick ab, hob vorsichtig March vom Boden auf und legte ihn auf eines der Krankenbetten.
    Anschließend bedeckte er den Toten mit einem Laken. Einen Augenblick setzte er sich, gequält von Selbstvorwürfen, neben den Toten: Ich hätte dich nicht sterben lassen dürfen, March.
    Verdammt noch mal, das hätte nicht passieren dürfen!
    Dann stand er mit

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