Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Todesnebel

Im Todesnebel

Titel: Im Todesnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
gehen wir doch da mal hin.«
    Pitt öffnete das Schott und stand im nächsten Moment in einem Raum von den Dimensionen einer Tropfsteinhöhle. Er war mindestens vier Decks hoch und beherbergte ein Labyrinth von Leitungsrohren, Steuersystemen, Generatoren, Druckkesseln und zwei riesige Turbinen. Ein Kraftwerk, dachte Pitt. Eines von diesen Kraftwerken, die vor undurchschaubaren Leitungssystemen und Etagen von Maschinenanlagen aus den Nähten zu platzen drohen.
    Während er noch dastand und staunend in die Höhe sah, schob sich March langsam an ihm vorbei und ließ seine Hände wie hypnotisiert über die nächststehenden Maschinenteile gleiten.
    »Mein Gott«, rief er, »sie haben es wirklich getan. Sie haben den Maschinenraum mit den Reaktoren kombiniert und im Vorschiff untergebracht.«
    »Ich habe immer gedacht, Reaktoren müßten wegen der radioaktiven Strahlungsgefahr isoliert und in einem besonders abgesicherten Raum untergebracht werden.«
    »Die Schutzvorkehrungen sind in den letzten Jahren erheblich verbessert worden, so daß ein Mann, der ungefähr ein Jahr im Bereich dieses Reaktors arbeitet, weniger Strahlung abbekommt als ein Röntgenarzt in einer Klinik in einer Woche.«
    March ging zu einem Teil der Anlage, das aussah wie ein Druckkessel und fast sechs Meter in die Höhe ragte. Dann folgte er den Leitungsrohren bis zu den Hauptantriebsturbinen.
    »Der Steuerbordreaktor ist abgeschaltet«, sagte er leise. »Aber der Reaktor auf der Backbordseite ist noch in Betrieb. Deshalb funktionieren auch noch alle Systeme.«
    »Wie lange würde er so ganz ohne Überwachung noch arbeiten?« fragte Pitt.
    »Sechs Monate, vielleicht auch ein Jahr. Hier ist ein vollkommen neues System eingebaut worden. Es könnte sein, daß es sogar noch länger störungsfrei laufen würde.«
    »Würden Sie nicht auch sagen, daß dies ein außergewöhnlich sauberer Maschinenraum ist?«
    »Jemand hat sich darum gekümmert, das ist sicher«, antwortete March und sah sich vorsichtig um.
    »Gehen wir lieber weiter«, schlug Pitt vor.
    Sie stiegen eine Leiter hoch zu einer zweiten Tür. Dahinter lag die Mannschaftsmesse. Es war ein großer, hoher Raum mit langen Tischen, auf denen dunkelblaue Kunststoffdecken lagen.
    Das Ganze wirkte eher wie eine Holiday-Inn-Kaffeebar als der Eßraum eines Unterseebootes.
    Die Grillgeräte in der Kombüse waren blankgeputzt, und auch sonst war alles sauber und ordentlich. Es standen keine Töpfe und Pfannen herum und auch kein schmutziges Geschirr. Nicht einmal auf den Tischen fand Pitt auch nur ein Krümelchen. Als er an dem kleinen Farbfernseher und der großen Stereoanlage vorüberkam, mußte er unwillkürlich lächeln. Irgend etwas stimmte hier nicht. Irgend etwas stimmte mit diesem ganzen menschenleeren Schiff nicht. Dann hatte er es – ein kleines Teilchen des verwirrenden Puzzles.
    »Kein Papier«, sagte er überrascht.
    March sah ihn an. »Kein was?«
    »Es gibt hier nirgendwo Papier«, murmelte Pitt. »Dies ist doch der Raum, in dem die Crew ihre meiste Freizeit verbracht hat, oder etwa nicht? Warum gibt es dann hier keine Spielkarten, Illustrierten oder Bücher? Und warum steht hier nirgends Salz, Pfeffer oder Zucker…« Mitten im Satz brach er plötzlich ab und verschwand mit eiligen Schritten in der Kombüse. Er riß die Türen der Vorratsschränke auf. Sie waren leer. Nur die Kochgeräte und das Geschirr waren noch an ihrem Platz. Mit bitterer Befriedigung registrierte er die Korrosionsspuren auf den Bestecken. March beobachtete ihn nachdenklich und nach einer Erklärung suchend über den Tisch der Essensausgabe hinweg.
    »Was schließen Sie daraus?«
    »Daß dieser Raum einmal unter Wasser gestanden hat«, sagte Pitt langsam.
    »Unmöglich«, erwiderte March. »Der Maschinen- und Reaktorraum …«
    »Haben keinen einzigen Tropfen Wasser abbekommen«, vollendete Pitt den Satz. »Das ist ja wohl klar. Schließlich kann man einen Atomreaktor nicht wie einen Korb Wäsche trocknen.
    Aber man kann eine Kombüse, die unter Wasser gestanden hat, wieder herrichten.« Sorgfältig verschloß er wieder die Türen der Vorratsschränke, um alles so zu belassen, wie er es vorgefunden hatte.
    Dann hasteten sie einen langen Korridor hinunter, vorbei an der Offiziersmesse, den Offizierskajüten, bis zur Kabine des Captains. Pitt untersuchte die Schränke und Schubladen Commander Duprees, aber er fand nichts. Selbst die Kleidung war verschwunden. Pitt hatte das Gefühl, im Krankenzimmer eines soeben

Weitere Kostenlose Bücher