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Im Todesnebel

Im Todesnebel

Titel: Im Todesnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Träume hinein verfolgt hatte, der Mann, der vor so vielen Jahren im Bishop-Museum das Geheimnis von Kanoli aufgespürt hatte.
    Der Hüne trat einen Schritt näher. Er sah zu jung aus für einen Mann, der jetzt eigentlich auf die Siebzig zugehen mußte. Das Alter hatte keine Falten in seine Haut gegraben und auch nicht die Muskeln erschlaffen lassen. Er war wie ein gewöhnlicher Strandurlauber nur mit einer Badehose bekleidet und hatte sich ein Hotelhandtuch locker über die Schulter geworfen. Die anderen Männer trugen Straßenbekleidung. Er hatte ein schmales, hageres Gesicht, das von vollem zerzaustem Silberhaar eingerahmt war.
    Der Riese blieb vor Pitts Stuhl stehen und lächelte mit seinen hypnotischen goldenen Augen aus einem Meter vierundneunzig Höhe zu Pitt hinunter. Sein Lächeln hatte den Charme eines Haigesichts.
    »Dirk Pitt vom Nationalen Unterwasser- und Marineamt.«
    Die Stimme hatte einen ruhigen tiefen Klang, der nicht die Spur einer Drohung enthielt. »Es ist mir eine Ehre, Sie persönlich kennenzulernen. Seit Jahren verfolge ich Ihre Unternehmungen mit großem Interesse und teilweise auch mit Vergnügen.«
    »Ich fühle mich geschmeichelt, wenn es mir gelungen sein sollte, Sie angenehm zu unterhalten.«
    »So spricht ein tapferer Mann. Ich habe von Ihnen nichts anderes erwartet.« Der Riese nickte seinen Männern zu. Sie hatten Pitt gefesselt, noch bevor er überhaupt richtig begriffen hatte, was geschah.
    »Ich muß mich für die Unbequemlichkeit entschuldigen, Mr. Pitt. Ein schmutziges Spiel, und unangenehm, wie schmutzige Spiele zu sein pflegen. Doch ist es von großer Wichtigkeit für mich. Es ist wirklich ein Unglück, daß ich Sie in meine Pläne einbeziehen mußte. Eigentlich hatte ich Sie nur als Boten benutzen wollen. Wie weit Sie dann tatsächlich in die Sache hineingezogen wurden, konnte ich leider nicht voraussehen.«
    »Eine sorgfältig eingefädelte Sache war das also«, sagte Pitt langsam. »Wie lange haben Sie mich beobachten lassen und auf eine Gelegenheit gewartet, mich zu der ›Entdeckung‹ der Nachrichtenkapsel der
Starbuck
verleiten zu können? Und warum ausgerechnet mich? Ein zehnjähriger Junge, dem die Boje am Strand vor die Füße gespült worden wäre, hätte sie genausogut zu Admiral Hunter tragen können.«
    »Es ging um den Eindruck, Major. Den Eindruck und die Glaubwürdigkeit. Sie haben einflußreiche Freunde und Verwandte in Washington, und Ihre Personalakte bei der NUMA ist ausgesprochen ansehnlich. Ich wußte, daß es Zweifel an der Echtheit der Nachricht geben mußte, deshalb habe ich auf Ihr Ansehen gesetzt, um die Entdeckung im rechten Licht und glaubwürdig erscheinen zu lassen.« Er ließ ein flüchtiges Lächeln um seine Lippen spielen und fuhr sich mit der Hand durch das volle graue Haar. »Aber es stellte sich heraus, daß Sie die schlechteste Wahl waren, die ich hätte treffen können. Denn Sie waren derjenige, der Admiral Hunter davon überzeugte, daß Duprees Botschaft eine Fälschung war.«
    »Welch ein Unglück«, sagte Pitt sarkastisch. Er beschloß, seinen Gegner auf die Probe zu stellen. »Ihr Informant scheint wirklich nichts überhört zu haben.«
    »Ja, manchmal war er tatsächlich eifrig bei der Sache.« Lange Zeit herrschte Schweigen. Pitt drehte sich zur Seite und sah zu Adrian hinüber. Noch immer lag sie ruhig und mit entspanntem Gesicht auf dem Sofa. Sie hat Glück, dachte Pitt, daß ihr die ganze gräßliche Szene erspart bleibt. Dann wandte er sich wieder dem Hünen zu. »Ich glaube, Sie haben sich mir noch nicht vorgestellt.«
    »Das ist für Sie ohne Bedeutung. Es würde Ihnen doch nichts mehr nützen, wenn Sie meinen Namen wüßten.«
    »Da Sie anscheinend vorhaben, mich zu töten, wäre es doch nur fair, mich wissen zu lassen, wem ich dieses Schicksal zu verdanken habe.« Der Riese zögerte einen Moment, dann nickte er langsam. »Delphi«, sagte er kommentarlos.
    »Nichts weiter?«
    »Delphi muß Ihnen genügen.«
    »Sie sehen nicht gerade aus wie ein Grieche.« Pitts Hände waren jetzt fest zusammengebunden. Zwei der Männer hatten ihre Waffen noch immer auf Adrian gerichtet, die anderen beiden waren, nachdem sie ihr Fesselwerk beendet hatten, in den Hintergrund getreten. Außer Delphi sahen sie alle durchschnittlich aus: mittlere Größe und Gewicht, gut gebräunt und in gewöhnliche Leinenhosen und Hawaiihemden gekleidet.
    Ihre Gesichter waren ausdruckslos. Stumm unterwarfen sie sich Delphis Autorität, die vollkommen außer

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