Im Todesnebel
mehrfach um seine Handgelenke geschlungen worden war, hatten es Delphis Leute doch nicht allzu fest gezogen, um keine verräterischen Quetschungen auf der Haut entstehen zu lassen.
Dann hatte Pitt plötzlich das Gefühl, daß ihn seine Sinne trügen müßten. Eine sanfte Duftwolke von süßem Plumeria begann ihn einzuhüllen. Es schien unmöglich zu sein, und doch wußte er, daß sie da war. Summer mußte im Zimmer sein.
Delphi wies stumm auf Adrian, und der Mann, der Pitt gefesselt hatte, zog ein schmales Etui aus der Brusttasche seines Hemds, das eine Spritze enthielt. Dann schob er ohne große Umstände Adrians
muumuu
in die Höhe und stieß ihr die Spritze in eine ihrer wohlgerundeten Gesäßbacken. Sie zuckte leicht zusammen, stöhnte leise und war in der nächsten Sekunde in einen komatiefen Schlaf gesunken. Delphis Handlanger steckte das Etui mit der Spritze zurück in seine Hemdtasche und hob Adrian auf. Stumm wartete er dann auf neue Befehle seines Herrn.
»Ich fürchte, daß wir uns nun voneinander verabschieden müssen«, sagte Delphi.
»Sie gehen vor dem Hauptereignis?«
»Was es jetzt noch zu sehen gibt, interessiert mich nicht besonders.«
»Sie werden Miß Hunter nicht aus dem Gebäude herausbekommen.«
»Ein Wagen wartet auf uns in der Tiefgarage«, erwiderte Delphi selbstgefällig. Er trat zur Tür, öffnete sie einen Spaltbreit und spähte in den Flur hinaus. Als er schon einen halben Schritt hinaus getan hatte, rief Pitt ihn noch einmal zurück. »Eine letzte Frage, Delphi.«
Der Hüne zögerte einen Moment, wandte sich dann aber doch um und sah Pitt an.
»Wer ist das Mädchen, das sich Summer nennt?«
Ein böses Grinsen breitete sich auf Delphis Gesicht aus.
»Summer ist meine Tochter.« Er winkte Pitt zum Abschied zu.
»Ich wünsche Ihnen einen schnellen Tod, Major.«
Pitt unternahm einen letzten verzweifelten Versuch, ihn aufzuhalten. »Und beste Grüße an Ihre Gang auf Kanoli.«
Delphis Blick wurde stechend. Für einen Augenblick schien ein unausgesprochener Zweifel ihn festzuhalten, doch dann wandte er sich endgültig ab.
»Alles Gute, Major.« Und wie ein Schatten war er auf dem Hotelflur verschwunden.
Es war Pitt nicht gelungen, Delphi aufzuhalten und Adrians Entführung zu verhindern. Wie gelähmt saß er auf seinem Stuhl.
Der Mann, der das Wasser ins Bad einließ und die Szene für Pitts Ermordung vorbereitete, erschien kurz in der Tür und winkte seinem Partner, der mit ihm zurückgeblieben war, dann verschwand er wieder im Badezimmer. Der zweite Mann legte seine Waffe auf das Sofa und kam langsam auf Pitt zu. Sein rundes, gewöhnliches Gesicht verriet keinen sadistischen Zug.
Pitt sah den Schlag noch kommen, aber es war bereits zu spät, um sich noch abzuducken. Er konnte nur noch rasch den Kopf einziehen, so daß ihn die Faust nicht am Kinn traf, sondern weiter oben am Schädel. Der Schlag riß Pitt von seinem Sitz und schleuderte ihn zu Boden bis vor den Balkonvorhang.
Sekundenlang wurde ihm schwarz vor Augen, aber Pitt schüttelte die Benommenheit ab und richtete sich mühsam wieder auf. Verschwommen nahm er wahr, daß sein Wächter auf dem Teppich kniete, mit der linken Hand sein merkwürdig verdrehtes rechtes Handgelenk an die Brust drückte und leise winselte. Der Scheißkerl hat sich das Gelenk gebrochen, schloß Pitt aus dem, was er sah. Ein wütendes Lächeln überflog sein Gesicht, als ihm bewußt wurde, daß der Schmerz von der allmählich größer werdenden Beule an seiner Schädeldecke nichts war im Vergleich zu einem gebrochenen Knochen.
Plötzlich berührte eine Hand, die hinter dem Vorhang hervorgekommen sein mußte, Pitts Arm. Er spürte eine sägende Bewegung, und Augenblicke später war das Seil um seine Handgelenke und Arme durchgeschnitten. Eine Duftwolke von Plumeria umhüllte ihn wie eine warme belebende Woge. In der nächsten Sekunde wurde ihm ein kleines Messer in die rechte Handfläche gelegt. Er wagte nicht, sich nach ihr umzudrehen und den Vorhang beiseite zu ziehen, der sie verbarg. Statt dessen nahm er das Messer fest in die linke Hand und bewegte vorsichtig die Gelenke, um im entscheidenden Moment nicht von einer verbliebenen Schwäche behindert zu werden.
Der Wacher hatte aufgehört zu jammern und kam langsam auf Pitt zugekrochen. Sein Partner im Badezimmer war anscheinend so beschäftigt, daß er nichts hörte außer dem laut einlaufenden Badewasser. Jetzt legte sich Pitts Wächter sein gebrochenes Handgelenk behutsam in den Schoß
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