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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
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Raum.
    Als Tolik gerade aus der Decke schlüpfen wollte, fiel ihm ein, dass er seine kranken Beine schon lange nicht mehr gewaschen und frisch verbunden hatte. Ihm graute vor dem Anblick seiner Geschwüre. Ohne die regelmäßige Pflege hatten sie sich gewiss vergrößert und tief ins Fleisch gefressen.
    Doch wieso spürte er dann keinen Schmerz? Wo war das ekelhafte Gefühl, dass das Fleisch an seinen Beinen faulte? War er noch so geschwächt, dass er nichts empfinden konnte? Es brachte nichts, die Sache hinauszuzögern. Früher oder später musste er die Geschwüre doch ansehen und sich überlegen, was er dagegen tun konnte.
    Als Tolik endlich die Decke wegzog, rieb er sich die Augen und fürchtete, komplett den Verstand verloren zu haben. Seine Beine waren völlig ausgeheilt. Bis vor Kurzem hatte man sie nicht ansehen können, ohne sich zu ekeln. Jetzt waren von den Geschwüren nicht einmal Narben zurückgeblieben. Keine Spur mehr von der schrecklichen Krankheit.
    Da Tolik seinen Augen nicht traute, kniff er sie zu und tastete seine Beine mit den Händen ab. Korbuts Genmodifikator war zweifellos ein Teufelszeug, doch bei Tolik hatte er wie eine Medizin gewirkt. Noch ein Nebeneffekt?
    Bravo, Professor. Ihr Patient kann jetzt gar nicht anders, als zurückzukommen und Ihnen persönlich zu danken.
    Tolik fühlte sich nur noch ein bisschen schwach und hatte einen Bärenhunger. Er zog sich rasch an, schlüpfte hinaus und setzte sich neben Klawdija Igorewna ans Feuer. Seine Retterin füllte ungefragt eine weitere Schüssel mit Suppe, reichte sie dem Gast und richtete den Blick wieder aufs Feuer. Tolik aß die Portion gierig auf.
    »Klawdija Igorewna, wo ist Ihr Sohn? Dieser Junge, der …«
    »Mischa ist an der Station. Er wird bald zurückkommen.«
    »Wie kommt es, dass Sie hier leben? Vermissen Sie nicht die Gesellschaft anderer Menschen?«
    »Was hätte ich denn von diesen anderen Menschen zu erwarten? Mir persönlich haben sie bis jetzt nur Bosheit und Hass entgegengebracht. Mag sein, dass es in der Metro auch gute Menschen gibt . A ber die, mit denen ich zu tun habe, kennen kein Mitgefühl. Man kann sie höchstens mit Drohungen beeindrucken. Ihnen Angst einjagen, indem man von der Bestie erzählt. Und die Leute, die dich so zugerichtet haben? Sind die vielleicht besser?«
    Es gibt keine bösen Menschen . A uch die, die mich geschlagen haben, sind gut. Und diejenigen, die Mark Kryssoboi die Nase zertrümmert haben, sind auch gute Menschen.
    Wie gern hätte Tolik Klawdija Igorewna mit Motiven aus seinem Lieblingsbuch geantwortet. Früher hätte er es vielleicht auch getan. Doch nach der Bekanntschaft mit Nikita und Korbut war alles anderes geworden. Jeschua lag falsch. Pontius Pilatus hatte recht: Es gab böse Menschen.
    »Was mich betrifft – das ist eine eigene Geschichte.«
    »Das kann ich auch von mir behaupten. Nachdem das Leben an der Oberfläche zu Ende war, kam ich mit meinem Mann in die Metro. Im Gegensatz zu andern Männern, die hilflos und geschockt waren, hatte mein Slawa einen klaren Plan . A ls Oberst und Pilot der Luftwaffe wusste er besser als jeder andere, dass der Atomschlag eine Katastrophe bedeutete und ein Leben an der Oberfläche nicht mehr möglich sein würde. Er ist nicht nur um des blanken Überlebens willen in die Metro gekommen, sondern er wollte zeigen, dass die Menschen auch unter der Erde Mensch bleiben können und müssen. Damals war ich noch jung und hübsch. Ich lehnte an der Schulter des stärksten Mannes der Welt und hatte vor nichts Angst. Mein Slawa wurde einer der ersten Stalker. Er führte bereits einen Stoßtrupp von Draufgängern an die Oberfläche, als die Flammen des atomaren Infernos noch nicht erloschen waren. Es war jene waghalsige Expedition zur WDNC h, die den Grundstein für die Schweinezucht in der Metro legte. Zu jener Zeit erschien mir mein Leben wie ein Märchen. Sorgen machte ich mir nur, wenn Slawa länger als geplant an der Oberfläche blieb. Damals wusste ich noch nicht, was richtiges Unglück bedeutet. Es hat mich vor sechs Jahren ereilt. Dieser Tag hat sich wie ein heißes Eisen in mein Gedächtnis eingebrannt. Morgens war ich zur Untersuchung beim Arzt und gegen Mittag erfuhr ich, dass ich schwanger war. Schon vor der Katastrophe hatten wir davon geträumt, ein Kind zu bekommen . V oller Ungeduld wartete ich auf die Rückkehr meines Mannes und überlegte, mit welchen Worten ich es ihm sagen sollte. Slawa kam sehr erschöpft und deprimiert zurück. Ich hatte

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