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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
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erwartet, dass er vor Freude Luftsprünge machen würde, doch er nickte nur flüchtig mit dem Kopf. Die ganze Nacht saß er am Lagerfeuer und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Ich war gekränkt und ging nicht mehr zu ihm. Ich wartete darauf, dass er ins Zelt zurückkommt und mich um Verzeihung bittet. Ich würde alles dafür geben, wenn ich die Zeit noch einmal zurückdrehen könnte zu jener Nacht. Ich hatte doch keine Ahnung gehabt, dass es die letzte im Leben meines Mannes war.«
    Tolik kauerte sich zusammen und hüstelte. Die Wunde in der Seele der Frau war noch frisch. Er hatte kein Mittel, um sie zu heilen. Doch Klawdija Igorewna sprach inzwischen ohnehin nicht mehr mit ihm, sondern mit ihrem Slawa.
    »Ich … Ich hätte alles anders gemacht. Ich hätte ihm alles gesagt, was ich ihm schon immer hatte sagen wollen und wofür nie Zeit gewesen war. Oder ich hätte mich wenigstens an ihn geschmiegt und ihn umarmt. Ich hätte kein Auge zugetan, um für den Rest seines Lebens bei ihm zu sein … Aber ich bin im Zelt geblieben. Morgens stand ich auf und ging zu ihm. Das Feuer war ausgegangen. Slawa lag bewusstlos neben der Glut und hatte Fieber. Dann kam er für kurze Zeit zu sich …«
    »Was war mit ihm geschehen? Was fehlte ihm?«, fragte Tolik.
    »Die Stalker hatten sich an der Oberfläche irgendeinen Virus eingefangen und ihn in die Metro eingeschleppt. In jener Nacht starben mehrere Menschen an der Station . A n ihren Körpern bildeten sich Geschwüre, und ihre Haut verfärbte sich schwarz. Da waren di e Verdienste der Stalker schnell vergessen. Das Volk verlangte, mit den überlebenden Stalkern und ihren Familien kurzen Prozess zu machen. Prophylaktisch sozusagen … Wir hätten noch Zeit gehabt zu fliehen . V ielleicht wäre Slawa ja wieder gesund geworden. Mein Mann hatte viele Freunde, und sie boten uns alle ihre Hilfe an . A ber Slawa wollte das nicht. Er war es immer schon gewohnt gewesen, sich nur auf sich selbst zu verlassen und der Gefahr ins Auge zu sehen. Er ging zu den Leuten. Er dachte, dass sie ihn verstehen würden und zu schätzen wüssten, was er alles für sie getan hatte. Für diesen Irrtum bezahlte er. Diejenigen, die ihm noch am Vortag am liebsten die Füße geküsst hätten, stürzten sich wie hungrige Wölfe auf ihn. Sie traten ihn zusammen und prügelten mit Schlagstöcken auf ihn ein. Sie brachen ihm den Schädel und warfen ihn halb tot aufs Gleis . A ls ich versuchte, ihn zu verteidigen, bekam ich ein Messer ins Gesicht. Warum bin ich am Leben geblieben? Warum bin ich nicht an der Seite meines Mannes gestorben? Er hat es mir nicht erlaubt . A ls ich mich über ihn beugte und das Blut, das aus meinem Gesicht tropfte, sich mit seinem mischte, sagte er zu mir: Klawdija, rette unseren Sohn. Der Oberst hatte seinen letzten Befehl gegeben. Ich musste ihn ausführen.«
    »Er sprach von einem Sohn? Aber …«
    »Er wusste, dass er einen Sohn bekommen würde . A ls Mischa zur Welt kam, war ich bereits eine ausgestoßene, obdachlose Bettlerin . V or Kurzem wollte ich ihm von seinem Vater erzählen, aber er ist noch zu klein, um das alles zu verstehen. Für ihn besteht das Leben in der Metro nur aus Diebstahl und Schlägen. Wie, bitte schön, sollte ich meinem Sohn erklären, dass es auch gute Menschen gibt?«
    Die Frau zog zwei zerknitterte Schulterstücke mit verblassten Sternen aus der Manteltasche.
    »Das ist alles, was mir als Andenken an Slawa geblieben ist. Seine Ehrenzeichen und die Uniformjacke habe ich längst gegen Essen eingetauscht. Wissen Sie, am Anfang brachte ich es nicht fertig, Ratten zu essen.«

10
    DIE KRABBE AUS DER GRUBE
    Tolik saß mit gesenktem Kopf am Feuer. Klawdija Igorewnas Geschichte hatte ihm die Augen geöffnet: Die wahre Metro kannte er nicht. Bis jetzt hatte er wie in einem schützenden Glashaus gelebt und sich trotzdem eingebildet, zu kurz gekommen zu sein. Welch naiv e Verblendung!
    In Wirklichkeit war er ein Glückspilz, der keine Ahnung hatte, wie richtiger Dreck aussah, wie sich reiner, bohrender Schmerz anfühlte und wie schwer echtes Leid auf der Seele lag.
    Den Vorstoß in Korbuts Reich hatte er als simplen Job aufgefasst, aber keine wirklich e Verantwortung dafür übernommen. Er hatte sich eingeredet, für globale Gerechtigkeit einzutreten und für die Rettung der Menschheit zu kämpfen. In Wirklichkeit tat er nichts anderes, als sich selbst zu testen – stets darauf bedacht, eine gute Figur zu machen. Er suhlte sich förmlich in

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