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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
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grimmigen Wachsoldaten. Und auch die ließen sich lediglich dazu herab, den Ankömmlingen die Waffen abzunehmen.
    Als Tolik versuchte, Michail zu folgen, stellte sich der Gorilla mit dem Tarnanzug kommentarlos in den Weg. Tolik gab sich entrüstet über den unwirschen Empfang und rief dem Händler hinterher. Michail drehte sich um.
    »Lasst sie durch. Die gehören zu mir.«
    Der Wachposten trat fügsam zur Seite. Dafür blieb einer von Michails Freunden stehen und musterte die Gäste mit unverhohlenem Argwohn.
    »Wo hast du denn die aufgegabelt, Mischa? Der mit der roten Hose ist seiner schrägen Visage nach zu schließen ein Dieb. Und der zweite sieht aus, als würde er jeden kaltmachen, der auch nur ein falsches Wort von sich gibt.«
    »Sie haben mir das Leben gerettet. Und mich dann um Hilfe gebeten …«
    »Ist ja schön, dass sie dich gerettet haben . A ber kontrollieren müssen wir sie trotzdem. Dir ist doch wohl klar, dass wir sie nicht einfach so auf die Station lassen können. Bringen wir sie erst mal zur Kommandantur. Bedanken kannst du dich später immer noch.«
    Als der Händler zustimmend nickte, war Tolik wie vor den Kopf geschlagen. Natürlich konnte er nicht erwarten, dass man ihm hier den roten Teppich ausrollt. Doch insgeheim hatte er schon darauf gehofft, dass Michail ihnen wenigstens helfen würde, die Kiewskaja ungehindert zu verlassen. Diese Hoffnung war nun verpufft. Sie mussten selbst sehen, wie sie hier wieder wegkommen würden.
    Zwei Mann vom Kontrollposten führten Tolik und Krabbe in die Bahnsteighalle. Die kurze, aber prägnante Einschätzung, die Mischas misstrauischer Bekannter über Tolik vom Stapel gelassen hatte, veranlasste die beiden Gewehrträger zu äußerster Wachsamkeit. Sie ließen den vermeintlichen Killer nicht aus den Augen und schienen bereit, ihn beim geringsten Anlass prophylaktisch zu erschießen.
    Tolik achtete schon bald nicht mehr auf sie: Hier gab es Interessanteres zu sehen! Vor allem faszinierten ihn die bunten Mosaikbilder zwischen den Rundbögen, durch die man zum Gleis gelangte. Wie durch ein Wunder war es den Hanseaten gelungen, sie zu erhalten. Die Motive zeigten die Begründer der lichten Zukunft in verschiedenen Posen und Situationen.
    Der unsterbliche Lenin war auf den Mosaiken des Öfteren zu sehen . A n der Stirnwand der Bahnsteighalle befand sich sogar ein separates Porträt des Kommunistenführers. Sosehr sich Tolik auch bemühte, den vollständigen Text unter dem Bildnis konnte er nicht entziffern – nur einzelne Worte wie »unverbrüchliche«, »ewige«, »russischen« und »ukrainischen«. Natürlich war hier von Völkerfreundschaft die Rede. Da drängte sich zwangsläufig die Frage auf, wie hoch diese Tugend auf der Werteskala der Hanse angesiedelt war.
    Tolik bedauerte zutiefst, dass er nicht stehen bleiben konnte, um die architektonischen Glanzlichter in Ruhe zu betrachten. Die Kiewskaja war eine unbeschreiblich prachtvolle Station. Selbst die allgegenwärtigen Banner mit dem braunen Ring – dem Emblem der Hanse – konnten den überwältigenden Gesamteindruck nicht trüben.
    Aus der ziemlich bunt gemischten Menschenmenge stachen groß gewachsene Kerle heraus, die einander wie ein Ei dem anderen glichen. Überall leuchteten ihre Barette wie graue Pilzhüte hervor. Gemessen an der Anzahl der Patrouillen herrschte in der Hanse ein schon fast krankhafter Sicherheitswahn. Die Soldaten hielten ständig Leute an und kontrollierten ihre Papiere mit einer solchen Akribie, als wäre jeder ein potenzieller Spion.
    An ihrem selbstsicheren Gesichtsausdruck und würdevollen Gang waren die Einheimischen leicht von Fremden zu unterscheiden. Sie ließen keinen Zweifel daran aufkommen, wer hier die Herren im Haus waren … Andererseits benahmen sie sich an fremden Stationen genauso blasiert.
    Um sich mit den Gefangenen nicht durch die Menge kämpfen zu müssen, führten die Wachmänner Tolik und Krabbe durch die Rundbögen zum Gleisbahnsteig, wo es wesentlich ruhiger zuging. Tolik sah die Kontrollposten zu beiden Seiten des Tunnels und wurde Zeuge, wie dort unter den Ankömmlingen ausgesiebt wurde.
    Die Herrschaften, die um Einlass ersuchten, wurden von den Wachposten in drei Kategorien unterteilt. Di e Vertreter der ersten wurden anstandslos eingelassen, die der zweiten in die Wüste geschickt und die der dritten unverzüglich in Gewahrsam genommen. Letztere brachte man in ein Zelt am Bahnsteig. Über dem Eingang stand »Kommandantur«, was bestimmt nichts

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