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Im Visier des Todes

Im Visier des Todes

Titel: Im Visier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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ihrem Körper nicht trauen konnte, der sich fremd und taub anfühlte. »Der Name … Wie war der Name dieses Fotografen … oder Freundes … oder was auch immer … «
    »Rede ich Polnisch oder was? Keine Ahnung. Ich glaube, sie durfte nicht darüber sprechen.«
    »Sagt dir › Dream Impressions ‹ etwas?«
    »Aber hallo! Ein sehr renommiertes Fotostudio.«
    »Könnte dieser Fotograf jemand von dort sein?«
    Etwas Überraschtes huschte über Nathalies Gesicht. Eine kurze Erkenntnis. Ein Hauch von Neid.
    »Meine Güte! Ich habe keinen blassen Schimmer.« Beinahe selbstzerstörerisch kaute die junge Frau an der Unterlippe. Leah wartete, beobachtete jede ihrer Regungen. Nathalie schien es gemerkt zu haben, schnaufte, warf ihr Haar zurück und lächelte bemüht. »Übrigens wollte sie mir die Möbel überlassen, wenn sie nach Paris umzieht. Meinst du, das geht von deiner Seite aus klar?«
    »Sie wollte nach Paris?«
    Leah spürte, wie Nathalies Blick abermals über sie hinwegglitt. Die junge Frau rümpfte die Nase. »Na, das hier ist nicht gerade die Stadt der Mode, was?«
    »Und seit wann hatte sie diese Pläne?«
    »Einmal, nach einem Termin mit diesem Fotografen, ist sie völlig aufgedreht nach Hause gekommen. Hat erzählt – jetzt halt dich fest – , da wäre jemand von Chanel dabei gewesen, der sie gesehen hätte und von ihr angeblich völlig begeistert war. Ich glaube, sie hat sich schon als das neue Gesicht der nächsten Chanel-Kampagne gesehen. Pah! Als würde das ein einziger Mensch entscheiden. Aber … tja. Céline halt. Mit dem Temperament einer Wunderkerze.«
    »Meinst du, er hätte sie mit seinen Versprechungen bezüglich Chanel und Chloe Memisevic dazu gebracht, bei irgendeiner zwielichtigen Sache mitzumachen?«
    »Was weiß ich! Wenn tatsächlich Dream Impressions dahintersteht, dann war es eine große Chance für sie.«
    »Aha! Dann war dieses dubiose Projekt also gar nicht so krank?«
    »Ich habe gesagt › wenn tatsächlich ‹ … Ganz ehrlich, ich glaube nicht daran. Leute solchen Kalibers interessieren sich selten für unsereins. Glaub mir, ich habe bereits versucht, dort zu landen.« Wieder dieser Anflug von Neid auf dem hübschen, feenhaften Gesicht, die schlecht verborgene Sehnsucht einer, die ewig eine zweite Wahl bleiben würde.
    »Okay. Danke.« Jetzt war Leah es, die Nathalie mit einem herausfordernden Blick maß, nicht ohne eine leichte Befriedigung zu verspüren. »Eine nette Haarfarbe übrigens.« Sie schob sich an der jungen Frau vorbei ins Zimmer und blieb zwischen den Kartons stehen. Wie hässliche Ungetüme stapelten sich die Kisten in der pastellangehauchten Welt. Die fliederfarbenen Vorhänge zeichneten das Zimmer luftig leicht, die Schuhsohlen versanken im flauschigen Teppich.
    Sie wollte es mögen, so, wie Céline diese Einrichtung gemocht hatte, und mochte trotzig nur die klobige Kommode in der Ecke, die dem Interieur mit ihrer teils abgewetzten grünen Farbe etwas Eigenwilliges, Unpassendes verlieh. Ein wenig »Leah-Touch« im gestylten Leben eines angehenden Models.
    »Hau von hier ab, Leah. Komm mit mir. Du hast schon so viel für mich getan – jetzt will ich etwas für dich tun. Dich aus diesem Haus retten. Es erdrückt dich doch … «
    Im Türrahmen steht die Mutter – eine gespenstisch blasse Erscheinung, unerwartet heimgekehrt. Céline verstummt, zwängt sich an der Mutter vorbei und geht; es ist das letzte Mal, dass ihre Schwester die einst heimischen vier Wände betreten hat. In der Nacht klagt die Mutter über Atemnot und Schmerzen in der Herzgegend. Der Notarzt kommt. Noch tagelang hat Leah das Stammeln in den Ohren: »Deutlicher hättest du mir nicht zeigen können, wo mein Platz in diesem Haus ist. Einst war es meins. Einst konnte ich bestimmen, wen ich unter diesem Dach dulden wollte.«
    Komm mit mir.
    Nach Paris?
    Sie beide frei, alle Träume zum Greifen nah?
    Die pastellfarbene Welt tauchte hinter einen verwaschenen Schleier. Leah blinzelte. Zu dankbar ließ sie sich von einen gerahmten Poster über dem Bett ablenken. In schwarz-grauen Tönen gehalten, zeigte es den Rücken eines Mannes, der am Strand lag. Das dunkle, etwas feuchte Haar kräuselte sich in seinem Nacken. Das Sonnenlicht schimmerte auf seiner Haut und brachte die perlenden Wassertropfen zum Funkeln. Fast atmete Leah den Geruch des Meeres ein, den Duft der warmen Sonnenschutzmilch auf dem sommererhitzten Körper … Ihr Blick folgte der Linie des Rückgrats. Die ausgeprägten Muskeln ergaben

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