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Im Visier des Todes

Im Visier des Todes

Titel: Im Visier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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geschafft.« Ihr Magen zog sich zusammen. Ob sie es schaffen würde, den Mörder zu finden? Sie traute sich nicht, es ihrer kleinen Schwester zu versprechen, ballte die Fäuste und starrte auf die Tür zum Treppenhaus, auf die jemand mit einer Spraydose » Fuck « geschrieben hatte.
    »Sie fehlt mir so!« Thessa presste eine Hand auf den Mund und stürzte zum Hauseingang, eine helle Gestalt, wie ein Irrlicht auf der abendumhüllten Straße.
    »Mir auch.« Die angespannten Muskeln taten ihr weh. Sie lockerte die Finger, tastete nach der Heckklappe. Die übrigen Kartons würde sie ein andermal holen. Sie hievte den Umzugskarton auf den Beifahrersitz und setzte sich hinters Steuer.
    Der Nieselregen hatte die Windschutzscheibe bestäubt. Sie bemerkte ihn erst, als sie die Straße nicht mehr klar sehen konnte. Die Scheibenwischer quietschten tüchtig, doch die Sicht besserte sich nicht. Noch einmal schaute sie zur Wohnung hoch und legte erst dann den Gang ein.
    Das Auto kroch über die nächtlichen Straßen, glitt durch das Licht der Straßenlaternen, zielsicher, bis zum Haus der Mutter. Im Strahl der Scheinwerfer tauchte die Einfahrt auf. Leah hielt an, schaltete den Blinker ein und drehte am Lenkrad, doch ihr Fuß ging nicht von der Bremse.
    In der Küche brannte die Lampe. Die Mutter war wach, ihre gebeugte Gestalt zeichnete sich hinter der Tüllgardine ab.
    Leahs Hand glitt herab und schaltete den Blinker aus. Erst am Kreisel merkte sie, dass sie weitergefahren war, am Gartentor vorbei. Sie wendete das Auto und parkte auf der anderen Straßenseite vor dem Haus.
    Die Silhouette am Fenster – unbeweglich wie ein Schattenriss. Alles im Haus unbeweglich, schattenhaft, starr. Sie selbst flüchtete morgens zur Arbeit, kam spät heim, funktionierte. Musste funktionieren. Welten entfernt von allem, was Leben war.
    Während sie darauf wartete, dass die Lichter im Haus erloschen, holte sie ihr Handy, überflog die drei verpassten Anrufe von der Mutter und wählte den Festnetzanschluss ihrer Schwester. Der Anrufbeantworter ging an. Einen Moment schwieg sie, bis der Piepston ihr das Feld überließ. »Thessa … hier ist Leah, Célines Schwester. Ich wollte dir nur danken, dass du mit mir gesprochen hast. Wenn dir noch etwas einfällt oder … du jemanden brauchst … um … « Ja, was? Sie starrte durch die Windschutzscheibe. Der Regen hatte schon lange aufgehört, doch die Scheibenwischer quietschten immer noch vor ihren Augen hin und her. »… ach, ich weiß auch nicht … Hier ist jedenfalls meine Nummer. Es war schön, mit dir zu reden. Wirklich.« Sie legte auf.
    Die Straßenlaterne beleuchtete den Karton neben ihr. Mit einer Hand öffnete sie ihn und spähte hinein, dann stopfte sie das Handy in die Jeanstasche und beugte sich über die Öffnung. Einen nach dem anderen holte sie die Gegenstände heraus und ließ sie auf den Boden des Autos fallen. Ein Handytäschchen. Ein paar CD s. Eine Damenuhr und eine Haarbürste.
    Das Licht im Küchenfenster erlosch.
    Irgendwelche Zettel, Notizen. Kosmetika und Einzelteile eines Maniküre-Sets. Eine Packung Taschentücher. Ein vertrockneter Deoroller ohne Kappe.
    Sie wollte es finden, das Glücksschweinchen, das sie ihrer Schwester zum ersten Casting geschenkt hatte. Oder den Zwillingszeichen-Anhänger, den sie beide hatten tragen wollen, obwohl sie keine Zwillinge waren.
    Stattdessen umklammerten ihre Hände einen Terminkalender.
    14. Mai: Leahs Geburtstag.
    »Du hast mich nicht angerufen.«
    Töricht, sich ausgerechnet jetzt deswegen zu grämen, wo sie doch damals selbst nicht daran gedacht hatte, bis die Mutter neunundzwanzig Muffins mit Kerzen vor sie gestellt hatte. Sie blätterte weiter.
    16. August: Dream Impressions.
    Eingekreist, unterstrichen und mit drei Ausrufezeichen versehen. Der Druck auf den Stift stark genug, um Spuren bis zum Ende des Jahres zu hinterlassen.
    Dream Impressions. Sie schmeckte den Früchtetee auf der Zunge.
    Angenommen, es handelte sich um das renommierte Studio, wie von Nathalie behauptet. Angenommen, Célines angeblicher Freund hatte sie für das Projekt, welches es auch immer war, als Model durchgesetzt. Um kurze Zeit später zu erfahren, dass sie ihn nur ausgenutzt und in Wirklichkeit eine Beziehung zu ihrer lesbischen Mitbewohnerin gepflegt hatte.
    Die Scheibenwischer schabten über das Glas. Sie schaltete sie aus und versank in der Stille.
    Angenommen, er wollte sich rächen und hatte das Projekt für seine morbiden Fantasien benutzt.
    Doch das

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