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Im Visier des Todes

Im Visier des Todes

Titel: Im Visier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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waren reine Spekulationen. Ihr fehlten die Beweise.
    »Die Polizei hat das Studio sicherlich schon überprüft.« Nachdem sie den Beamten die Fotos samt Umschlag ausgehändigt hatte. Sie hatten ihr nur nichts gesagt. Außer dass sie taten, was sie konnten.
    Das würde sie auch. Alles tun, um den Mörder zu finden.
    Die Beleuchtung am Carport des Nachbarn schaltete sich ein. Leah schaute auf. Nein, keiner zu sehen.
    Sie zwang ihren Blick auf den Kalender.
    »Wie stellst du es dir vor? Willst du hingehen und fragen, ob nicht jemand zufällig deine Schwester umgebracht hat?«
    Lächerlich. Unvernünftig. Als wäre ihr Name einer von denen, die einen Accent trugen. Ihre Hand ballte sich über der Seite, riss das Blatt heraus.
    Sie musste sich ins Studio einschleichen. Als Model? Sie schaute an sich herunter. Träum weiter! Aber ihr würde schon etwas einfallen. Und sie musste den Fremden von der Beerdigung finden. Er hatte die Motive erkannt. Ganz bestimmt wusste er etwas über das Projekt.
    Sie stopfte das Blatt in die Tasche ihrer Jeans und stieg aus dem Auto. Die herbstkalte Luft belebte ihre Sinne. Rasch blickte sie nach rechts und links, obwohl die menschenleere Allee eher die Kulisse für einen Streifen wie A Nightmare on Elm Street als für Death Race darstellte, und lief über die Fahrbahn.
    Am Gartentor blickte sie erneut umher. Vielleicht hätte sie nicht an die Elm Street denken sollen, denn jetzt kam es ihr tatsächlich vor, als beobachtete jemand das Haus.
    Sie beschleunigte ihre Schritte, lief fast, bis sie unter das Vordach kam und endlich aufsperrte.
    Im heimischen Flur lehnte sie sich mit dem Rücken gegen die Tür, das Schloss schnappte zu. Fast hätte sie aufgelacht. Sie war weder gestolpert, noch hatte sie die Schlüssel verloren oder dem wahnsinnigen Killer die Maske vom Kopf gerissen und hollywoodreif aufgekreischt. Eine reife Leistung für eine angehende Ermittlerin.
    Kopfschüttelnd streifte sie die Turnschuhe von den Füßen und schlich zur Treppe.
    »Leah, bist du es? Wo warst du denn so lange, Kleines?«
    »Mutter?« Sie tastete nach dem Schalter. Das Licht aus dem Flur drang in die Küche, beleuchtete den Raum jedoch nur spärlich. »Mutter, was tust du da im Dunkeln? Warum bist du nicht im Bett?«
    »Ich würde mich doch eh nur hin und her wälzen. Im Kühlschrank ist noch etwas Hühnerfrikassee übrig. Mach es dir warm.« Die Mutter saß auf dem Stuhl, den Rücken durchgedrückt, den Blick aus dem Fenster gerichtet.
    »Hast du deine Tablette genommen?«
    Aus dem Schatten kam ein Schnauben. »Was bringt die mir?«
    »Mutter … « Du musst doch ein bisschen schlafen.
    »Leah … « Du musst doch etwas essen.
    Wortlos holte Leah die Tabletten aus dem Medizinschrank und dazu ein Glas Leitungswasser. »Hier. Das wird dir helfen einzuschlafen.«
    Endlich löste sich die Mutter aus der Starre. Leah beobachtete, wie die weiße Tablette auf der Zunge klebte und schließlich im Mund verschwand. Die Mutter schluckte das Medikament hinunter und spülte erst dann mit Wasser nach. »Poul hat mehrfach angerufen. Er wollte dich sprechen. Er ist ein guter Junge, weißt du?«
    Leah beugte sich zu ihr und legte die Hände auf die fleischigen Schultern der Mutter. Seltsam, wie wenig die Haut nach müder Palmarosa roch und wie sehr nach einer alten Frau.
    »Du magst ihn doch, Kleines?«
    »Komm. Ich bringe dich auf dein Zimmer. Wenn du möchtest, bleibe ich noch ein wenig bei dir.«
    »Nun hör schon auf! Ich bin kein Kind mehr.« Sie erhob sich so ruckartig, dass die Stuhlbeine über die Dielen schabten, stampfte aus der Küche und schnaufte den Flur entlang.
    »Gute Nacht.« Leah seufzte, goss den Rest des Wassers aus dem Glas und spülte es ab. Einsam stand es auf dem Abtropfgestell.
    Der Nachbarshund bellte. Sie spähte zwischen den Tüllgardinen auf die nächtliche Allee. Natürlich würde sie niemanden sehen, keinen …
    Schatten.
    Sie fröstelte. Es war einfach nur ein Schatten. Mehr nicht. Vielleicht nicht einmal eine menschliche Silhouette.
    Der Hund bellte immer noch.

5
    Von einem renommierten Fotostudio hatte Leah etwas anderes erwartet als ein karges vierstöckiges Gebäude im Industriegebiet der Stadt. Etwas mit eindeutig mehr Glamour. Der nicht gerade vom Außenputz abpellte. Allein ein Schild an der Wand erklärte die Treppe, die zum Keller führte, für den Weg zu den Wünschen und Hoffnungen naiver Models: » Dream Impressions « . Über dem Schriftzug der Umriss eines Raben, der sich im

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