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Im Visier des Verlangens

Im Visier des Verlangens

Titel: Im Visier des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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vermutlich bei Kate an Zurückhaltung auferlegte, würde Louisa tausendfach von ihm zu spüren bekommen. Irgendwann würde der Unhold ihr Haus verlassen. Aber wenn Kate die Freundin verriet, wäre Louisa für den Rest ihres Lebens an diesen brutalen Tyrannen gekettet – solange oder so kurz es auch dauern mochte. Also schwieg Kate verbissen. Harcroft drehte ihren Arm noch fester um, sodass ihr vor Schmerz Sterne vor den Augen tanzten.
    „Sie glauben, Bescheid zu wissen“, knurrte Harcroft giftig an ihrem Ohr. „Aber Sie wissen nichts. Ich liebe meine Frau, und Sie irren sich gewaltig. Ich will sie lediglich beschützen.“
    „Sie sollten aufpassen“, sagte Kate so deutlich sie es vermochte, da ihre Wange gegen die Wand gepresst wurde. „Ich bin eine schwache Frau. Wenn Sie so weitermachen, falle ich in Ohnmacht.“
    „Manche Frauen“, spuckte er hasserfüllt aus, „sind zartbesaitet. Aber Frauen wie Sie sind falsche Schlangen, die anständige Damen auf Abwege bringen. Wo, in Gottes Namen, ist meine Frau?“
    Seine Fingernägel bohrten sich durch den Ärmel in ihr Fleisch. Kate holte tief Atem und stieß ihm den freien Ellbogen in den Magen. Vergeblich.
    „Wenn ich Ihnen den Arm noch weiter umdrehe“, knurrte er in höhnischer Grausamkeit, „springt er aus dem Schultergelenk, was unerträgliche Schmerzen zur Folge hat. Das würde ich sehr bedauern, weil ich niemandem gern wehtue.“
    „Nicht einmal einer falschen Schlange?“
    „Im Grunde genommen bin ich ein gutartiger und langmütiger Mensch.“
    Er klang, als sei er tatsächlich davon überzeugt. Sie hielt den Atem an und starrte an die Wand, gegen die er ihre Wange presste. Und dann musste sie lachen. Sie lachte, obgleich siewusste, dass sie dadurch seinen Zorn noch mehr anstachelte. Sie lachte, obgleich sie wusste, dass er seine Drohung wahr machen und ihr den Arm aus dem Schultergelenk reißen würde.
    Kate lachte, um Harcroft wissen zu lassen, dass er nicht gewinnen konnte, mochte er sie auch schlagen, mochte er ihr auch noch so große Schmerzen zufügen. Er sollte wissen, dass sie kein schwaches Geschöpf war, das wimmernd um Gnade flehte.
    „Sie können mich nicht einschüchtern“, zischte sie. „Auch wenn Sie mir Gewalt antun und mir noch so sehr drohen. Sie sind nicht stärker als ich. Und das macht Sie rasend vor Wut.“
    In seinen bösen Augen funkelte all der Zorn, den sie erwartet hatte. Sein Griff um ihr Handgelenk festigte sich noch mehr. Sie biss die Zähne aufeinander, als er ihr den Arm weiter umdrehte, behielt ihr Lächeln jedoch bei und kniff die Augen zu. Er sollte nicht sehen, welche Schmerzen er ihr zufügte.
    Plötzlich entfuhr Harcroft ein gequälter Schrei, und sie spürte seinen eisernen Griff nicht mehr. Kate fuhr herum und sah, wie Ned ihn an den Aufschlägen seines Gehrocks hochhob und gegen die Wand warf.
    „Ich habe dir doch gesagt“, erklärte Ned mit rauer Stimme, „du sollst meine Frau in Frieden lassen. Aber nein. Du wolltest nicht hören.“
    Harcroft strampelte hilflos mit den Beinen wie ein auf den Rücken geworfener Käfer. „Nein, ich habe dir etwas gesagt“, quiekte er mit schriller Stimme, die hilflos klang gegen Neds dunklen Zorn. „Ich sagte dir, du sollst meine Frau ausfindig machen.“
    „Oh ja, ich habe begriffen“, entgegnete Ned finster. „Du hast die Frau vertrieben, die du glaubst zu verdienen. Und jetzt, da du deiner eigenen Frau keine Gewalt mehr antun kannst, lässt du deine Wut an Kate aus.“
    „Ich …“
    „Kaum vorzustellen“, fuhr Ned fort, „dass es eine Zeit gab, als ich tatsächlich Respekt vor dir hatte. Und bei meiner Rückkehrhatte ich Mitleid mit dir. Als du sagtest, Louisa werde vermisst, war ich in Sorge um dich. Ich hatte keine Ahnung, warum sie verschwunden ist. Aber mittlerweile hat meine Frau meine volle Unterstützung, wenn sie Louisa tatsächlich zur Flucht verholfen hat. Wäre ich in England gewesen, hätte ich ihr selbst geholfen, dir zu entkommen.“
    Kate, die ihren taub gewordenen Arm vorsichtig betastete, wurde von einer heißen Welle der Zuneigung erfasst. Ned stand ihr zur Seite.
    „Das kann nicht dein Ernst sein. Du kannst dieses aufsässige Verhalten nicht gutheißen. Es führt zu völligem Chaos, wenn Frauen eigene Entscheidungen treffen.“
    „Ich muss dir entschieden widersprechen.“ Ned, der keinerlei Ermüdung zeigte, während er Harcroft mit einem Arm gegen die Wand drückte, schüttelte ihn auch noch kräftig durch. „Ich glaube kaum, dass

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