Im Visier des Verlangens
nennen.“
„Was habt ihr Frauen nur gegen Knöpfe?“
„Mit Bändern lässt sich ein Mieder enger schnüren. Zieh nicht so fest daran! Damit machst du alles nur noch schlimmer.“
Es entstand eine längere Pause, gefolgt von einem weiteren Zerren.
„Ned, soll ich das Mädchen noch einmal rufen?“
„Nein, danke! Ich brauche keine Hilfe, um meine Frau auszuziehen. Aha! Jetzt hab ich es. Diese Enden haben sich verdreht. Schiere Bosheit, um einen Mann an den Rand des Wahnsinns zu treiben. Ich werde ein ernstes Gespräch mit deiner Schneiderin führen müssen.“
Kate spürte, wie das Mieder sich lockerte, seine Hände sich auf ihre Schultern legten. „Das nächste Mal“, sagte sie schmunzelnd, „bitte ich das Mädchen, dir eine Gebrauchsanweisung zurechtzulegen. Nun verstehe ich, wieso du die Wand im Flur gewählt hast, damit blieb dir erspart, mich auszuziehen.“
So umständlich und unbeholfen war Kate nie aus den Kleidern geschält worden. Neds tollpatschiges Nesteln und Zerren hatte etwas Rührendes. Ihre Haut prickelte unter seinen Fingern, als er ihr beinahe scheu die Ärmel von den Schultern streifte.
Und dann fluchte er leise, während das Kleid zu Boden raschelte. „Herrgott! Da sind ja noch mehr Verschnürungen an deinem Korsett.“
„Was hast du erwartet? Du willst mich doch nackt sehen, Ned.“
„Kein Wunder, dass du eine Zofe brauchst. Allein würdest du dich nicht in all das Zeug zwängen können. Mir wird erst jetzt klar, dass Mode nur dazu dient, sich einen Mann vom Leib zu halten. Sei ehrlich: All dieser Firlefanz wurde nur erfunden, um uns Männer um den Verstand zu bringen.“
„Ich dachte immer, es ginge darum, weibliche Reize zu betonen, um Männer zu betören.“
„Du hast es nicht nötig, deine Reize zu betonen.“ Er attackierte die Bänder ihres Korsetts mit mehr Ungestüm als Finesse. Schließlich gelang es ihm, die Verschnürungen zu lösen und seine Frau von dem Fischbeinpanzer zu befreien.
Kate zog den Atem tief in ihre Lungen. „Ich muss dir ein Geständnis machen, Ned. Und es ist schrecklich. Nein, es ist – unverzeihlich.“ Seine Hände verharrten an ihrer Taille, drücktenzu, als wolle er ihr Halt geben.
Dann löste er sich von ihr, trat vor sie hin und sah sie treuherzig an. „Was ist es? Geht es um Lady Harcroft?“ Er ergriff ihre Hände.
„Nein“, sagte sie, erwiderte seinen Händedruck und dämpfte ihre Stimme. „Nach unserem Morgenspaziergang“, gestand sie flüsternd, und er neigte sich ihr zu, um besser hören zu können, „bin ich in mein Zimmer gegangen und habe vier Unterröcke angelegt.“
Er lachte. „Wie schrecklich. Aber ich sehe Knöpfe. Es gibt also Hoffnung.“
Ja, es gab Hoffnung. Wenn Ned und sie miteinander lachen konnten nach all den Missverständnissen und Fehlern der Vergangenheit, könnten sie vielleicht gemeinsam die Probleme mit Louisa lösen. Vielleicht würden sie tatsächlich Vertrauen zueinander finden, ja einander sogar lieben können. Vielleicht könnten sie in zehn Jahren über die Wirrnisse dieser Tage lachen.
Er schaffte es irgendwie, sie von ihren Unterröcken zu befreien. Und als sie nur noch das dünne Batisthemd trug, ging er vor ihr in die Hocke. Kate grub die Hände in sein zerzaustes Haar, das sie ihm in leidenschaftlicher Entfesselung im Flur zerwühlt hatte. Ned griff nach dem Saum des Hemdes, erhob sich und streifte es ihr über den Kopf.
Endlich stand sie nackt vor ihm. Er zerknüllte das Hemd in den Händen und sah sie an. Sein Blick wanderte ihre Beine nach oben über ihre Hüften zu ihren Brüsten, deren Knospen sich begehrlich reckten.
Er machte eine kreisende Bewegung mit dem Zeigefinger. „Würdest du …“ Er schluckte. „Würdest du dich umdrehen?“
Sie gehorchte und hörte einen zischenden Laut. Dann spürte sie seine Hand an ihrer Schulter. „Was ist das?“
Mit seinen Fingern strich er behutsam über die schmerzende Stelle. „Harcroft hat mich gegen den Türrahmen geworfen.“
Ned sagte nichts, legte nur sanft seine flache Hand an die Stelle, als könne seine Wärme die Schwellung heilen. Dann strich er ihren Rücken entlang, verharrte an den Rundungen ihres Beckens. „Und was ist das?“
Sie blickte an sich herab und entdeckte an beiden Hüften leicht gerötete Stellen. Sie musste nicht darüber nachdenken, woher sie stammten, spürte immer noch den Druck seiner Finger, als er sich entfesselt in sie getrieben hatte. „Hier hast du mich vorhin festgehalten.“
„Oh Gott.
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