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Im Visier des Verlangens

Im Visier des Verlangens

Titel: Im Visier des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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Nuancen. Port-Mortons aufgedunsenes Gesicht erbleichte mit einem Stich ins Grünliche, Ellison hingegen lief rötlich blau an.
    „Darum ging es bei der Wette“, erklärte Ned seelenruhig. „Derjenige, der Lady Kathleen Carhart verführt und als Beweis ein Stück ihrer Unterwäsche vorlegt, kassiert fünftausend Pfund.“
    Dennis starrte ganze zehn Sekunden in dumpfer Verständnislosigkeit auf das seidene Ding. Schließlich hob er mit gefurchter Stirn den Kopf. „Carhart“, brachte er hervor, „du kannst doch deine eigene Frau nicht verführen.“
    Ned zog eine Braue hoch. „Ach? Wie bedauerlich, das zu hören, Dennis. Für dich wäre es wohl schwierig gewesen. Ich hatte keine großen Probleme, aber du anscheinend schon, wie?“ Ned zuckte teilnahmsvoll mit den Schultern. „Vielleicht machst du etwas falsch. Wie du weißt, gibt es Ärzte, die in solchen Fällen Abhilfe schaffen können.“
    Selbst Quallenschleim erkannte, wenn seine Männlichkeit angegriffen wurde. Vermutlich war das auch das Einzige, was Quallenschleim registrierte. Dennis verlagerte verlegen das Gewicht. „Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst. Ich jedenfalls brauche keinen Arzt.“ Allerdings beugte er sich vor und hielt sich die Hände schützend vor. „Selbstverständlich kann ein Mann jede Frau verführen, auch seine eigene. Ich wollte damit lediglich sagen, dass es keinen großen Spaß macht.“
    „Keinen Spaß?“ Ned wiegte den Kopf bedenklich hin und her. „Dann gehst du es offenbar völlig falsch an.“
    Dennis wurde noch verlegener.
    „Du brauchst doch keine fünftausend Pfund, Carhart“, warf Port-Morton ein. „Wofür willst du das Geld denn ausgeben?“
    Ned rieb sich das Kinn. „Keine Ahnung. Vielleicht kaufe ich meiner Frau etwas Hübsches.“
    „Juwelen, etwa?“, fragte Ellison. „Wie einer Mätresse? Gütiger Himmel, Carhart. Was für eine Verschwendung. Was für eine phänomenale Verschwendung.“
    „Ellison“, sagte Ned. „Ich wiederhole mich nur ungern. Du machst anscheinend auch alles falsch. Und deshalb, meineHerren, habt ihr verloren. Schließt das Buch, die Wette ist gelaufen.“
    Die Trunkenbolde starrten ihn immer noch verdattert an. Ned lächelte breit und beugte sich vor. „Die Sache ist abgeschlossen, sonst kostet es euch das nächste Mal wesentlich mehr als nur Geld.“
    Ellison legte den Kartenstapel vor ihn hin. „Spiel wenigstens eine Runde mit und gib uns die Chance, das Geld zurückzugewinnen.“
    Ned schüttelte den Kopf. „Meine Frau erwartet mich.“
    London bot Kate eine verwirrende Mischung aus Anregungen und Unannehmlichkeiten. In den ersten Tagen nach ihrer Ankunft brodelte die Gerüchteküche über sie und ihren Gemahl, nicht zuletzt wegen eines Bravourstücks, das Ned sich in einer verruchten Spielhölle geleistet hatte. Ansonsten gerieten die Klatschbasen ins Schwärmen, welche Harmonie zwischen den Eheleuten herrschte, als seien sie immer noch in den Flitterwochen. Mit Sicherheit kam dem Earl of Harcroft auf diese Weise zu Ohren, mit welchen Vergnügungen das Paar seine Zeit verbrachte, was ihn einigermaßen verwirren dürfte. Man munkelte, die Carharts hätten sich nach einer Schiffspassage nach Frankreich erkundigt, und Mr Carhart habe reges Interesse an der Stadt Ipswich in der Grafschaft Suffolk gezeigt.
    Es waren eine Menge falsche Fährten gelegt.
    Nach den ersten drei Tagen schwirrte Kate der Kopf, am vierten Tag rebellierte ihr Magen. Nach einer Woche der Kampagne der Verwirrungen hatte Kate während einer Abendgesellschaft Harcroft zum ersten Mal zu Gesicht bekommen. Im Gewühl der Gäste hatte er ihr aus der Ferne finstere Blicke zugeworfen, ehe er sich mit einem tückischen Feixen abwandte.
    Sie kannte diese boshafte selbstgefällige Miene zur Genüge und hätte sich nicht weiter daran stören dürfen. Aber diesmal ging sie ihr unter die Haut. Sie wurde das unheimliche Gefühl, das sie dabei beschlich, nicht los, auch nicht, nachdem sie anNeds Seite den glitzernden, lärmenden Ballsaal verlassen hatte. In der schaukelnden Kutsche steigerte sich das flaue Gefühl in ihrem Magen zur Übelkeit.
    „Er hat einen Plan“, sagte sie schließlich.
    Es war nicht nötig, zu erklären, wen sie meinte. Als der Wagen in eine Seitenstraße einbog, wurde sie gegen Neds Schulter gedrückt, der aufrecht sitzen blieb, als könne ihm das Gesetz der Schwerkraft nichts anhaben.
    „Er hat eine Zivilklage beim Court of Chancery eingereicht“, sagte er. „Natürlich ließ er darüber

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