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Im Visier des Verlangens

Im Visier des Verlangens

Titel: Im Visier des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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nichts verlauten. Ich aber habe aus sicherer Quelle davon erfahren. Im Übrigen machte er einige Bemerkungen in dieser Richtung, als er mich noch auf seiner Seite wähnte …“ Ned seufzte. Sie spürte das Heben und Senken seiner Brust an ihrer Schulter und starrte vor sich in die Dunkelheit.
    „Und, was beabsichtigt er?“
    „Nun ja, es sind reine Spekulationen. Solche Verfahren werden für gewöhnlich aus verständlichen Gründen vertraulich behandelt.“
    „Worum geht es denn?“
    „Ich fürchte, er machte eine Eingabe beim Lordkanzler, um Louisa für geisteskrank erklären zu lassen.“ Kate entfuhr ein Schreckenslaut. „Er ließ mir gegenüber eine diesbezügliche Bemerkung fallen. Damals schenkte ich seinem Gerede keine Beachtung und führte es auf seinen erregten Gemütszustand zurück. Wenn seine Klage Erfolg hat, darf sie vor Gericht keine Aussage machen – weder bei einer Scheidung noch bei einem Prozess wegen ehelicher Gewalt.“
    Eisige Kälte kroch in Kate hoch. „Er will sie vernichten. Aber sie muss vor Gericht aussagen. Wenn nicht …“
    „Er will sie für unzurechnungsfähig erklären lassen.“ Ned legte seine Hand auf ihr Knie. „Unmündige haben keinerlei Rechte, dürfen keine Entscheidungen treffen. Er kann sie wegsperren lassen. Sämtliche von ihm getroffenen Maßnahmen, mögen sie noch so grausam sein, wird er als Heilversuchehinstellen oder zumindest als Schritte, ihre Geisteskrankheit in ihrem Verlauf aufzuhalten. Wenn er als ihr Vormund eingesetzt wird, hat er wesentlich mehr Rechte über sie als ein Ehemann.“
    Kate presste die Fingerkuppen gegen ihre Schläfen. „Er ist es leid, sich von uns an der Nase herumführen zu lassen und geht zum Angriff über. Wir müssen handeln.“
    „Zunächst müssen wir Lady Harcroft vom neuesten Stand der Dinge unterrichten“, sagte Ned.
    „Richtig.“ Kate rieb sich die Schläfen. „Und wir müssen uns einen Gegenangriff überlegen. Ich denke, wir sollten bei Gericht wegen Harcrofts Klage auf Geisteskrankheit vorsprechen.“ Sie lächelte dünn. „Wir machen an Louisas Stelle eine Aussage. Und wir sollten unsererseits ein Gesuch beim Lordkanzler einreichen.“
    „Harcroft hat noch einen zweiten Plan“, sagte Ned. „Ich habe noch nicht herausgefunden, was er vorhat, aber sei unbesorgt. Ich beschütze euch – dich und Lady Harcroft.“
    Kate nickte ernst. „Und wer beschützt dich?“
    Er schnaubte teils amüsiert, teils konsterniert. „Mir ist gar nicht bewusst, dass ich einen Beschützer brauche.“
    Der Earl of Harcroft hatte sich als rachsüchtiger, gehässiger Mensch erwiesen, der vor keiner Gewalt zurückschreckte, um seinen Willen durchzusetzen. Er hatte gewiss keine großen Sympathien für Ned übrig, schon gar nicht, nachdem er von ihm zutiefst beleidigt und aus seinem Haus gewiesen worden war.
    „Natürlich brauchst auch du Schutz.“ Sie ergriff seinen Arm und spürte seine Anspannung.
    „Ich will dir nicht zur Last fallen“, knurrte er gereizt.
    „Zur Last? Wieso sagst du so etwas? Ich will dir doch nur helfen.“
    „Aber ich will mir nicht helfen lassen. Ich brauche keine Hilfe.“ Sie konnte sich vorstellen, wie er eigensinnig das Kinn reckte.
    Langsam nahm Kate ihre Hand von ihm, verdrängte die Enttäuschung, die ihr das Herz zusammenzog. Sie hatte angenommen, er habe ihre Willensstärke erkannt und Vertrauen zu ihr gefunden.
    Doch sie hatte sich geirrt. Nach jener leidenschaftlichen Nacht hatte er sie nicht wieder angefasst und es vorgezogen, weiterhin allein in seinem eiskalten Zimmer zu schlafen. Eine stumme Form der Zurückweisung. Er verbrachte gern ein paar Stunden Zeit mit ihr, vertraute ihr jedoch nicht seine Geheimnisse an. Nicht einmal so etwas Unverfängliches wie seinen Schlaf.
    Ned nahm ihre Hand. „Nein. Es hat nichts mit dir zu tun. Das musst du verstehen.“
    Statt einer Erklärung hüllte er sich wieder in Schweigen. Kate wartete und flehte innerlich um Geduld.
    Er stieß den Atem aus. „Du bist so stark. Aber du verstehst das nicht.“
    Sie wollte sich ihm entziehen, fasste sich jedoch ein Herz. „Ich kann es doch versuchen.“
    Unruhig rutschte Ned hin und her. „Manchmal … befällt mich so ein Zustand.“ Diese vage Aussage schien ihm zu genügen, denn er schwieg wieder und beugte sich vor.
    Gott bewahre sie vor einsilbigen Männern. „ Zustand ist ein ziemlich unbestimmter Begriff“, hakte sie nach.
    „Es ist merkwürdig … unerklärlich, verstehst du? Ich habe nie die richtigen

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