Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater
ist doch mehr oder weniger wie die andere …«
»Ich weiß«, stimme ich ihr zu. »Aber etwas fehlt noch, oder nicht?«
»Was denn, zum Beispiel?«
»Hör doch zu, was sie sagen. Sie versichern uns immer noch, dass alles unter Kontrolle ist und sie das Problem im Griff haben, aber …«
»Aber was?«
»Aber niemand hat eine Erklärung. Niemand unternimmt auch nur den versuch, die vorfälle zu erklären. Das sagt mir, dass sie uns entweder etwas verheimlichen oder …«
»Noch niemand dahintergekommen ist«, unterbricht sie mich, ehe ich meinen Satz zu Ende sprechen kann.
18
Es ist dunkel. Im Haus ist es still. Ich bin müde, kann aber nicht schlafen. Wir haben fast zwei Uhr morgens.
»Bist du wach?«, frage ich leise.
»Hellwach«, antwortet Lizzie.
Ich drehe mich auf die Seite und lege zärtlich die Arme um sie. Sie ebenfalls, und da ziehe ich sie näher zu mir. Es tut gut, dass sie wieder so neben mir liegt. Ist zu lange her.
»Was machst du morgen früh?«, fragt sie. Ihr Gesicht berührt meins. Ich spüre ihren Atem auf der Haut.
»Weiß nicht«, antworte ich hastig. Ich möchte zu Hause bleiben, aber ein Teil von mir glaubt immer noch, dass ich zur Arbeit muss. Je länger ich hier wachlag, desto mehr konnte ich mir selbst einreden, dass es sicher ist, am Morgen ins Büro zu gehen. verdammte Dummheit. Ich wurde heute Zeuge, wie Menschen mitten in der Stadt erschossen wurden. Ich kann da nicht mehr hin.
»Bleib hier«, sagt sie leise. »Bleib hier bei uns. Du solltest bei mir und den Kindern sein.«
»Ich weiß, aber …«, murmle ich.
»Kein Aber. Wir brauchen dich hier. Ich brauche dich hier. Ich habe Angst.«
Ich weiß, dass sie recht hat. Ich nehme sie noch fester in den Arm und gleite mit der Hand an ihrer Wirbelsäule hinab. Sie trägt ein kurzes Nachthemd. Ich schiebe die Hand darunter und streiche ihr über den Rücken. Ihre
Haut ist weich und warm. Ich gehe davon aus, dass sie murrt und wie üblich von mir wegrückt, aber sie bleibt. Jetzt spüre ich auch ihre Hände auf meiner Haut.
»Bleib hier bei mir«, flüstert sie erneut und streicht mit den Händen sanft über meinen Hintern, bevor sie mir zwischen die Beine greift. Sie streichelt mich, und obwohl wir beide ängstlich, verwirrt und unsicher sind, habe ich binnen weniger Sekunden einen Steifen. Ich kann mich nicht erinnern, wann wir das letzte Mal miteinander geschlafen haben. Es scheint immer einen Grund zu geben, warum es gerade nicht möglich ist. Etwas oder jemand ist immer im Weg.
»Wie lang ist es her?«, frage ich mit leiser Stimme.
»Zu lang«, antwortet sie.
Lizzie dreht sich auf den Rücken, und ich lege mich auf sie. Behutsam dringe ich in sie ein, worauf sie mich fest packt. Ich spüre, wie sie mir die Nägel in die Haut bohrt. Sie will mich so sehr wie ich sie. Heute Nacht brauchen wir uns beide. Keiner von uns spricht ein Wort. Kein Gerede. Es gibt nichts zu sagen.
Es ist halb fünf. Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich muss eingeschlafen sein. Es ist noch dunkel, das Bett leer. Ich schaue mich um und sehe Lizzie neben der Tür stehen.
»Was ist los?«
»Hör doch«, flüstert sie.
Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und setze mich auf. von über uns kann ich Lärm hören. In der anderen bewohnten Wohnung oben tut sich was. Ich höre Stimmen – laute Stimmen -, dann das Brechen von Glas.
»Was geht da vor?«, frage ich immer noch verschlafen.
»Es hat vor fünf Minuten angefangen«, erklärt sie mir,
während die Stimmen über uns noch lauter werden. »Ich konnte nicht schlafen. Ich dachte …«
Ein Poltern aus der oberen Wohnung unterbricht sie. Danach herrscht im ganzen Haus Stille. Es ist eine lange, unbehagliche und ominöse Stille, bei der mir nach einer Weile der Atem stockt. Es ist kalt im Schlafzimmer, ich zittere vor Kälte und Nervosität. Lizzie dreht sich zu mir um und will etwas sagen, doch ein erneutes Geräusch lässt sie verstummen. oben wurde eine Tür zugeschlagen. Sekunden später hören wir hastige, unregelmäßige Schritte draußen im Treppenhaus, dann das vertraute Quietschen, als die Haustür aufgerissen wird. Ich steige aus dem Bett.
»Wo gehst du hin?«, fragt sie.
»Ich will nur nachsehen …«, setze ich an, obwohl ich nicht ganz sicher bin, was ich da tue.
»Nicht«, fleht sie mich an. »Bitte nicht. Bleib einfach hier. Unsere Tür ist abgeschlossen, die Fenster zu. Wir sind sicher, und die Kinder auch. Alle anderen sind unwichtig. Misch dich nicht ein. Was immer da
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