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Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater

Titel: Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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und erst wieder aufstehen, wenn alles vorbei ist. Was mich veranlasst, mir noch eine
Frage zu stellen, die ich nicht beantworten kann – wie soll das alles enden? Klingt diese Welle der Gewalt und Zerstörung einfach irgendwann ab und verschwindet wieder, oder eskalieren die Ereignisse noch weiter?
    Die Nachrichtensendung sieht heute Morgen anders aus, aber ich brauche eine Weile, bis es mir auffällt. Die Kulisse ist dieselbe, die Sprecherin kenne ich auch. Den Mann an ihrer Seite jedoch kenne ich nicht. Muss eine vertretung sein. Vermutlich ist der reguläre Nachrichtensprecher heute Morgen nicht zum Dienst erschienen. In meinem Büro ist auch die Hälfte der Leute nicht gekommen. Es gibt keinen Grund, weshalb es bei den Leuten vom Fernsehen anders sein sollte, oder? vielleicht davon abgesehen, dass sie viel mehr Geld als ich für viel weniger Arbeit bekommen.
    Es handelt sich wieder um eine fortlaufende Wiederholung. offenbar eine einzige Schlagzeile, die die beiden Moderatoren immer wieder präsentieren. Keine Sport-, keine Unterhaltungs-, keine Wirtschaftsmeldungen mehr, und die aktuellen Meldungen decken sich mit denen, die wir schon gesehen haben. Keine Erklärungen, nur die wichtigsten Informationen. Ab und zu wird der Zyklus unterbrochen, wenn einer der Moderatoren ein Interview mit einem vertreter der Behörden führt. In den letzten Tagen wurden Politiker, kirchliche Würdenträger und andere interviewt. Sie sind alle ziemlich wortgewandt und können sich vor der Kamera präsentieren, aber keiner kann verbergen, dass sie so wenig Bescheid wissen wie wir Übrigen auch. Und andere, bei denen ich eigentlich mit einem Interview gerechnet hätte, glänzen durch Abwesenheit. Was ist mit dem Premierminister und anderen hochrangigen Volksvertretern? Warum lassen die sich
nicht blicken? Sind sie zu sehr damit beschäftigt, sich der Krise auf persönlicher Ebene anzunehmen (was ich bezweifle), oder wäre es möglich, dass sie gar nicht mehr im Amt sind? Könnte der Regierungschef oder der Polizeichef ein Hasser sein?
    Der Nachrichtensprecher vermeldet gerade, dass Schulen und Behörden geschlossen bleiben, als er durch eine plötzliche, hektische Bewegung vor der Kamera unterbrochen wird. Er blickt auf, als eine magere Gestalt mit Notizblock und Kopfhörern ins Bild stolpert. Es handelt sich um eine große, schlanke Frau, die rückwärtsgeht, bis sie den Schreibtisch des Sprechers fast berührt. Ist sie die Produzentin oder Regisseurin oder so? Sie bückt sich ein wenig und vergewissert sich, dass die Kamera sie auch wirklich erfasst hat.
    »Hören Sie sich diesen Unsinn nicht länger an«, sagt sie mit verzweifeltem, tränenüberströmtem und müdem Gesicht. »Man erzählt Ihnen nur die halbe Wahrheit. Glauben Sie kein Wort von dem, was man Ihnen …«
    Und dann ist sie weg. Um sie herum herrscht hektische Betriebsamkeit, dann wird der Bildschirm plötzlich schwarz. Nach einigen bangen und beunruhigenden Sekunden ist der Nachrichtenkanal wieder da: mit Anweisungen für die persönliche Sicherheit, die ich schon mindestens fünfmal gesehen habe.
    Was mag man uns verschweigen? Die Frau sah verzweifelt aus, als hätte sie Tage auf eine Möglichkeit zu sprechen gewartet.
     
    vor ein paar Minuten habe ich im Büro angerufen, aber es nimmt niemand ab. Anfangs war ich erleichtert, weil ich mit keinem reden musste, aber dann bekam ich wieder
Panik, weil ich begriff, wie schlimm die Lage wirklich geworden sein musste, wenn niemand mehr zur Arbeit ging.
    Ich kann mich nur noch vor dem Fernseher auf das Sofa setzen und mit ansehen, wie die Welt vor die Hunde geht.

20
    Wir brauchen Lebensmittel. Ich wollte überhaupt nicht mehr nach draußen, hatte aber keine andere Wahl. Lizzie und die Kinder sitzen seit zwei Tagen zu Hause fest, die vorräte sind fast aufgebraucht. Daran hätten wir früher denken sollen. Ich muss unbedingt einkaufen, bevor die Lage da draußen noch unsicherer wird.
    Ich stecke so viel Bargeld, wie ich finden kann, in die Tasche; mal sehen, wie weit ich damit komme. Mit Geld konnte ich nie gut umgehen. Überziehen kann ich das Konto nicht, weil ich vor einem Jahr Ärger mit meiner Bank hatte und sie mir daraufhin den Dispokredit gekündigt hat. Wenn am Zahltag das Geld überwiesen wird und alle Rechnungen bezahlt sind, kann ich den Rest abheben, und davon müssen wir leben, bis das nächste Gehalt überwiesen wird. Bis zum Zahltag sind es noch zwei Wochen, daher hab ich nicht mehr besonders viel

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