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Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater

Titel: Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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lässt sich auf den Stuhl hinter dem Schreibtisch fallen. »Die kommen alle jetzt aus ihren Löchern, wo ich Dienst habe.«
    Ich will ihr gerade sagen, dass sie nicht so einen Unsinn reden soll, als die Eingangstür aufgerissen wird. Vielleicht hat sie recht. Ein Mann stürmt mit hektischen Bewegungen in das Gebäude. Er hat einen Stapel Papiere dabei, die er vor Hilary auf den Schreibtisch knallt. Sie weicht zurück. Der Mann ist außer sich. Er schäumt vor Wut, und plötzlich kann ich mich vor Angst nicht mehr bewegen. Ist er einer von denen? Ist er ein Hasser?
    »Sehen Sie sich das an!«, brüllt er. »Sehen Sie sich diese verdammte Scheiße an!«

    Er schlägt mit der Faust auf den Tisch. Sein Gesicht ist rot angelaufen, und er atmet schwer. Er ist fast eins neunzig groß und wie ein Rugbyspieler gebaut. Ich sollte etwas zu ihm sagen, bringe aber kein Wort heraus. Stumm flehe ich, dass Hilary etwas sagt (normalerweise kann sie gut mit so etwas umgehen), aber auch ihr scheint es die Sprache verschlagen zu haben.
    »Ihr Arschlöcher habt mein Auto mit einer Reifenklammer lahmgelegt«, brüllt er. »Da waren keine Schilder und keine Markierungen. Das ist eine verdammte Schande. Euretwegen habe ich eine Sitzung verpasst.«
    Ich kann mich immer noch nicht bewegen. Er brüllt nach wie vor, aber ich höre ihm nicht mehr zu. Ich sehe ihm ins Gesicht und weiche weiter zurück, bis ich an der Wand stehe. Ist dieser Mann wirklich ein Hasser? Mein Gott, dreht er gleich durch und bringt uns beide um? Was soll ich nur machen? Einfach weglaufen? Der Mann sieht Hilary an, dann mich. Ich versuche, Blickkontakt zu vermeiden, aber es klappt nicht. Aus dem Augenwinkel sehe ich Hilary. Sie zittert wie Espenlaub. Normalerweise ist sie hart wie Stein, jetzt aber ebenso erschüttert wie ich. Ich muss etwas tun.
    »Hören Sie …«, beginne ich mit leiser, unsicherer Stimme.
    »Kommen Sie mir nicht mit irgendwelchem Quatsch«, fährt er mich an, und seine Stimme ist kein bisschen leiser oder ruhiger. »Ich will keinen Quatsch hören. Bringen Sie die Sache nur in Ordnung, und zwar sofort. Ich muss wieder ins Büro. Ich bin wirklich mit den Nerven am Ende, und wenn ich nicht …«
    Er beugt sich wieder vor, und wir weichen beide erschrocken zurück.

    »Bitte …«, murmelt Hilary kläglich. Sie fängt an zu weinen. Unter dem Schreibtisch drückt sie den Alarmknopf. Ich kann die schrille Sirene im Büro hören.
    Der Mann verstummt. Sein Ausdruck verändert sich. Auch er hört die Sirene. Er blickt von Hilary zu mir und wieder zurück. Plötzlich werden seine Augen groß, man sieht ihm Schock und Panik an. Wovor hat er denn um Himmels willen Angst? Er ist doch derjenige, der hier reingestürmt ist und …
    »Es tut mir leid«, sagt er hastig und weicht zwei Schritte von dem Schreibtisch zurück. »Es tut mir leid, ich wollte nicht …«
    Seine Stimme hat nur noch einen Bruchteil der vorherigen Lautstärke. Hilary und ich stehen bloß da und warten darauf, dass er wieder explodiert. Aber er gibt klein bei. Er sieht, dass wir Angst haben, und jetzt fürchtet er sich plötzlich davor, wie wir reagieren könnten.
    »Ich bin keiner von denen«, sagt er und fleht uns regelrecht an, dass wir ihm glauben. Es sieht aus, als hätte er Tränen in den Augen. »Ehrlich nicht. Der Strafzettel hat mich wütend gemacht, da bin ich eben ein bisschen ausgerastet, das ist alles. Ich bin kein Hasser. Ich will mich nicht prügeln. Ich tu keinem was …«
    Ich kann mich immer noch nicht bewegen. Wie erstarrt stehe ich da. Die ganze Situation kommt mir seltsam und bizarr vor. Eine nervöse Konfrontation, die so schnell zu Ende ist, wie sie angefangen hat. Der Mann will offenbar noch etwas sagen, lässt es dann aber. Stattdessen macht er kehrt und verlässt mit seinem Strafzettel das Gebäude.

15
    Mittagszeit. Zwei Stunden später, als ich meine Pause eigentlich machen wollte. Es wäre vermutlich vernünftiger gewesen, wenn ich im Büro geblieben wäre, aber ich musste raus. Ich bekam noch einen Anruf von Lizzie. Ihr Tag daheim bei den Kindern wird immer schlimmer. Wir brauchen Brot und Milch, aber sie sind aufsässig, darum kann sie nicht mit ihnen einkaufen gehen. Ich sagte ihr, dass ich die Sachen besorgen würde. Eigentlich wollte ich damit bis nach der Arbeit warten, bin jetzt aber froh, dass ich es nicht getan habe. Die Regale im Supermarkt sind so gut wie leer. Bis heute Abend wird nichts mehr da sein.
    Unabsichtlich gerate ich wieder auf den Millennium

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