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Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater

Titel: Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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nachdem wir sie zu Bett gebracht hatten, doch seither war sie schweigsam und wortkarg.
    Ein dumpfes Grollen ertönt in der Wohnung, ein plötzlicher Lichtblitz erhellt sie, als über einem nicht weit entfernten Gebäude ein riesiger Feuerball in den Himmel steigt.
    »Was um alles in der Welt war das?«, knurrt Harry, steht auf und stolpert zum Fenster. Er zieht die vorhänge ganz auf, ich stelle mich zu ihm und blicke ihm über die Schulter. Ich kann nicht sehen, was brennt. Könnte das Krankenhaus
am Colville Way sein. Das liegt eine viertelmeile entfernt, aber immer noch zu nahe für meinen Geschmack. Als sich der erste Lärm und die Flammen ein wenig gelegt haben, höre ich andere gleichermaßen be ängstigende Geräusche. Eine verzweifelte Frau ruft um Hilfe. Ihre Stimme klingt heiser und schrill vor Entsetzen. Sie redet mit anderen, schreit sie an, dass sie sie in Ruhe lassen sollen, und … plötzlich verstummen ihre Schreie. Ich höre ein Auto anspringen. Einen Moment später rast es davon, doch sein kurzer Ausflug findet binnen weniger Sekunden ein Ende. Bremsen quietschen, Reifen schlittern über den Asphalt, dann höre ich den unmissverständlichen Knall eines Zusammenstoßes.
    Die Stille, die dem plötzlichen Ausbruch folgt, ist tausendmal schlimmer als die Flammen und Schreie. Ich stehe hier und warte auf die Sirenen der Polizeifahrzeuge, der Feuerwehr oder anderer Helfer, höre aber nichts, nur die kalte und einsame Stille. Ich weiß, sollte hier etwas passieren, wäre die Reaktion nicht anders. Wir sind vollkommen auf uns allein gestellt.
    Ich drehe mich um. Der Lichtschein des Feuers erhellt das Zimmer, und ich sehe, dass Lizzie weint. Ich gehe zu ihr, setze mich neben sie auf das Sofa und lasse Harry das Inferno allein am Fenster beobachten. Ich lege den Arm um sie und ziehe sie an mich.
    »So weit hätte es nie kommen dürfen«, brummelt Harry mit dem Rücken zu uns; er steht am Fenster wie ein General, der das Schlachtfeld begutachtet. »Die hätten die Lage nicht so außer Kontrolle geraten lassen dürfen.«
    Er dreht sich um, sieht uns beide an und macht fast den Eindruck, als verlange er eine Antwort von uns. Liz blickt ihn mit tränenüberströmtem Gesicht an.

    »Lass gut sein, Harry«, warne ich ihn, »dies ist nicht der richtige Zeitpunkt …«
    »Wann ist denn dann der richtige Zeitpunkt?«, fährt er mich an. »Wann wollt ihr denn darüber reden? Wenn die Situation auch hier außer Kontrolle gerät?«
    »Zehn Meter entfernt liegt eine Tote auf der Straße. Ich würde sagen, die Situation ist auch hier schon außer Kontrolle geraten«, entgegne ich wütend.
    »Und was wollen wir dagegen unternehmen?«, fragt er. Ein unangenehmer Tonfall von Panik und verzweiflung klingt in seiner lauten Stimme mit. »Bleiben wir einfach hier sitzen? Werden wir nichts als …«
    »Was können wir denn tun?«, frage ich ihn und halte Lizzies Hand ein wenig fester. »Was für Möglichkeiten haben wir denn, Harry? Sollen wir hier sitzen, unter uns bleiben und die Kinder beschützen, oder sollen wir deiner Meinung nach da rausgehen und kämpfen?«
    »Das war ja überhaupt erst die Ursache des Problems«, argumentiert er.
    »Genau. Also, was sollen wir sonst tun?«
    Jetzt zeigt Harry mit dem Finger auf mich, seine Stimme wird noch lauter. Er ist außer sich, und ich beiße mir auf die Lippen und kämpfe gegen meine Panik an. Ich frage mich, ob er sich gleich verwandeln wird.
    »Genau darauf haben die Leute gewartet«, fährt er in einer unangenehmen Lautstärke fort, »eine Ausrede, um zu kämpfen. Nicht dass sie vorher eine Ausrede dafür gebraucht hätten, aber jetzt ist alles egal. Die Leute können tun und lassen, was sie wollen, und müssen keine Angst vor Strafe mehr haben. Das gibt dem Abschaum hier die Möglichkeit, endlich aus seinen Löchern zu kommen und …«

    »Sei still«, schreit Lizzie ihn wütend an. »Sei einfach still, Dad. Das hilft uns nicht weiter.«
    »Diese Leute brauchen eine strenge Hand«, fährt er ungerührt fort. Er zeigt vorwurfsvoll zum Fernseher. »Und wenn diese Idioten in den Fernsehsendern die Sache nicht künstlich aufgebauscht und immer mehr und mehr Gewalt gezeigt hätten, dann säßen wir jetzt vielleicht nicht in diesem Schlamassel. Hätten sie ein bisschen Respekt vor der obrigkeit gezeigt, dann wären wir jetzt vielleicht alle …«
    »Es gibt keine obrigkeit mehr«, schreie ich zurück. »Gestern hab ich einen Polizisten gesehen, der kaltblütig Leute abgeknallt hat,

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