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Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater

Titel: Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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den Atem an, aber nicht, weil ich Angst vor ihnen hätte, sondern weil ich innerlich vor ohnmächtiger Wut schreie, da ich den bösen Abschaum, der uns hier gefangen hält, bekämpfen und töten will. Doch ich weiß, dass ich das nicht kann. Sie sind zu viele und zu schwer bewaffnet. Würde ich meine wahren Absichten zeigen, wäre ich innerhalb von Sekunden ein toter Mann. Das darf ich nicht zulassen, allerdings fällt es mir immer schwerer, meine Gefühle zu unterdrücken. Ich weiß, dass sich andere Leute in dieser Schlange nicht beherrschen konnten und dafür mit dem Leben bezahlten. Erst vor wenigen Minuten habe ich wieder einen Wutschrei gehört, gefolgt von einem Kugelhagel im Halbdunkel hinter mir. Die Stille um uns herum ist jetzt irgendwie beängstigender als der Lärm von Kampf und Tod, der ihr vorausgegangen ist.

    Im Lauf des Tages war es unmöglich, ein Ende der Schlange zu erkennen. Im trüben Licht sehe ich nur rund dreißig Leute vor mir und dieselbe Anzahl dahinter. Ich bin aber sicher, dass die Schlange inzwischen um Hunderte Menschen gewachsen ist. In der vergangenen Stunde sind zweimal Konvois leerer Lastwagen an uns vorbeigefahren. Die Logik gebietet, dass sie mehr Leute hergebracht haben und jetzt wieder unterwegs sind und nach weiteren suchen.
    Das Mädchen vor mir schwankt wieder. Ich darf sie nicht umfallen lassen. Unmerklich gehe ich einen Schritt vor, strecke eine Hand aus und stütze sie.
    »Komm schon«, zische ich flüsternd, »nicht jetzt. Durchhalten, wenn’s geht …« Ich bin nicht einmal sicher, ob sie mich bei dem prasselnden Regen hören kann.
    vorne tut sich was. Sehen kann ich nichts, aber definitiv etwas hören. Ich blicke in das Dunkel und bemühe mich verzweifelt, etwas zu erkennen. Bewegen sich die Leute in der Schlange endlich? Ein paar Sekunden bin ich noch unsicher, doch dann ist klar: Wir setzen uns tatsächlich in Bewegung. Die Gefangenen rücken mit linkischen, unbeholfenen Schritten vor, und auch ich benutze zum ersten Mal seit Stunden wieder meine Füße. Meine Beine sind schmerzhaft steif, jeder Schritt kostet mich enorme Anstrengung und Konzentration. Einen Moment verspüre ich Erleichterung, als die Schmerzen in meinen Beinen allmählich nachlassen, doch dann überlege ich mir, wohin die Reise gehen könnte, und spüre wieder Panik. Ich weiß, dass ein Fluchtversuch jetzt nicht mehr in Frage kommt. Es fällt mir schwer genug, einen Fuß vor den anderen zu setzen; für schnellere Bewegungen habe ich weder Kraft noch Energie.

    Die Soldaten marschieren an unserer Seite, wahren meistens Distanz, schubsen oder schlagen mitunter aber diejenigen von uns, die sich zu langsam bewegen oder aus der Reihe stolpern. Voraus fällt einer der Männer, die bei mir auf dem Lastwagen waren, zu Boden. Er ist alt und müde und bleibt schluchzend auf dem Schotterweg liegen. Ich gehe weiter – was bleibt mir schon anderes übrig? – und höre, wie einer der Soldaten ihn anbrüllt, dass er aufstehen und weitergehen soll. Könnte ich doch nur etwas tun, um ihm zu helfen. Ich wage nicht, mich umzusehen. Als ich einen einzelnen Gewehrschuss hinter mir höre, weiß ich, dass sein Leiden zu Ende ist. Ich kann meine Wut immer schwerer im Zaum halten. Trotz meiner Erschöpfung wird der Wunsch, mich auf diese Soldaten zu stürzen und zu kämpfen – sie zu töten -, von Minute zu Minute stärker und lässt sich kaum noch unterdrücken. Lediglich die Gewissheit, dass jede unbedachte Tat meine letzte wäre, hält mich in der Schlange.
    Wir haben wieder angehalten.
    Die Bewegung endet fast so schnell, wie sie begonnen hat. Ich habe keine Ahnung, wie weit wir gegangen sind. Ich weiß nicht, wie nahe ich dem Gebäude jetzt bin, denke mir aber, dass die ersten Leute in der Schlange endlich den Eingang erreicht haben.

41
    oh, es ist so verdammt kalt.
    Die Wolkendecke bricht ein wenig auf, der Regen lässt wenigstens eine Weile nach. Das Gebäude vor uns wird durch eine Reihe von grellen Flutlichtern erhellt, die vom nassen Boden reflektiert werden und ihm das Aussehen einer gotischen Kathedrale oder Festung verleihen. Zwar sehe ich es jetzt deutlicher, habe aber immer noch keine Ahnung, was für einem Zweck es dient. Ist es eine Art von Quarantänezentrum? Das ergibt alles keinen Sinn. Wenn die uns hierhergebracht haben, um uns zu töten, warum tun sie es dann nicht einfach? Warum vergeuden sie die Zeit und das Personal, damit sie uns in der Schlange halten und die Toten einsammeln können? Für

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