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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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wuchsen. Wie war es möglich, dass sich in seine Rinne überhaupt kein Gold verirrte, während es in der Schale des unpraktischen Bibliothekars immer wieder gelb aufblitzte? Die Ungerechtigkeit war nur durch eifriges Schaufeln zu besiegen, beschloss Remes und ließ den Dreck spritzen.
    Oiva Juntunen nahm die Gewohnheit an, sich ans Ufer zu setzen und dem fleißigen Goldgräber von der segensreichen Tätigkeit des Flechtensammelns zu erzählen. Er stocherte mit dem Stock im Moos, und wenn er zufällig eine Sporenpflanze aufspießte, die er für außergewöhnlich hielt, breitete er sie auf einem Stück Birkenrinde aus und erklärte dem schwitzenden Major, was man an dem Fund alles ablesen konnte. Den Major interessierten diese Geschichten überhaupt nicht, ein Kofferradio wäre ihm zum Beispiel lieber gewesen, doch immerhin hatte er ein Hintergrundgeräusch bei seiner eintönigen Arbeit, sollte der Assistent doch erzählen, was er wollte.
    Hin und wieder besuchte Oiva Juntunen den Fuchsbau, um ein wenig Gold abzuschaben, das er dann am Fluss aus dem Kies »wusch«.
    Der Major behielt seinen Kameraden im Auge. Weshalb verschwand der Assistent in Abständen immer hinter der Hütte, auf das Gelände am alten Fuchsbau? Irgendetwas suchte er dort, doch nicht etwa bloß Flechten?
    Im August wurde die Luft kühler. Es gab weniger Mücken, und der Himmel war nicht mehr so blau wie im heißen Juli. Oiva Juntunen erkannte, dass der Herbst in Lappland langsam Einzug hielt. In zwei Monaten würde es schneien, der Frost würde kommen.
    »Wie wäre es, wenn wir für dieses Jahr mit dem Goldsuchen aufhören? Wir müssen die Bude winterfest machen«, schlug er dem Major eines kühlen Tages vor.
    Remes wollte nichts davon wissen.
    »Man muss jetzt suchen, bevor der Boden vereist und der Bach zufriert.«
    Oiva Juntunen fand, damit könne man sehr gut im Frühjahr, nach der Eisschmelze, weitermachen. Jetzt sollte eine Winterpause eingelegt werden.
    »Du kannst in der Sauna den Ofen montieren, und auch der Wasserkessel muss eingemauert werden. In der Wohnstube brauchen wir einen Petroleumheizkörper, Propangaslampen und Tapeten an den Wänden. Auch ein Kühlschrank wäre nicht schlecht, außerdem eine Stereoanlage ... Wir sollten uns ein Aggregat anschaffen, damit wir Strom haben.«
    Der Major stieß den Spaten in den Ufersand.
    »Ein Wunder, dass du nicht noch ein Klavier und eine Couchgarnitur haben willst!«
    Oiva Juntunen dachte an seine Wohnung in Stockholm. Dort hatte er ein weißes Klavier besessen. Und einen wunderbaren Barschrank, eine eigene Sauna, ein türkis gefliestes Bad, dicke Teppiche ...
    »Wenn die Moore vereisen, könnte man mit einem starken Traktor tatsächlich ein Sofa herholen.«
    Da hatte der müde Remes zu schlucken. Sein Widerstand regte sich: Er könnte eigentlich weiter Gold suchen, der Sommer würde noch mehrere Wochen anhalten, aber dieser verfluchte Bibliotheksmann verlangte in der Wildmark nach einer Couchgarnitur. Remes knurrte mit tiefer, aggressiver Stimme:
    »Hör zu, Asikainen. Du bist gar kein Assistent. Ich habe nachgeforscht. Du bist auch nicht Asikainen. Ich glaube, du bist ein Gauner.«
    Oiva Juntunen wäre fast von der Bülte in den Fluss gerutscht, so sehr erschrak er über die Worte des Majors. Mit zitternder Stimme wies er die Behauptung zurück:
    »Na hör mal, von Reuterholm ... Sei doch nicht verrückt!«
    Der Major stieg aus dem Bach. Er kam drohend auf »Asikainen« zu und äußerte seine Vermutung, dass der andere in Wirklichkeit ein gewisser Junttila oder Juntunen sei. Er habe das bereits im Sommer in Kittilä aus den Papieren der Autovermietung ersehen. In der Universitätsbibliothek in Helsinki kenne man keinen »Assistenten Asikainen«. Und außerdem:
    »Das Gold, das du mir gegeben hast, war Industriegold.«
    Der Major geriet in Hitze:
    »Verflucht noch mal, du hast mich den ganzen Sommer diesen elenden Schlammgraben durchwühlen lassen, und ich habe bloß ein paar Gramm Gold rausgeholt.«
    Erst jetzt blitzte in Remes’ Hirn die Erkenntnis auf, was sich da abgespielt hatte.
    »Du hast in den Dreck ein bisschen Gold reingemischt, damit ich bei der Stange bleibe und in alle Ewigkeit hier als dein Diener ausharre! Ich glaube, ich erschlage dich auf der Stelle.«
    Oiva Juntunen wartete nicht am Fluss, bis Major Remes seine tödliche Drohung wahrmachen konnte, sondern nahm die Beine in die Hand. Ängstlich dachte er, er müsse schnell unter Menschen gelangen, fort von dem mordlüsternen

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